Volleyball:Astronomische Schnäppchen

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Herrschings Volleyballer starten mit neuem Blocker und einigen Baustellen ins Training

Von Sebastian Winter, Herrsching

So richtig gelungen war der Einstand von Nicolai Grabmüller nicht. Herrschings Volleyballer hatten ihren jüngsten Zugang beim Schlossgartenfest für das Fischerstechen aufgeboten. Doch der 20-Jährige hat offenbar noch wenig Übung bei diesem folkloristischen Treiben, "er hat völlig versagt und ist schnell von der Planke gefallen", berichtet Herrschings Marketingmanager André Bugl augenzwinkernd. Eigentlich ist der Erstligist, der an diesem Dienstag Trainingsauftakt hat, aber sehr zufrieden mit seiner neuesten Errungenschaft aus Österreich.

Der zwei Meter lange Salzburger ist Mittelblocker, außerdem Nationalspieler in seinem Heimatland. Gemeinsam mit Roy Friedrich und Peter Ondrovic wird er kommende Saison von Mitte Oktober an die neue Blockachse Herrschings bilden. "Ein sehr junger, ehrgeiziger Spieler, der einsieht, dass es am Anfang noch nicht so viel Geld gibt. Wir sehen ihn als auszubildendes Element", sagt TSV-Trainer Max Hauser, der froh ist über neues Personal auf dieser Position. Denn der Mittelblock ist seiner Ansicht nach ohnehin eine Problemstelle. Der Versicherungs-Kaufmann Friedrich ist in Vollzeit berufstätig, einen starken Zugang für die Stammformation konnte sich der Klub vom Ammersee Hauser zufolge "hundertmal nicht leisten".

Wie auch einen Co-Trainer. Ohnehin müssen die Herrschinger sparen, ein eingeplanter Sponsor ist ihnen weggebrochen. Aber den Etat hat der Klub für die neue Saison offenbar noch einmal steigern können, laut Teammanager Fritz Frömming von 430 000 auf eine halbe Million Euro. Herrsching muss dennoch kämpfen, auch angesichts der ungelösten Hallenproblematik. Sie hatten ja bis Juni auf den Neubau der Realschul-Sporthalle gehofft, doch diese Hoffnung hatte sich dann zerschlagen, weil die geplante Sporthalle nicht den Anforderungen der Volleyball-Bundesliga (VBL) genügen wird. VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung sagte damals schon in aller Deutlichkeit: "Der Standort Herrsching ist in Gefahr." In ihrer ebenfalls nicht bundesligatauglichen Nikolaushalle dürfen die Herrschinger kommende Saison noch mit Ausnahmegenehmigung spielen - aber in Pokal und Meisterschaft jeweils nur bis einschließlich zum Viertelfinale. Sollten sie weiterkommen, müssen sie in eine andere Arena umziehen - was in München auch wegen der Kosten kaum realisierbar ist - oder alle Spiele auswärts antreten. Bereits bis November fordert die VBL einen Plan für eine eigene neue Halle oder einen Alternativ-Standort vom TSV.

Angesichts dieser großen Aufgaben und überschaubarer finanzieller Mittel findet Hauser es "astronomisch, was für einen Kader wir haben. Das ist ein Schnäppchen-Kader, der so gut ist wie nie". Als Ersatz für den nach Friedrichshafen abgewanderten Daniel Malescha hat Herrsching den US-Amerikaner Matt Tarantino verpflichtet, für den Außenangriff zudem den deutschen Nationalspieler Tom Strohbach (TV Rottenburg) und den ebenfalls Champions-League-erprobten Slowenen Jan Pokersnik (Lugano). Strohbach, Pokersnik und Ondrovic stoßen erst Mitte September zum Team. Der Rest um Patrick Steuerwald und Ferdinand Tille schwitzt von Dienstag an beim Kooperationspartner MTV München. Kraft- und Athletik im Leichtathletikstadion, dazu abends Balleinheiten und Techniktraining stehen auf dem Programm - ganz ohne folkloristische Abkühlung.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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