TuS Fürstenfeldbruck:Mit links und viel Mühe

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Herausragend: Mit acht Treffern führt Johannes Stumpf mal wieder die Fürstenfeldbrucker Offensive an. (Foto: Günther Reger)

Brucks Handballer bezwingen Dansenberg 25:20 und festigen Platz sechs in der dritten Liga Süd - nicht zuletzt dank eines Teenagers namens Matthias Hild.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Es war möglicherweise der erste Transfer, der direkt auf einem Spielfeld stattgefunden hat. Martin Wild, 38, spielte vor ziemlich genau einem Jahr mit Fürstenfeldbrucks dritter Handballmannschaft gerade gegen den TSV Marktoberdorf und begegnete auf dem Parkett einem damals 18 Jahre alten, zwei Meter großen Schlaks, der ganz behände mit einem Handball umgehen konnte. Ob er nicht nach Fürstenfeldbruck kommen wolle, fragte ihn Wild umgehend. Nicht zur dritten Mannschaft, in der Wild dann und wann ein bisschen mittut, sondern zum Drittliga-Team, das er trainiert. Matthias Hild sagte zu. Seit Samstag wissen sie in Fürstenfeldbruck, warum es gut war, dass sich Wild und Hild gefunden haben.

Hild ist Linkshänder und gerade deshalb im Handballsport eine gesuchte Spezies für die rechte Seite. Am Samstag war Hild über weite Strecken der einzige, weil Alexander Leindl über eine Oberschenkelzerrung klagte und der aus Kroatien verpflichtete Toni Dundovic nicht richtig fit war und über einen Kurzeinsatz nicht hinaus kam. Hild nutzte die Gunst der Stunde, machte vier Tore in der Schlussphase und hatte damit seinen Anteil am 26:20-Sieg des TuS Fürstenfeldbruck gegen den TuS Dansenberg.

Bevor Brucks Handballer nach der Schlusssirene vor Freude im Kreis tanzten, war bereits jeder einzelne auf Hild zugelaufen, um ihm auf die Schulter zu klopfen. Er habe eine "klasse zweite Halbzeit" gespielt, lobte denn auch Martin Wild.

Ja, es sei sein "mit Abstand bestes Spiel für den TuS" gewesen, bestätigte der mittlerweile 19-Jährige, der einige Strapazen auf sich nimmt, um in Fürstenfeldbruck Handball zu spielen. Weil es mit München nicht klappte, nahm er in Kempten ein Studium zum Wirtschaftsingenieur auf und damit in Kauf, mehrmals wöchentlich nach Fürstenfeldbruck zu pendeln.

Am Samstag mussten die Gastgeber neben Leindl auch auf ihren wuchtigen Torjäger Sebastian Meinzer verzichten, der nach einem doppelten Bänderriss im Sprunggelenk noch mehrere Wochen ausfällt. Bisweilen gelangte man zu Beginn der Partie deshalb zu dem Eindruck, die Brucker imitierten das Spiel der deutschen Nationalmannschaft mit vielen Querpässen und wenig Druck aus dem Rückraum. Das Spiel blieb ausgeglichen, zur Pause lagen die Gastgeber knapp vorn (13:12).

Als "ein hartes Stück Arbeit" bezeichnete TuS-Trainer Wild den Auftritt später. Das Abschlusstraining am Freitagabend war ein wenig zu intensiv geraten, nachdem Dominik Klein, Handball-Weltmeister von 2007 und Freund der TuS-Handballer, sich an der Trainingseinheit beteiligt hatte. Dansenberg ging schließlich mit 19:16 in Führung (48.) und seine mitgereisten Anhänger schwenkten schon eifrig ihre riesigen Fahnen. Beim Brucker Anhang indes hatte sich das sportliche Personal aus der Pfalz längst unbeliebt gemacht, vor allem als Abwehrrecke Tobias Prestele nach einem Zweikampf mit Dansenbergs Luca Munzinger verletzt am Boden liegen blieb (40.). In der Wittelsbacher Halle entstand ein gellendes Pfeifkonzert gegen die Gäste, das sich weiter verstärkte, als deren Trainer Marco Sliwa eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt (wie sie zehn Minuten zuvor auch Martin Wild bekommen hatte) und dann auch noch ihr Betreuer Alexander Schmitt mit der roten Karte fortgeschickt wurde.

Aus einem 16:19-Rückstand wird eine 25:19-Führung. "Hut ab, super Moral", lobt Trainer Wild

Für die Brucker Panther war dies das Startsignal für einen mitreißenden Schlussspurt. Aufopferungsvoll erkämpften sie sich in der Abwehr die Bälle, bis schließlich neun Angriffe in Serie je in ein Tor mündeten und binnen zehn Minuten aus dem 16:19-Rückstand ein 25:19-Vorsprung wurde, ehe sie dem abstiegsgefährdeten Aufsteiger noch einen letzten Treffer zugestanden. Längst hatten sich die mehr als 700 Brucker Fans von ihren Plätzen erhoben und rhythmischen Applaus angestimmt. "Hut ab! Eine super Moral!", schwärmte Martin Wild hinterher von seiner Mannschaft. In einer Partie, in die sie nur schwer hineingefunden hatte, gelang ihr in der finalen Viertelstunde alles - mit der Folge, dass Fürstenfeldbrucks Handballer seit mittlerweile sieben Spielen ungeschlagen sind und Platz sechs in der Tabelle der dritten Liga Süd geentert haben.

Vormals hatte dies zur Qualifikation für den DHB-Pokal gereicht. Nun wurde der Modus geändert: Nur noch die Mannschaften von Platz eins bis vier ziehen direkt in die Pokalrunde ein, jene auf den Rängen fünf bis 13 sollen an zwei Wochenenden im Mai - nach Saisonschluss - die restlichen beiden Plätze für jede Drittliga-Staffel ausspielen. Das verursacht Unmut. "Das fällt in die Phase, in der wir zwischen Saisonende und der neuen Saison Pause haben", sagt Martin Wild. Der eine oder andere werde die Zeit nutzen, um Urlaub zu machen. Ob man sich an der Pokalrunde beteiligen werde, will man daher vorläufig noch offen lassen.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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