Volleyball:Harte Landung in Friedrichshafen

Lesezeit: 3 min

Die Alpenvolleys verlieren ihre Bundesliga-Premiere am Bodensee glatt. Dass sie mithalten können, wollen sie im Heimspiel gegen Bühl zeigen.

Von Katrin Freiburghaus, München

Hannes Kronthaler hatte die Niederlage vorher angekündigt: Seine Mannschaft, die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching - so heißt sie ganz offiziell - fahre als Außenseiter zum Volleyball-Supercupsieger nach Friedrichshafen. Das ist für sich genommen keine originelle Aussage, denn sofern man nicht Berlin ist, trifft sie auf so ziemlich jedes Team in der Bundesliga zu. Die meisten aber hoffen am Spieltag dann doch auf eine kleine Sensation. Manager Kronthaler tat das nicht, und so ärgerte er sich auch nur bedingt über das klare 0:3 (23:25, 14:25, 18:25) im ersten Pflichtspiel seines transnationalen Kooperationsprojekts aus Innsbruck und Unterhaching.

Manager Kronthaler ist trotz des Ergebnisses begeistert - auch von der Qualität in der neuen Heimat

"Unser Ziel ist nicht der erste Platz, sondern vier, fünf, sechs, darauf müssen wir uns konzentrieren, also war es für den Auftakt nicht so schlecht", sagte er. Der 52-Jährige wertete das Ergebnis vielmehr als weiteren Beleg für die Richtigkeit seiner Entscheidung, der österreichischen Liga den Rücken zu kehren und mit der vom TSV Unterhaching beantragten Wildcard in Deutschland zu starten. Denn genau die Härte, die im Block gegen den VfB mitunter fehlte, mehr Präsenz in der Abwehr und Effektivität im Angriff erarbeiten sich Teams nicht im Training, sondern gegen stärkere Gegner. Und auf die hatte der Abo-Meister aus Tirol in Österreich jahrelang vergeblich gewartet. Kronthaler war deshalb trotz des Ergebnisses begeistert. "Ich hab mir gestern schon die anderen Spiele im Livestream angeschaut", sagte er, "jede Halle hatte ein gutes Niveau und jede Halle schaute gut aus - das kann man überhaupt nicht vergleichen."

Kronthaler war mitgekommen nach Friedrichshafen und freute sich über "den besten Schritt, den wir machen konnten". 2000 Zuschauer wollten den Liga-Neuling begutachten. "Ich schau mir das an und bin froh, dass wir hier gelandet sind", sagte Kronthaler. Die Landung war allerdings härter als zwingend nötig, denn zumindest den ersten Satz hätten die Alpenvolleys gewinnen müssen. Nach wackligem Beginn hatten sie Friedrichshafen mit unspektakulären, aber effektiven Angriffen und Aufschlägen zu Fehlern gezwungen und 19:14 in Führung gelegen. Zugang Rudy Verhoeff traf auf der Diagonalposition in dieser Phase fast jeden Ball. An ihm, so Trainer Stefan Chrtiansky, habe es auch "eher nicht gelegen". Sein Gesamturteil fiel dagegen weniger gnädig aus. "Den ersten Satz haben wir abgeschenkt, den müssen wir durchbringen. Da waren wir taktisch nicht clever", kritisierte er.

Chrtianskys Gegenüber Vital Heynen hatte seine Startformation im Vergleich zum Supercupsieg gegen Berlin umgestellt, beim Stand von 14:19 aber seinen Stammzuspieler Simon Tischer und mit ihm Stabilität eingewechselt. Der VfB hatte sich auf 20:22 an die Alpenvolleys herangekämpft und den Satz schließlich mit vier Punkten hintereinander gedreht. "Wir wissen jetzt zumindest, dass wir, wenn wir unser Niveau spielen, mithalten", sagte Chrtiansky, "aber wir haben es nicht bis zum Ende durchgehalten." Den zweiten Satz, in dem sein Team gar nicht erst ins Spiel fand, müsse man "einfach vergessen", empfahl er. Im dritten Durchgang dagegen waren beide Mannschaften auf Betriebstemperatur, der VfB nutzte die Annahme- und Abwehrschwäche der Alpenvolleys aber gnadenlos aus.

"In der deutschen Liga wird nicht nur guter, sondern cleverer Volleyball gespielt, die Mannschaften gucken die Probleme ihrer Gegner aus", analysierte Heynen das eigene Vorgehen, "sie waren völlig in Ordnung, aber in der Annahme nicht gut." Die wacklige Abwehr schlug sich nicht nur in direkten Fehlern, sondern vor allem in der stetig sinkenden Angriffsquote nieder. Nach schlechter Ballannahme wies die Statistik für die Alpenvolleys lediglich 31 Prozent erfolgreiche Angriffe aus. Bei Gastgeber Friedrichshafen, der sich obendrein viel weniger Ungenauigkeiten leistete, waren es 53. "Wir sollten uns deshalb jetzt nicht sagen, alles in Ordnung", mahnte Kronthaler, "wir haben im ersten Satz die Chance für einen perfekten Einstand nicht genutzt und müssen ganz klar über die Service-Annahme reden." Dass in diesem Bereich Luft nach oben ist, sah auch Heynen so: "Die können besser spielen als das." Zeigen können sie es schon im ersten Heimspiel am kommenden Samstag gegen Bühl. Bei der nächsten Premiere, diesmal in Innsbruck.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: