Volleyball:Das Karussell dreht sich

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Eine ganze Anzahl an Spielern verlassen die Alpenvolleys Haching, der GCDW Herrsching verliert Tom Strohbach.

Von Sebastian Winter, München

Am Montag weilten sowohl die Verantwortlichen der Alpenvolleys als auch die des TSV Herrsching geschäftlich in Berlin. Dort wurde die Bundesliga-Versammlung für Mitte Juni, wo jedes Jahr Neuerungen für die kommende Saison und die Zeit danach verabschiedet werden, in diversen Arbeitsgruppen vorbereitet.

Am Rande dieser Sitzungen sickerten aber auch einige Personalien durch, die die beiden Volleyball-Erstligisten betreffen. Beide Klubs halten sich noch sehr bedeckt, was ihre Zugänge angeht, obwohl vor allem den Herrschingern nach eigenen Angaben nur noch ein bis zwei Spieler fehlen, um den Kader für die neue Saison zu komplettieren. Die Alpenvolleys durchforsten ebenfalls den Markt, Sportdirektor Mihai Paduretu sagt aber: "Wir brauchen Geduld. Sonntag war Saisonende in der italienischen Liga, die polnische Liga ist fast zu Ende, die russische spielt noch länger. Das Karussell fängt erst an, sich zu drehen." Wobei es natürlich inoffizielle Gespräche mit manchen Spielern und deren Beratern längst gegeben hat.

"Er muss jetzt den Schritt machen, um sich weiterzuentwickeln", sagt TSV-Manager André Bugl

Schon jetzt ist zumindest klar, dass sieben Spieler die Alpenvolleys verlassen. Der in der Liga mit den meisten MVP-Medaillen dekorierte Außenangreifer Igor Grobelny wechselt, wie Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler und Trainer Stefan Chrtiansky in Berlin bestätigten, zum polnischen Erstligisten Cuprum Lubin, der starke Diagonalmann Rudy Verhoeff wird den Verein ebenfalls verlassen, mit bislang noch unbekanntem Ziel. Seine sportliche Zukunft ist eng mit der seiner Frau verknüpft, die zuletzt in Indonesien spielte. Beide wollen räumlich näher beisammen sein, aber wohl eher nicht in Europa. Damit verlassen die beiden wichtigsten Angreifer die Alpenvolleys, was schon ein grober Einschnitt ist. "Auf der Diagonalposition suchen wir nun eine starke Nummer eins und einen jungen Spieler", sagt Chrtiansky. Und dazu ein bis zwei Außenangreifer mit starker Annahme.

Neben Grobelny und Verhoeff verlässt auch Mittelblocker Marek Beer den Klub in Richtung des tschechischen Meisters Karlovarsko, Libero Lucas Provenzano de Deus kehrt in seine Heimat Brasilien und die dortige Superliga zurück. Beim lange am Knie verletzten Juan Pablo Moreno und Peter Mlynarcik, beides Diagonalspieler, hat der Klub seine Option auf ein weiteres Vertragsjahr nicht gezogen. Moreno geht zurück nach Kolumbien, Mlynarcik ist beim österreichischen Erstligisten Aich/Dob im Gespräch. Dass Trainersohn Stefan Chrtiansky junior aufhört, weil er sich auf seine Physiotherapeuten-Ausbildung konzentriert, war bereits kurz nach dem letzten Saisonspiel der Alpenvolleys im Playoff-Halbfinale gegen Friedrichshafen klar. Offen ist noch die Zukunft des zuletzt durchaus starken polnischen Außenangreifers Bartosz Pietruczuk.

Zumindest sieben Weggänge sind das, denen aber auch sechs Spieler gegenüberstehen, die ihre Verträge verlängert haben. Zum einen sind das die beiden Mittelblocker Pedro Frances und Douglas Duarte da Silva, letzterer ist seit zwei Jahren Kapitän der Alpenvolleys. Noch wichtiger als diese Blockpfeiler sind die Zuspieler Danilo Gelinski und sein Ersatzmann Daniel Koncal, die ebenfalls beide verlängert haben. Außerdem bleiben den Alpenvolleys ihre bislang einzigen Spieler mit deutschem und österreichischem Pass, Jonas Sagstetter und Niklas Kronthaler, erhalten. Ein Duo, das bislang über kürzere Einsätze nicht hinausgekommen ist.

Das Gerüst steht also, es muss nun noch mit starken Angreifern und Annahmespielern unterfüttert werden. Manager Kronthaler kündigte außerdem an, "unser Büro um eine weitere hauptamtliche Kraft zu erweitern, und zwar in Unterhaching". Das Anforderungsprofil sieht gute Kenntnisse in Spieltagsorganisation und Sponsoren-Akquise vor, "es soll der Mann oder die Frau vor Ort sein, für die kurzen Wege", sagt Kronthaler. Immerhin bestreiten die Alpenvolleys kommende Saison ja die Hälfte ihrer Ligaspiele und die Pokalspiele in Unterhaching, die andere Hälfte in Innsbruck. Dem Plan, die Heimspiele im europäischen Challenge-Cup wie geplant in Innsbruck auszutragen, muss der europäische Volleyball-Verband noch zustimmen.

Bei den Herrschingern ist zumindest klar, dass sie auch nächste Saison in der Nikolaushalle spielen. Zumindest bis zu den Playoffs, dann müssten sie wegen ihrer zu kleinen Halle erneut umziehen. Was die Pläne für eine neue Arena angeht, sind die Fronten zwischen Klub und Gemeinde respektive Bürgermeister, der das Thema per Stadtratsbeschluss im Sommer 2017 zu den Akten gelegt hat, auch weiterhin ziemlich verhärtet. Dafür dreht sich auch am Ammersee das Spielerkarussell - und das in einem Fall in eine gar nicht so erfreuliche Richtung. Denn Außenangreifer Tom Strohbach, der langjährige Nationalspieler, wechselt aller Voraussicht nach ins Ausland. "Wir gehen momentan davon aus, dass er das macht", sagt Herrschings Marketingmanager André Bugl: "Er ist einer der besten Außenangreifer der Liga, mit einer Top-Annahme. Er muss jetzt den Schritt machen, um sich weiterzuentwickeln." Italien oder Polen dürften mögliche Optionen sein. Neben Andre Brown verlassen außerdem Herrschings zweiter und dritter Mittelblocker, Wilhelm Nilsson und Nicolai Grabmüller, den Verein. Libero und Identifikationsfigur Ferdinand Tille bleibt hingegen aller Voraussicht nach den Herrschingern treu - ein wichtiges Signal. "Wir bekommen eine junge Mannschaft mit Perspektive", sagt Bugl. Fortsetzung folgt bestimmt.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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