Volleyball:Aufstieg? Ausbildung!

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"Wieder in der oberen Hälfte landen": Das wünschen sich Lisa Haddick und Lohhofs Verantwortliche nach der verkorksten vergangenen Saison. (Foto: Johannes Simon)

Lohhofs Zweitliga-Volleyballerinnen spielen zum Auftakt in Bad Soden - und wollen sich nach ihrer schwachen Saison im Vorjahr rehabilitieren.

Von Katrin Freiburghaus, Unterschleißheim

Die Verlockung ist groß, sportliche Leistungen an Zahlen zu messen. Doch sie sind nicht für alle Mannschaften der geeignete Maßstab. Bei den Zweitliga-Volleyballerinnen des SV Lohhof beispielsweise passen Ergebnisse und interne Stimmung oft nicht zueinander. Platz acht in der Vorsaison war zwar nichts, womit sie im Münchner Norden sonderlich glücklich waren, Krach gab es aber nicht, und auch für die am Sonntag in Bad Soden beginnende neue Spielzeit bleibt eine Kampfansage aus.

"Wieder in der oberen Hälfte zu landen", wünscht sich Abteilungsleiter Matthias Kock, vor allem aber empfinde er "totale Vorfreude". Auch Trainer Jürgen Pfletschinger hat in erster Linie Lust auf "schöne Spiele". Konkretere Ziele gibt es nicht. Sie würden im Lohhofer Mikrokosmos auch wenig Sinn ergeben, denn wo sollte die Mannschaft hin, wenn sie Erster würde? In die erste Liga sicher nicht, da legt sich Kock fest. "Diese Ambitionen gibt es nicht", sagt er, "wir haben keine finanziellen Mittel, um uns extern zu verstärken."

"Den Schritt wagt niemand. Außer die, die zwischendurch Insolvenz anmelden", sagt Kock

Die Lücke zur ersten Liga vergrößere sich stetig, weshalb ein Aufstieg, wie ihn Lohhof 2009 wagte, nicht erstrebenswert sei. "Es wagt den Schritt ja auch sonst kaum noch jemand", sagt Kock, "außer die, die zwischendurch Insolvenz anmelden." Das jedoch, betont er, werde es "mit mir nicht geben". Kock blickt lieber auf die eigenen Stärken, die für ihn nicht an Tabellen, sondern an der eigenen Kaderliste abzulesen sind. "Wir haben uns von außen nicht verstärkt", sagt er. Das Team besteht fast ausschließlich aus Spielerinnen, die das Volleyballspielen in Lohhof gelernt haben. Pfletschinger lobt diesen Umstand als "das, was uns von vielen Konkurrenten unterscheidet", und Kock fügt hinzu: "Wir wollen mit diesen Spielerinnen weiter arbeiten, das ist unser Weg." Er sagt das so bestimmt, als hätte ihm jemand widersprochen.

Es gibt einen Grund für seine Abwehrhaltung, denn sein Lohhofer Weg und schillernde Träume von einer Rückkehr in die erste Liga, wie sie etwa Liga-Konkurrent Straubing hegt, schließen einander derzeit aus. Zwar rückt in Carina Malescha, die mit Lohhofs U-18-Juniorinnen kürzlich deutsche Meisterin wurde, ein Talent in den Zweitliga-Kader auf, das laut Trainer Pfletschinger "die Perspektive hat, mal erste Liga zu spielen", doch außer auf die 17 Jahre junge Universalspielerin treffe das lediglich auf eine oder zwei andere im Team zu. "Falls die sportliche Qualifikation und das nötige Geld für einen Aufstieg da wären, würden vielleicht zwei, drei Spielerinnen bleiben", sagt Pfletschinger. Für alle anderen käme noch mehr zeitlicher Aufwand schon allein aus beruflichen Gründen nicht infrage. Christina Kock und Sonja Auer können schon Beruf und zweite Bundesliga nicht mehr verbinden, weshalb sie Lohhof nicht mehr zur Verfügung stehen.

Zurückgekehrt ist dagegen Maja Hammerschmidt, die wegen Herzproblemen zwei Jahre lang Volleyballverbot hatte. "Sie durfte keinen Sport machen, der sehr schnell aktiviert, und musste stattdessen viel Ausdauer trainieren", sagt Pfletschinger. Hammerschmidt sei nun aber wieder gesund und habe "technisch nichts verlernt", sagt er, "sie stabilisiert unseren Kader". Die Mannschaft ist jung, "aber nicht unerfahren", findet Pfletschinger, der davon ausgeht, "dass wir eine gute Saison spielen werden". Noch dazu auf hohem Niveau, denn dass Lohhof nicht der einzige Verein ist, für den der Sprung ins Oberhaus auf Sicht nicht mehr in Frage kommt, nützt der Qualität der Liga: Meister Sonthofen etwa ist weiterhin dabei. "Man merkt das am Interesse", sagt Pfletschinger, "es gibt Mannschaften mit spektakulär vielen Zuschauern in der Halle - die zweite Liga scheint also sehenswert zu sein."

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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