Volleyball:Eltmanns Revolverheld

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Gut gemacht: Libero Matthias Schütze nahm stabil an, gegen Eltmann hat das nicht gereicht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zweitligist Grafing verliert gegen Aufstiegsfavorit Eltmann trotz einer ansprechenden Leistung

Von Max Ferstl, Grafing

Die Grafinger Volleyballer haben sich etwas Nettes einfallen lassen, um die Einschlagphase vor einer Partie akustisch aufzuwerten. Jedes Mal, wenn ein Grafinger Angreifer den Ball schlägt, wird per Lautsprecher ein pfeifendes Schuss-Geräusch eingespielt. Es klingt wie eine Mischung aus Western-Colt und Star-Wars-Laserpistole. Der Effekt wirkt besonders gut, wenn der Spieler den Ball mit voller Wucht auf den Boden drischt: Peng!

Als es am Samstagabend in der zweiten Bundesliga gegen den VC Eltmann richtig losging, wirkten die Grafinger Angriffe, ohne Knall dafür mit gegnerischem Block, plötzlich nicht mehr ganz so spektakulär. Einer guten Annahme folgten zu selten punktbringende Angriffe. Deshalb stand es am Ende 3:1 (21:25 19:25 25:23 20:25) für Eltmann, das als Favorit auf den Aufstieg gilt. "Wir hatten viele gute Aktionen", sagte TSV-Trainer Alexander Hezareh. Verglichen mit dem Gegner habe aber "die Durchschlagskraft" gefehlt.

Oder ein Spieler wie Sebastian Richter. Eltmanns Kapitän schlug - meist mit einem lautem Rumms - am Grafinger Block vorbei, zwischen zwei Blockspielern hindurch, oder so trickreich gegen deren Hände, dass der Ball von dort ins Aus sprang. "Wir haben ihn nicht mehr zu fassen bekommen", klagte Hezareh, "er hat wohl den Unterschied gemacht." Eltmanns Zuspieler Merten Krüger hätte jeden Ball "blind" auf Richter spielen können, dieser hätte ohnehin alles getroffen, aus jeder Position. Ein Meisterschütze eben.

Es war freilich nicht so, dass Grafing nur Platzpatronen verschoss. Besonders Diagonalangreifer Michael Zierhut feuerte immer wieder spektakuläre Bälle ins gegnerische Feld. Darunter auch ein riskanter Sprungaufschlag beim Satzball für Grafing im dritten Satz, den ein Annahmespieler Eltmanns zwar berührte, aber nicht kontrollieren konnte. Zierhut wurde anschließend als bester Grafinger geehrt. "Das war eine große Leistung", lobte Hezareh. Zierhut war die Konstante im Grafinger Angriffsspiel. Auch Mittelblocker Christian Seitz gelangen einige hübsche Schnellangriffe. Doch dem wichtigen, weil am häufigsten praktizierten Spiel über die Außenangreifer fehlte der finale Punch.

Sicher hätte Grafing ein Vollstrecker wie Außenangreifer Felix Langer geholfen. Dieser zähle zu den schlagstärksten im Team, findet Hezareh. Langer sei in der Vorbereitung "brutal" gewesen: "Was den Angriff betrifft, würde ich ihn mit Richter vergleichen." Aktuell zwickt jedoch Langers Knie, Hezareh wollte kein Risiko eingehen. "Man hat schon gemerkt, dass er fehlt", fand auch Grafings Kapitän Fabian Wagner. Eine Ausrede sollte das aber nicht sein.

Ausreden brauchen die Grafinger auch gar nicht. Die Annahme beförderte den Ball konstant zum Zuspieler, die Aufschläge entwickelten mit zunehmender Spieldauer Druck. Nur trafen sie für Hezarehs Geschmack zu häufig Eltmanns Sebastian Richter, der nicht nur sehr gut angriff, sondern auch annahm. Trotzdem gelang es Grafing, Eltmann den ersten Satz in dieser Saison abzunehmen. Auch im vierten Durchgang bewegte sich der TSV lange Zeit auf Augenhöhe, ehe sich die Gäste beim Stand von 14:14 absetzten.

Hezareh stellte die Leistung deshalb auf eine Ebene mit dem Sieg gegen Hammelburg vor einer Woche: "Eltmann ist einfach stärker." Der VC hat seit dem 14. November 2015 nicht mehr verloren, der Gegner damals hieß übrigens Grafing. VC-Trainer Milan Maric hatte die Gastgeber deswegen sehr ernst genommen: "Locker gewinnst du hier gar nichts." In der Vorwoche hatte er noch Kapitän Richter geschont, der das Team am Samstag auf ein anderen Niveau hob. Für Grafing blieb trotzdem eine wichtige Erkenntnis: "Wir spüren, dass wir gegen die Besten punkten können", sagte Wagner: "Nur im Angriff müssen wir noch ein wenig zulegen."

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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