Volleyball:"Es ist eine blöde Situation für alle"

Lesezeit: 3 min

Es sieht nicht gut aus für Dachaus Volleyballer. Ihr Cheftrainer Torsten Schulz, 47, gibt die Hoffnung nicht auf. (Foto: Christian Endt)

ASV-Trainer Torsten Schulz über die Lage der Zweitliga-Volleyballer

interview Von Sebastian Winter

Torsten Schulz ist Headhunter von Beruf - keine schöne Bezeichnung, den deutschen Begriff "Personalberater" mag er lieber. Doch sein Job dürfte dem 47-Jährigen, der nach dem Rücktritt von Adrian Zoppelt neuer Cheftrainer von Dachaus Zweitliga-Volleyballern ist, helfen. Denn er muss nun die besten Spieler in einer fast aussichtslosen Lage finden. Vor dem Heimspiel gegen den Tabellendritten Hammelburg (Sa. 20 Uhr, Georg-Scherer-Halle) und fünf Spieltage vor Schluss hat der ASV fünf Punkte Rückstand auf den Nichtabstieg.

SZ: Herr Schulz, sind Sie enttäuscht von Adrian Zoppelt, dass er mitten in der Saison zurücktritt?

Torsten Schulz: Es ist eine blöde Situation für alle, den Verein, die Spieler, auch für mich. Wir haben volle Pulle mit dem Adi gerechnet. Er hatte gesundheitliche Probleme, einen neuen Beruf. Dass er jetzt gegangen ist, ist zeitlich ungünstig. Es ist schade, dass er sich nicht mehr als Hilfe sieht. Aber das kann man nicht mehr ändern.

Stimmt es, dass die Spieler unzufrieden waren, weil er kaum wechselte?

Er war noch nie der große Wechselkönig, ich bin da einen Tick anders, weil ich auch mal situationsbedingt handele und Spielern dann entsprechend eine Chance gebe. So ein Typ ist Adi nicht, aber das wusste man vorher. Er ist mit seiner Art auch ein sehr erfolgreicher Trainer gewesen.

Das Heimspiel gegen den Tabellendritten Hammelburg am Samstag ist der Auftakt zu einer Reihe von Endspielen für den ASV - fast ausschließlich gegen Topklubs. Fünf Punkte liegen Sie hinter dem Nichtabstieg. Ist die Lage hoffnungslos?

Es ist schwierig, die Situation ist nicht berauschend. Egal, wir trainieren die Basics, Aufschlag, Annahme. Meine Spieler haben außerdem viel Zeit in die Gegneranalyse investiert, die Jungs haben sich Videos von Spielen angeschaut, einer ist immer verantwortlich für die Auswertung, druckt die wichtigsten Informationen aus, Schlagrichtung, Passverteilung, Stärken und Schwächen. Dann unterhalten wir uns darüber. Wir haben übrigens aktuell eine gute Stimmung in der Mannschaft, das sieht man auch im Training, wo ich darauf achte, dass da viel Druck und Energie entsteht. Und zu Hause haben wir bisher ganz gute Spiele abgeliefert, während Hammelburg gerade drei in Folge verloren hat.

In der zweiten Liga passiert es oft, dass sportliche Absteiger dann doch nicht absteigen, weil Drittligisten aus finanziellen Gründen nicht aufsteigen wollen. Denken Sie an diese theoretische Chance?

Definitiv kann das passieren, aber mit solchen Rechenspielchen beschäftige ich mich nicht. Für mich ist wichtig, dass wir aus den Spielen rausgehen und sagen, wir haben einhundert Prozent gegeben - selbst wenn wir verloren haben. Das war nicht immer so in dieser Saison. Und wer seine hundert Prozent nicht abrufen kann, der wird ausgetauscht, ganz einfach.

Die zweite Mannschaft steigt aus der dritten Liga ab, das Bundesliga-Team steht mit dem Rücken zur Wand. Was läuft schief beim ASV Dachau - und was würden zwei Abstiege bedeuten?

Was schief gelaufen ist, weiß ich nicht, da müssen wir uns nach der Saison zusammensetzen. Wir hatten einen super Start bis November, dann kam der Knacks und eine Niederlagen-Serie. An der Qualität der Spieler kann es nicht liegen, es ist ja dieselbe Mannschaft wie letztes Jahr. Und was die Abstiege bedeuten würden? Grundsätzlich geht es natürlich um Sponsoren, um Zuwendungen, um Zukunftsthemen. Aber auch das muss man nach der Saison besprechen, diese Themen kommen im April.

Bleiben Sie nach der Saison ASV-Trainer?

Bei den Jugendlichen auf jeden Fall, ich werde auch weiterhin den 2003er Jahrgang betreuen. Bei der ersten Mannschaft? Keine Ahnung. Ich bin jetzt eingesprungen, auch da muss man sich nach der Saison zusammensetzen.

Warum tun Sie sich eigentlich diese nicht gerade dankbare Aufgabe an, nun den Feuerwehrmann zu spielen?

Dankbar ist das sicher nicht, das stimmt (lacht). Aber ich war Co-Trainer, habe die Mannschaft auch im letzten Jahr als Trainer begleitet. Nach der finanziellen Pleite des Erstligateams 2001 und dem Zwangsabstieg in die Regionalliga habe ich die Geschichte hier wieder mit aufgebaut, auch als verantwortlicher Trainer: Wir haben Schulden abbezahlt, den Background geebnet, so dass der ASV wieder zweite Liga spielen kann. Ich glaube, wir haben damals auch ein ziemlich gutes Vereinsumfeld geschaffen. Ich bin Part dieser Geschichte. Da halte ich mich doch jetzt nicht raus, wenn die Kacke am Dampfen ist.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: