Tischtennis:Zwei zwanglose Gelegenheiten

Lesezeit: 2 min

Erstligist Schwabhausen hofft auf einen Zusatzpunkt vor Weihnachten

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Oliver Kahn kann, wenn er nicht gerade über Eier spricht, aus dem Stegreif ganze Referate zum Thema Druck halten. Nicht erst, seit er als TV-Experte dafür bezahlt wird. "Ich spüre den Druck vor lauter Druck nicht mehr", hat er gegen Ende seiner Torwartkarriere mal geklagt.

Auch Alexander Yahmed hat zwar früher für den FC Bayern gespielt, allerdings in einer anderen Sportart. Vielleicht geht der Tischtennistrainer des TSV Schwabhausen deshalb eher leger mit Kahns Lieblingsthema um. In den beiden ausstehenden Vorrundenspielen treffen seine Erstliga-Frauen als Vorletzte auf den Viert- und den Drittletzten, es sind die einzig realistischen Chancen, ihren bisher zwei eroberten Pünktchen weitere hinzuzufügen. Doch zur Beantwortung der Frage, wie sehr Schwabhausen unter Druck stehe, genügen Yahmed zwei Silben: "Gar nicht!"

Er begründet das im Wesentlichen mit einem Konjunktiv: "Mit Andrea Bakula hätten wir in beiden Spielen eine 50:50-Chance." Doch den Vertrag mit der Kroatin hat der Verein nach Differenzen bekanntlich aufgelöst, und Nachverpflichtungen im Winter sind in der Bundesliga nicht gestattet. Also bleibe als Ziel nur der vorletzte Tabellenplatz (Schlusslicht Leipzig ist noch punktlos) - in der Hoffnung, dass trotz nominell zweier Abstiegsränge am Ende nur ein Klub wirklich in die zweite Liga muss.

Unter den aktuellen Voraussetzungen wäre Yahmed also glücklich, wenn aus den Partien an diesem Samstag (14 Uhr) daheim gegen Busenbach und acht Tage später in Böblingen ein Unentschieden herausspränge. Denn dann müsste das Rückspiel gegen die Leutzscher Füchse aus Leipzig nicht mehr unbedingt gewonnen werden.

Doch es gibt da einige Probleme: Gegen Böblingen zum Beispiel muss man davon ausgehen, dass die ehemalige chinesische Meisterin Qianhong Gotsch die Hälfte der für einen Sieg erforderlichen sechs Punkte im Alleingang holt. Der TV Busenbach hat eine solche Überfliegerin zwar nicht im Aufgebot, dennoch war er mit einem Überraschungssieg gegen den Tabellendritten TUSEM Essen in die Saison gestartet.

Hoffen lässt Schwabhausen vielleicht der 3:1-Sieg im deutschen Pokal gegen Busenbach Ende August, als nicht nur Schwabhausens Spitzenkraft Yang Ting, sondern auch die 19-jährige Chantal Mantz Tanja Krämer bezwangen, die Nummer eins der Schwarzwälderinnen. Ausgereizt sind die Möglichkeiten in Schwabhausen ganz sicher noch nicht. Mantz kann mehr, als ihre 3:9-Einzelbilanz aussagt, wobei Yahmed einschränkt: "Das hört sich schlimm an, aber sie hat eigentlich immer gute Leistungen gebracht und gekämpft."

Die 2:9-Ausbeute seiner Nummer drei Christina Feierabend ist da ärgerlicher, zumal Mantz ja stets zuerst auf die stärkste Spielerin des Gegners trifft, Feierabend dagegen auf die schwächste. "In den Spielen, in denen sie eine Chance hätte, ist sie oft zu brav", sagt Yahmed, "sie resigniert innerlich." Schon immer sei es so gewesen, dass Feierabend ein Erfolgserlebnis gebraucht habe, um Selbstvertrauen zu sammeln, auf ein solches wartet sie bislang vergebens.

Und auch die Doppel laufen nicht rund: Mantz/Feierabend haben zwei ihrer sechs Spiele gewonnen, Yang und Eva-Maria Maier noch keines bei vier Versuchen. Yang kam mit wechselnden Partnerinnen auf eine 1:6-Bilanz. Auch hier ist also einiges Steigerungspotenzial vorhanden. Dieses Wissen ist vielleicht hilfreicher als übermäßiger Druck.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: