Volleyball:Fang an der Atlantikküste

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Der Portugiese José Gomes wird Herrschings neuer Außenangreifer.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Vor dreieinhalb Wochen riss das Kreuzband von Slawomir Zemlik, dem neuen Außenangreifer von Herrschings Volleyballern. Seither haben sie eine kleine Odyssee in Sachen Neuverpflichtung hinter sich. Trainer Max Hauser weiß vermutlich selbst nicht mehr, wie viele Stunden Videomaterial er zuletzt gesichtet hat, es kamen Kandidaten ins Probetraining; diverse Spielerberater und Scouts, zu denen der TSV gute Drähte hat, boten mögliche Zugänge an. Doch keiner passte so richtig. Vergangene Woche kam der schon fast fixierte Vertrag mit dem US-Amerikaner Ryan Jay Owens nicht zustande - weil dieser mit seinem Hund nicht in eine Spieler-WG ziehen wollte. Doch nun sind die Herrschinger offenbar fündig geworden. Ihr neuer Außenangreifer heißt José Pedro Maia Gomes, ein 23-jähriger Portugiese, der zuletzt in der ersten portugiesischen Liga spielte.

Nach der gescheiterten Verpflichtung von Owens hatten Herrschings Verantwortliche noch vor dem vergangenen Wochenende eine weitere Option fallen gelassen. Sie hatten Kontakt zu einem russischen Spieler mit ukrainischen Wurzeln, bei dem sich dann allerdings die Beantragung des Visums sehr kompliziert gestaltet hätte - auch wegen seiner doppelten Staatsbürgerschaft. "Wir wollten keine Experimente mehr machen und hatten bei dieser Sache auch kein gutes Bauchgefühl mehr", sagt TSV-Marketingmanager André Bugl.

Zugleich hatten sich weitere Optionen ergeben: Ein US-Amerikaner aus der Nähe von Chicago, Typ starker Angreifer mit Annahmeschwächen. Und eben Gomes, Typ starker Annahmespieler mit ausbaufähigem Angriff. Einen Spieler, der beides gut kann, findet man während der Saison kaum. Und wenn, dann wäre er richtig teuer. Herrsching entschied sich für den 1,94-Meter-Mann aus Portugal, "er kann dann auch mal Tim Peter oder Tom Strohbach in der Annahme entlasten", sagt Bugl.

Gomes wuchs in Vila do Conde bei Porto auf, seit 2012 schon spielt er in der ersten portugiesischen Liga, die im internationalen Vergleich allerdings eher nachrangig ist. Zunächst in seiner Heimatstadt, später in Maia, wo er portugiesischer Meister wurde, in São Mamede und zuletzt in der vergangenen Saison beim Vitória Sport Clube Voleibol. Auch in Portugals Nationalteam kam er zum Einsatz, beispielsweise 2012/13 in der World League.

Bereits an diesem Donnerstag soll Gomes von Porto aus nach München fliegen und dann den Medizincheck und den sportlichen Leistungstest absolvieren. Ob er schon für das Pokal-Viertelfinale am Samstag in Berlin bei den Recycling Volleys spielberechtigt ist, muss sich noch zeigen. "Wir versuchen, die Freigabe bis zum Berlin-Spiel zu bekommen und gehen davon aus, dass das auch klappt", sagt Bugl. Eine große Rolle dürfte Gomes für Trainer Hauser bei dem K.-o.-Duell aber noch nicht spielen, dafür war die Zeit des Kennenlernens dann doch zu kurz. Am Freitag, so lautet der Plan, soll Gomes jedenfalls schon mit der Mannschaft trainieren, bevor sie nachmittags in die Hauptstadt abfährt. Die Herrschinger hoffen, dass dieses Mal alles klappt - nach ihrer fast schon epischen Spielersuche.

© SZ vom 22.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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