Volleyball:Durch die Decke

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Die Volleyball-Bundesliga sichert Herrsching zu, die Ausnahmegenehmigung für die Nikolaushalle zu verlängern. Der Erstliga-Standort am Ammersee ist damit vorerst gesichert - unter der Bedingung, dass die Planungen für eine neue Arena sukzessive vorankommen

Von Sebastian Winter, Herrsching

Großes Aufatmen bei den Erstliga-Volleyballern des TSV Herrsching: Der Vorstand der Volleyball-Bundesliga (VBL) hat dem Klub vom Ammersee, wie auch dessen Konkurrenten SVG Lüneburg und dem Frauen-Erstligisten Ladies in Black Aachen, die Verlängerung der Ausnahmegenehmigungen ihrer Spielhallen in Aussicht gestellt. "Wir geben den Vereinen frühzeitig die notwendige Planungssicherheit für die kommende Spielzeit", erklärte VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung am Donnerstag.

Für Herrsching, den Tabellensechsten, der am Samstag den Vierten Düren empfängt, bedeutet dieser Schritt nicht weniger als die Existenzsicherung in der ersten Liga - auch über die laufende Saison hinaus. Denn mit dieser Entscheidung ist klar, dass der TSV auch weiterhin in der Nikolaushalle spielen darf, die eigentlich nicht erstligatauglich ist. Sie fasst nur 1000 Fans, außerdem ist sie keine neun Meter hoch - alleine das sind schon zwei Ausschlusskriterien für die VBL, die andererseits aufpassen muss, dass die kleinen Erstliga-Vereine bei allem Professionalisierungsdrang nicht unter die Räder geraten. Und die Ausnahmegenehmigungen auch deshalb verlängert hat. Herrschings Verantwortliche bekommen durch die Grundsatzentscheidung jedenfalls auch mehr Zeit für ihre ehrgeizigen Pläne, eine neue Multifunktionsarena mit 2500 Zuschauerplätzen bauen zu lassen. Der Spatenstich liegt wohl noch in weiter Ferne, bislang ist weder ein Grundstück fixiert noch gibt es einen konkreten Finanzier, der die zehn bis zwölf Millionen Euro teure Arena finanzieren würde. Aber die Herrschinger haben verschiedene Plätze im Auge und auch schon Gespräche mit potenziellen Geldgebern geführt. Ursprünglich wollten sie ihre Pläne Ende Januar im Gemeinderat vorstellen, der Termin ist aus formalen Gründen nun auf Mitte Februar verschoben worden.

"Die Entscheidung gibt uns jetzt die Möglichkeit, mit Spielern, Sponsoren und Partnern die Erfolgsgeschichte in Herrsching fortzuschreiben. Wir werden nun einen neuen Fahrplan für den Bau einer Eventarena erstellen. Unser Ziel ist es, spätestens zu Beginn der Saison 2020/21 in einer neuen Halle zu spielen", wird Herrschings Manager Fritz Frömming in der VBL-Mitteilung vom Donnerstag zitiert. Das bedeutet, dass der Dachverband den Herrschingern ein großzügiges Zeitfenster von fast vier Jahren für einen Neubau gewährt. Natürlich unter der Voraussetzung, dass die Planungen sukzessive vorankommen. Und eins ist auch klar: Die Einschränkung, dass Herrsching nur seine Hauptrundenspiele in der Nikolaushalle bestreiten darf, bleibt bestehen. Für die Playoffs und ein Pokal-Halbfinale müsste Herrsching auch künftig seine Heimspiele in einer erstligatauglichen Arena austragen. Schon im vergangenen November hatte die VBL dem Klub im Pokal-Halbfinale gegen Berlin das Heimrecht entzogen, da die Herrschinger keine Ersatzarena benannt hatten.

Bis 1. April möchte die Dachvereinigung der deutschen Profi-Volleyballklubs mit Herrsching und den anderen beiden betroffenen Vereinen deren Hallenkonzepte endgültig abstimmen - nach den örtlichen Gegebenheiten: In Lüneburg hat der Bau einer Arena schon begonnen, doch der Investor ist abgesprungen; in Aachen hat sich der Bürgermeister öffentlich für eine neue Arena ausgesprochen. Und in Herrsching wird der Februar zu einem "Schlüsselmonat", wie Manager Frömming sagt. Denn dann steht nicht nur Herrschings Präsentation im Gemeinderat an, sondern auch Gespräche mit potenziellen Großsponsoren.

Für die Herrschinger sah die Entwicklung noch im vergangenen Herbst nicht glücklich aus. Der Heimrechtsentzug im Pokalfinale hatte hohe Wellen geschlagen, kurz vor Weihnachten schickte der TSV dann ein Schreiben an die VBL mit der ausdrücklichen Bitte, die Ausnahmegenehmigung für die Nikolaushalle zu verlängern. Bis Ende Januar müsse man bescheid wissen, hatte Marketing-Manager André Bugl Anfang des Jahres in einem SZ-Interview gefordert, und im Falle eines negativen Bescheids aus Berlin, dem Sitz der VBL, den Rückzug der Erstliga-Mannschaft in die zweite Bundesliga in Betracht gezogen.

Diese Szenarien sind mit der VBL-Entscheidung mittelfristig vom Tisch. "Wenn kein Zeichen in dieser Richtung gekommen wäre, wäre es schwierig für uns geworden", sagt auch Herrschings Trainer Max Hauser: "Eine neue Halle muss auf jeden Fall unser Ziel sein. Außerdem ist diese Entscheidung auch für nächste Saison ganz wichtig, weil wir jetzt die Kaderplanungen vorantreiben können." Im Mittelblock und Außenangriff möchten sich die Volleyballer vom Ammersee unbedingt verstärken.

An diesem Samstag reist allerdings erst einmal Düren an, der starke Tabellenvierte vom Nordrand der Eifel. Herrschings Halle dürfte mal wieder ausverkauft sein, 1000 Zuschauer sind an einem Samstagabend meistens da. Sie werden wieder darauf hoffen, dass Dürens Annahme öfter mal an die Decke springt. In dieser Hinsicht hat die Nikolaushalle dem TSV schon so einige Punkte geschenkt.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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