Volleyball:In Unterzahl

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Georgi Topalov ist einer von gerade einmal zwei Hachingern bei den Alpenvolleys. Er sagt: "Das wird sehr groß."

Von Max Ferstl, Unterhaching

Vergangenheit und Gegenwart hängen großformatig in der Sporthalle am Utzweg unter dem Dach. Das Plakat rechts erinnert an die goldene Zeit im Unterhachinger Volleyball: Pokalsieger, Zweiter in der Meisterschaft, Champions-League-Teilnehmer. Alles, bevor sich der Hauptsponsor 2014 zurückzog. Links daneben fordert ein Senfhersteller: "Drückt auf die Tube." Das setzt der Klub derzeit eindrucksvoll um: Per Wildcard ließ sich der Klub kürzlich in die Bundesliga versetzen, auch wenn dafür eine ungewöhnliche Kooperation mit Österreichs Meister Innsbruck benötigt wurde.

Auch Georgi Topalov kann es gerade gar nicht schnell genug gehen. Es ist Dienstagabend, er hat seine 1,97 Meter auf einem Stuhl geparkt. Die Hitze drückt in die Hachinger Halle, unten schwitzen die Spieler, mit denen Topalov in der vergangenen Saison in die zweite Liga aufgestiegen ist. Einer ruft etwas, Topalov winkt zurück, man versteht sich. Zusammen spielen werden sie nicht mehr. Topalov, der bulgarische Zuspieler, ist einer von gerade einmal zwei Spielern, die Unterhaching zu den Hypo Tirol Alpenvolleys beisteuert. Der zweite ist Jonas Sagstetter, ein Nachwuchsmann. Topalov, 24, sagt: "Es wird sehr groß."

Auf den ersten Blick steckt nicht viel Haching in dieser transnationalen Neukreation, sowohl im Wortungetüm des Teamnamens als auch im Kader. Aber Topalov findet die Identitäts-Debatte ohnehin kleinkariert: "Man sollte die Mannschaften nicht getrennt denken, sondern gemeinsam." Das könnte einigen Fans schwerfallen, wenn ihr Klub viele Heimspiele im nicht ganz so heimischen Innsbruck veranstaltet. Aber man sei ja Bestandteil von etwas Größerem, findet Topalov: "Es gab noch nie so ein Projekt in Europa. Die Ziele sind sehr hoch."

Die Klubführung hat offiziell Platz fünf als Saisonziel ausgerufen. Intern dürfte die Marke wohl etwas höher liegen. "Das Team ist komplett professionell, die Spieler wurden sorgfältig ausgewählt", erklärt Topalov. Sechs stammen aus Innsbrucks letztjährigem Meisterkader, neben Topalov und Sagstetter wurden noch sechs andere Profis verpflichtet - wie der starke kanadische Diagonalspieler Rudy Verhoeff vom Erstligisten Düren, der WM-Siebter und Olympia-Fünfter war. Zehn Nationen sind insgesamt im Team vertreten.

Die Meisterschaft nennt Topalov "einen Traum", zu den Hauptkonkurrenten rechnet er Meister Berlin, Pokalsieger Friedrichshafen und Frankfurt - die besten deutschen Klubs. "Man kann nicht erwarten, dass es von Anfang an gut läuft. Alles ist neu, wir werden uns finden müssen. Aber die Ergebnisse werden kommen, vielleicht noch nicht im ersten Jahr, aber sicher im zweiten", glaubt Topalov. Er hat es verinnerlicht, das Auf-die-Tube-Drücken.

Vor einem dreiviertel Jahr hatte sich Topalov in Unterhaching vorgestellt, der TSV spielte nur in der dritten Liga, aber Topalov sprach in ernstem Ton von der Bundesliga, der Meisterschaft. Dass nun alles etwas schneller ging als ursprünglich geplant - umso besser. Für Topalov ist es auch die Gelegenheit, sich in ein gut ausgeleuchtetes Schaufenster zu stellen. Er hofft, einmal in die bulgarische Nationalmannschaft befördert zu werden. In der Jugend ist ihm das gelungen. Gute Auftritte in der Bundesliga wären sicher hilfreich. "Es ist eine große Chance", so sieht Topalov das. Nicht nur für ihn selbst, sondern auch für Unterhaching: "Wir können den Leuten zeigen, dass der Volleyball hier wieder eine bedeutende Rolle spielt."

Er schaut hoch zum Plakat mit den Meilensteinen: "Es wäre noch ein Platz frei für die Meisterschaft."

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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