Volleyball:Allgemeine Erstligareife

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Der TSV Herrsching überzeugt beim 3:1 gegen den CV Mitteldeutschland in Angriff und Annahme. Vor allem nervlich ist der Aufsteiger mittlerweile so stabil, dass sich auch der einzige Profi Luke Smith mal einen schwächeren Tag leisten kann

Von Julian Ignatowitsch, Herrsching

Es ist eines der ältesten Prinzipien der menschlichen Motivation: Anreize setzen. In der Ökonomie spricht man neudeutsch gerne von Incentives. Davon hat wohl auch der studierte Sportwissenschaftler Max Hauser, Trainer der Herrschinger Volleyballer, schon gehört. Hauser lockte mit ein paar trainingsfreien Tagen im Falle eines Erfolges, setzte also schlagende Anreize. Und die Mannschaft nahm das Angebot gerne an.

Beim 3:1 (25:23, 18:25, 25:21, 25:23) gegen den CV Mitteldeutschland kämpfte sich der TSV Herrsching nach anstrengenden Wochen zu einem enorm wichtigen Sieg. "Das war eine sehr konzentrierte Vorstellung", lobte Hauser nach dem Spiel und löste sein Versprechen prompt ein: "Die Mannschaft bekommt Montag, Donnerstag und das Wochenende frei." Regeneration heißt das Zauberwort in der spielfreien Woche. Mental sei eine Auszeit angebracht, körperlich sowieso. "Sonst dreht hier noch einer durch", sagte der Trainer und schloss sich selbst mit ein.

Sportlich bewegt sich dank des Sieges alles in einem mehr als vernünftigen Rahmen. Durch die drei Punkte gegen den direkten Tabellennachbarn aus Leuna festigte Herrsching Platz acht. Das Heimrecht in den Pre-Playoffs ist dem Klub vom Ammersee damit so gut wie sicher. Das war auch das Ziel nach dem vorzeitig erreichten Klassenerhalt. Acht Punkte Vorsprung hat Herrsching jetzt auf die beiden Verfolger Mitteldeutschland und Coburg, die auch als Gegner für die Endrunde in Frage kommen. Theoretisch ist vor dem letzten Saisonspiel sogar noch Platz sieben in Reichweite. Herrsching hat mit den guten Resultaten in jüngster Zeit - sieben Punkte aus vier Spielen - die Erwartungen sogar noch übertroffen. Insgesamt 20 Zähler stehen auf der Habenseite. "Das ist Wahnsinn. Vor der Saison hätten uns einige vielleicht fünf Punkte zugetraut", sagte Hauser.

Gegen Mitteldeutschland stimmte die Leistung in allen Bereichen. Statistisch war Herrsching dem Gegner durchweg überlegen. Die Erfolgsquote im Angriff lag mit mehr als 50 Prozent einmal mehr im grünen Bereich, die Annahme zeigte sich stabil wie selten in dieser Saison und auch beim Aufschlag unterliefen den Herrschingern, trotz des erneut hohen Risikos, weniger Fehler; sie erzielten daraus sogar acht direkte Punkte. Dazu überzeugte der Block mit Roy Friedrich und Thomas Ranner, die auch im Angriff über die Mitte häufig eingesetzt werden konnten. "Das ist eigentlich nicht unbedingt unsere Stärke, hat diesmal aber klasse funktioniert", freute sich Hauser über das hohe Tempo in der Offensive.

"Vor der Saison hätten uns einige vielleicht fünf Punkte zugetraut": Jetzt haben die Herrschinger (Zweiter v.re. Malescha) Platz acht fast sicher. (Foto: Johannes Simon)

Im Vergleich zum Hinspiel vor drei Monaten ist die positive Entwicklung des Aufsteigers offensichtlich. Das 0:3 in Leuna im November hatte noch viele Schwachstellen beim Aufsteiger offenbart. Zu abhängig war die Mannschaft von ihrem einzigen echten Profi Luke Smith. Im Angriff fehlte die Durchschlagskraft. Und in engen Situationen ließ man sich durch strittige Entscheidungen des Schiedsrichters aus der Ruhe bringen. Drei Monate später ist das kein Thema mehr. Gerade im mentalen Bereich habe die Mannschaft einen großen Sprung gemacht, so Hauser: "Wir schaffen es viel besser, uns zu fokussieren." Schon der Blick auf das Ergebnis vom Wochenende zeigt das. Zuletzt entschied Herrsching knappe Sätze meist für sich. Und wenn Profi Smith mal einen weniger guten Tag hat wie am Samstag, übernimmt eben ein formstarker Kollege wie Florian Malescha die Führungsrolle. Malescha wurde gegen Mitteldeutschland zum wertvollsten Spieler gewählt.

Nach vier Spielen in neun Tagen kommt die spielfreie Woche und das reduzierte Training den Herrschingern kurz vor den Pre-Playoffs gerade recht. Angeschlagene Spieler wie Außen Julius Höfer (Schulter) oder Libero Sebastian Prüsener (Knie) sollen sich auskurieren. Das Duell in zwei Wochen gegen die Netzhoppers KW-Bestensee sieht Hauser als "letzten Test für die Pre-Playoffs". Dort ist das Ziel die Qualifikation für die Playoffs, wo einer der Spitzenklubs, Pokalsieger Friedrichshafen oder Meister Berlin, warten würde. Das sollte Anreiz genug sein.

© SZ vom 09.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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