Volleyball:Hindernis im Kopf

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Zweitligist Grafing löst seine Blockade auch gegen Rüsselsheim nicht

Johannes Oswald, der Manager, und Adrian Zoppelt, der Trainer, müssen sich langsam so vorkommen, als hingen sie seit Monaten in einer Zeitschleife. Die Zeit läuft, und sie läuft gegen Grafings Zweitliga-Volleyballer, die sich an jedem neuen Wochenende in immer neue Niederlagen stürzen. Auch am vergangenen Samstag war das wieder so, im Heimspiel gegen den klaren Favoriten und Meisterschafts-Anwärter Rüsselsheim. Grafing gewann den ersten Satz, im zweiten führte Zoppelts Mannschaft mit 23:17. Doch der TSV verlor diesen Durchgang noch mit 24:26, nach einer Serie von 1:9 Punkten, und das Spiel mit 1:3 (25:17, 24:26, 14:25, 24:26).

Grafings Problem sind nicht etwa begrenzte spielerische Möglichkeiten. Auch gegen Rüsselsheim, den Tabellendritten und einzigen Süd-Zweitligisten, der die Vorlizenzierung für die erste Liga beantragt hat, wurde das wieder deutlich. Denn der TSV spielte fast drei der vier Sätze stark wie ein Spitzenteam der zweiten Liga. "Es wäre ein Sieg drin gewesen", sagte Oswald, "aber wir machen wieder den Sack nicht zu und verlieren das Spiel dann dumm." Die psychische Blockade ist längst Grafings Problem. Es bleibt ungelöst.

Drei knappe Sätze hat Grafing in dieser Saison gewonnen, dreizehn aber verloren. Das zeigt, wie sehr der eher jungen, unerfahrenen Mannschaft in Schlüsselsituationen bislang die Nerven versagen. Angriffen fehlt dann plötzlich die Durchschlagskraft, es ist so, als würde eine unsichtbare Hand den Schlagarm festhalten. "Deprimiert ist das falsche Wort. Eher niedergeschlagen, etwas ratlos" seien sie, sagt Oswald. Eine Lösung für dieses Problem ist nicht in Sicht, wie auch: Solche mentalen Hindernisse sind nicht binnen Wochen zu lösen, das braucht Zeit. Zeit, die Grafing eigentlich nicht hat.

Dem Tabellenvorletzten läuft sie davon, bereits am Samstag kommt es auswärts zum Duell mit dem Schlusslicht Waldgirmes. Gewinnen die Hessen mit 3:1 oder 3:0, ziehen sie an Grafing vorbei - und haben dann immer noch ein Spiel weniger absolviert. Dann würde der Abstieg für Grafing konkreter werden. "Das Spiel ist extrem wichtig, und ich weiß nicht, ob wir dem Druck standhalten", sagt Oswald. "Die Nerven sind es gerade ein bisschen, das Psychische, aber wenn wir die Leistung aus den vergangenen Spielen zeigen, gewinnen wir klar." Es würde vermutlich auch eine schlechtere Leistung genügen - und viel Mut in Schlüsselszenen.

© SZ vom 19.01.2015 / sewi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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