Volleyball:Auf der überholten Spur

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"Es fühlt sich richtig an, dass da jetzt ein neuer Impuls kommt": Trainer Jürgen Pfletschinger verabschiedet sich nach vier Jahren aus Lohhof. (Foto: Claus Schunk)

Lohhofs Volleyballerinnen genügte bislang eine Mischung aus gutem Nachwuchs und Enthusiasmus für die zweite Liga.

Von Katrin Freiburghaus, Unterschleißheim

Es ist noch nicht so lange her, dass Matthias Kock in jedem Frühjahr aufs Neue begründen musste, weshalb die Zweitliga-Volleyballerinnen auf gar keinen Fall aufsteigen könnten. Das Geld fehle, antwortete der Abteilungsleiter stets. Am vergangenen Wochenende musste er nichts dergleichen erklären, denn Lohhof schloss die Saison mit einem 1:3 gegen das Spitzenteam Straubing ab und beendete die Saison zum zweiten Mal hintereinander als Tabellenachter. Der Gegner - pikanterweise trainiert von Benedikt Frank, dem letzten Übungsleiter, der mit Lohhof 2009 den Sprung in die erste Liga wagte - illustrierte dabei anschaulich, wieso sich Lohhofs struktureller Abstand zu Liga eins zunehmend auch im sportlichen Bereich widerspiegelt.

Lange reichte die Mischung aus guter Nachwuchsarbeit und Enthusiasmus aus, um mit immer neuen hungrigen Talenten den deutlich weniger reglementierten Unterbau der Bundesliga aufzumischen. Doch die Ambitionen der Volleyball-Bundesliga schließen die Zweitligisten immer stärker mit ein, allen voran jene, die wie Meister Offenburg und der Zweite Straubing lange Aufstiegsambitionen hegten respektive sie aktuell ganz konkret umzusetzen versuchen. Die Professionalisierung, mit hauptamtlichen Geschäftsstellen und Marketingabteilungen, hält seitdem bei diesen Klubs Einzug und strahlt auf die Konkurrenz ab.

Zum zweiten Mal in Serie Platz acht: Damit ist der SVL nach dieser Saison schwacher Drittletzter

Klubs aus dem oberen Tabellenbereich stellen längst externe Kräfte aufs Feld, trainieren zum Teil professionelle Umfänge, während Lohhof auf eigene und vor allem berufstätige Spielerinnen setzt. "Es ist viel mehr Geld in der Liga, und damit sind es auch viel mehr Spielerinnen aus dem Ausland", sagt der scheidende SVL-Trainer Jürgen Pfletschinger, "aber Vereine in kleinen Orten tun sich mit der Sponsorensuche deutlich leichter, und es ist auch eine andere Philosophie als unsere." Das Risiko Erstklassigkeit ist den Verantwortlichen in Lohhof ohnehin zu groß, und wer nicht nach oben will, wird bislang nicht verpflichtet, strukturell in diese Richtung zu arbeiten.

Aus der Lohhofer Binnensicht ist es kein Rückschritt, aufs Ehrenamt und auf Spielerinnen zu setzen, die laut Kock "aus Spaß an der Freude bei uns spielen". Lohhof ist seiner Linie damit treu geblieben. Das sieht auch Kock so, der betont: "Der Sinn des SV Lohhof ist es, junge Spielerinnen weiterzubringen, und dafür sind wir in der richtigen Liga." Doch das Bekenntnis zur Konzentration auf den eigenen Mikrokosmos hat inzwischen sportliche Konsequenzen, die an den Platzierungen der jüngeren Vergangenheit abzulesen sind. In dieser Saison ist Platz acht durch das geschrumpfte Feld der drittletzte, ein Großteil der Gegner hat zum Überholen angesetzt. Für die Vereinsphilosophie findet Kock das nicht problematisch, junge Spielerinnen wie Sponsoren betrachteten das erste Frauen-Team unverändert als Zugpferd.

Obwohl Pfletschinger die Herangehensweise schätzt, die Entwicklung eigener Talente zu priorisieren, hält er eine leichte strukturelle Kursanpassung auf Sicht für notwendig. "Die Tendenz geht dahin, einen größeren Umfang zu trainieren", sagt er, "den Spielerinnen also ein bisschen mehr Geld zu geben." Konkret bedeutet das: Mit vier Einheiten pro Woche nach Arbeitsschluss wird Lohhof in der Liga künftig nicht mithalten können.

Wer das Training nun übernehmen wird, ist nach der einvernehmlich beschlossenen Trennung von Pfletschinger noch unklar. Pfletschingers Abschied nach vier Jahren habe nichts mit sportlichen Ergebnissen zu tun, betont Kock. Ausschlaggebend seien Ermüdungserscheinungen im Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft. "Ich habe meine Aufgabe hier gerne gemacht", sagt Pfletschinger, "aber ich kann den Spielerinnen nicht mehr viel Neues beibringen. Es fühlt sich richtig an, dass da jetzt ein neuer Impuls kommt." Gespräche mit Kandidaten sind im Gange. "Das muss jetzt schnell gehen und wird sich in den nächsten Wochen entscheiden", verspricht Kock, da die Kaderplanung eng an die Trainerpersonalie gekoppelt sei. Speziell in einem Bereich, "in dem niemand für Geld spielt".

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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