TuS Fürstenfeldbruck:Spaß mit kleinen Löwen

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Mit Armen, Beinen und zur Not mit dem Gesicht: Michael Luderschmid war der große Brucker Rückhalt. (Foto: Günther Reger)

Die Handballer des TuS bezwingen die Reserve des deutschen Meisters und befreien sich aus der Abstiegszone der dritten Liga.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

"Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen", sagte André Bechtold, und das war kein bisschen ironisch gemeint. Zwar hatte seine Mannschaft soeben ein Handballspiel verloren und die Tabellenführung dazu, doch der Trainer der Drittliga-Mannschaft der Rhein-Neckar-Löwen konnte zumindest die Atmosphäre in Fürstenfeldbruck genießen. "Das ist ein großartiges Publikum. Das gibt es nicht in jeder Halle", lobte er während seines mittels Lautsprechern übertragenen Statements nach Spielschluss und bekam Applaus dafür von jenen Besuchern, die noch da geblieben waren. Dabei galten das rhythmische Klatschen und die Anfeuerungsrufe der mehr als 700 Zuschauer den Gastgebern vom TuS Fürstenfeldbruck, die nach ihrem zweiten Heimsieg nacheinander gegen ein Spitzenteam langsam in die Saison hineinzufinden scheinen.

Den 26:23 (14:12)-Sieg über die Nachwuchsmannschaft des aktuellen deutschen Handballmeisters, die in den Jahren zuvor noch als SG Kronau/Östringen II gestartet war, mochte TuS-Trainer Martin Wild deshalb nicht als Überraschung einstufen. In den ersten Partien der neuen Spielzeit habe der TuS nicht sehr viel schlechter agiert, aber "zu viele Punkte liegen lassen". Wild sieht seine Einschätzung vom Saisonstart bestätigt, wonach "unter den Teams von Platz eins bis acht jeder jeden schlagen kann". Seine Mannschaft ist mit nunmehr sechs Punkten auf Rang elf in der dritten Liga Süd vorgerückt, hat aber noch ein Spiel weniger ausgetragen als die Konkurrenz.

Es sei bitter nötig gewesen, Punkte zu holen, "um da hinten raus zu kommen", wusste Korbinian Lex, der Teamkapitän, der zuletzt zwei Wochen lang im Urlaub und nun wieder auf dem Spielfeld war. In der Partie, die erstmals von sportdeutschland.tv, dem Online-Sender des Deutschen Olympischen Sportbundes, als Livestream übertragen wurde, waren die Gastgeber gleich zu Beginn hellwach, nach fesselnden acht Minuten führten sie 4:0, weitere acht Minuten später jedoch hatten die Gäste ausgeglichen.

"In den letzten Minuten war es so laut in der Halle, da weißt du, du verlierst dieses Spiel nicht mehr."

Es entwickelte sich ein Spiel von "unglaublicher Intensität", sollte Martin Wild später resümieren, mit einem vor allem in Halbzeit eins irrsinnigen Tempo und vielen Zweikämpfen. "Wir haben von Anfang an eine geile Abwehr gespielt", freute sich Rückraumspieler Yannick Engelmann über die Verteidigungsbereitschaft seines Teams, zu dem auch er beitragen durfte: Trainer Wild hatte Engelmann für die Abwehrarbeit in die Startformation geschickt, im Angriff durfte Alexander Leindl wirken. Nur kurz gaben die Brucker ihre Führung her - beim 5:7 (20.). Gelegenheit zum Ausgleich bekamen die Gäste ebenfalls nur sporadisch: gleich nach der Halbzeit und ein letztes Mal beim 21:21 (52.). Ansonsten hielt der TuS über die gesamte Spielzeit einen Vorsprung von ein bis drei Treffern. Linksaußen Philipp Ball leitete mit seinem Tor zum 22:21 den Brucker Erfolg ein und ballte als Zeichen der Entschlossenheit beide Fäuste. "In den letzten fünf Minuten war es so laut in der Halle", sagte er hinterher: "Da weißt du, du verlierst dieses Spiel nicht mehr."

Damit sollte er recht behalten. Dass die Partie zugunsten der Gastgeber ausging, hatte freilich auch mit ihrem Torhüter Michael Luderschmid zu tun, der nicht nur Arme und Beine zu Hilfe nahm, um die Würfe der Rhein-Neckar-Löwen abzuwehren, sondern in der Schlussphase sogar das Gesicht hinhielt. Gelassen nahm der Keeper die unangenehme Begegnung mit dem Spielgerät hin, wischte sich mit dem Trikot über die schmerzende Stelle, ließ sie kurz vom Physiotherapeuten kühlen - und machte weiter. Den Beitrag seiner grandiosen Reflexe zum Brucker Sieg wollte er dennoch nicht in den Fokus gerückt wissen, er sagte stattdessen: "Alle waren gut."

Und auch die Gegner aus Mannheim, die in Max Haider einen Münchner vom TSV Allach in ihren Reihen stehen haben, waren am Ende keineswegs niedergeschlagen: Die "zwei Miese" seien kein Beinbruch, das Ziel der Klassenerhalt, die aktuelle Tabelle eine Momentaufnahme, zählte der junge, entspannt wirkende Gästetrainer Bechtold auf und stibitzte, angetrieben von seinem Team, noch zwei kleine Bierflaschen des Brucker Brauereisponsors, die für die Pressekonferenz auf den Stehtischen vor der Sponsorenwand aufgereiht waren. Die Löwen hatten ja noch eine lange Fahrt vor sich.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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