Tischtennis:Ungebremst übers Ziel hinaus

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Unaufhaltsames Acht-Mann-Sextett: Starnbergs Andreas Spiegel, Peragesh Mohanamoorthy, Michael Köhler, Michael Hagmüller, Tobias Quick, Manuel Hoffmann, Kai Kappe und Florian Leidheiser (von links). (Foto: Privat)

Sechs Aufstiege in zehn Jahren: Peragesh Mohanamoorthy hat den TSV Starnberg unaufhörlich nach oben gebracht.

Von Andreas Liebmann, Starnberg

Es hätte ein böses Ende nehmen können, als Peragesh Mohanamoorthy vor zehn Jahren zum TSV Starnberg kam. "Megaheiß" sei er gewesen, etwas aufzubauen. Doch es war ein Wagnis, für den Verein und für ihn selbst: Mit gerade mal 20 Jahren übernahm der Neue gleich mal die Leitung der Tischtennisabteilung.

"Hier war tote Hose", erzählt er. Der ehemalige Bayernligist war nach dem Verlust seines Sponsors sportlich weit abgestürzt. Als Mohanamoorthy kam, spielte der TSV in der ersten Kreisliga. Dafür habe er hier etwas zu sagen gehabt, anders als zuvor bei der FTM Blumenau. Also begann er sein Abenteuer. "Heute würde ich mir vorher sicher mehr Gedanken machen", gesteht er. "Aber was hätte schon passieren können, außer dass ich mal wieder Scheiße baue?"

Es hat sich längst herausgestellt, dass die Entscheidung von damals ein Glücksfall war, für den Verein und für ihn selbst.

Es gibt viele Dinge, die man sich für ein bestimmtes Alter vornehmen kann. Einen Apfelbaum pflanzen, das Nordlicht sehen, eine Audienz beim Papst, einen Fallschirmsprung. Mohanamoorthy nahm sich vor, die Bayernliga zu erreichen, ehe er 30 ist. Von oben betrachtet ist das die sechste, von unten die neunte Liga. Es war ein ambitioniertes Ziel für Peragesh Mohanamoorthy, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen und der erst als 14-Jähriger mit diesem Sport begonnen hatte. Ein Chaot sei er damals gewesen, vielleicht hat ihn sein Sport sogar vor mancher Dummheit bewahrt. Er trainierte viel, lernte schnell, begann als Trainer, bildete Trainer aus. Vor einem Jahr kehrte der TSV Starnberg dann tatsächlich in die Bayernliga zurück, nachdem ihm im Jahr zuvor ein einziger Satz in der Relegation gefehlt hatte. Eine Punktlandung: Wenige Wochen später wurde Peragesh Mohanamoorthy 30. "Ich hatte mir einigen Druck gemacht, weil mir dieses Ziel persönlich so wichtig war", sagt er.

Dieser Druck ist nun weg, die Erfolgsgeschichte aber geht weiter. Am vergangenen Wochenende sind die Starnberger Bayernligameister geworden, vier Spieltage vor Schluss. Ihr 9:0 gegen Schwabmünchen war ihr 14. Sieg in der 14. Partie. "Das war überhaupt nicht geplant", versichert Mohanamoorthy, es ist nun der sechste Aufstieg in zehn Jahren. Er selbst hätte das gar nicht gebraucht, dennoch sei das nun ein schönes Gefühl, "weil man sieht, dass die ganze Zeit, die ganze Kraft und das ganze Herzblut zu etwas geführt haben". In der Oberliga wird der TSV 1880 Starnberg künftig auf einen namhaften Nachbarn treffen, den ehemaligen Erstligisten Gräfelfing.

Wenn Mohanamoorthys Team heute für ein Punktspiel zusammenkommt, könnte man das für einen Geschäftsstellenausflug des Bayerischen Tischtennis-Verbandes (BTTV) halten. Neu an Position eins ist Manuel Hoffmann, der als einer der leitenden Verbandstrainer für das BTTV-Leistungszentrum zuständig ist. Er hat für Hilpoltstein schon in der zweiten Liga gespielt und war mit 21 jüngster A-Lizenz-Inhaber Deutschlands. "Er kam überraschend kurz vor Ende der Wechselfrist und hat uns auf ein ganz anderes Level gehoben", sagt Florian Leidheiser. Auch Leidheiser an Position zwei ist neu, er spielte zuvor in der Hessenliga und ist der Pressesprecher des BTTV.

Wenn das Team zum Punktspiel ausrückt, wirkt das fast wie ein Geschäftsstellenausflug des BTTV

Schon nach den ersten beiden Heimsiegen gegen Kolbermoor und Altdorf sei klar gewesen, dass der nächste Aufstieg kaum zu verhindern sein würde, sagt er. Michael Hagmüller an Position fünf ist schon seit 2012 im Team, er ist BTTV-Lehrreferent. Und alles kam, wen wundert's, durch Mohanamoorthy. Denn der hatte als Honorartrainer für den BTTV gearbeitet, als der Verband Hagmüller aus Neckarsulm holte. "Michi hat den ersten Teil seines Trainerscheins bei mir gemacht", erklärt Mohanamoorthy. Hagmüllers erstes Mitarbeitergespräch mit ihm sei in einer Bar fortgesetzt worden, kurz darauf hatte Hagmüller einen neuen Klub. Und später habe eine Personalie die nächste ergeben. Inzwischen teilen sie sich zu acht in ihre Sechsermannschaft, nach einem festen Einsatzplan. Kai Kappe (kam 2015 aus Bad Rappenau), Andreas Spiegel (wechselte 2014 aus Fürstenfeldbruck), Tobias Quick und Michael Köhler (beide 2015 aus Effeltrich) haben zwar keinen BTTV-Hintergrund, spielten aber alle schon ein bis zwei Klassen höher.

Tote Hose ist hier nicht mehr. Inzwischen kommen schon mal knapp 100 Zuschauer, viele wegen Mohanamoorthy, der neben seiner Trainertätigkeit an mehreren Schulen Sport unterrichtet und beim TSV Starnberg angestellt ist, wo er auch Eltern-Kind-Turnkurse gab und eine Ballsportgruppe leitet. Ein Opfer musste er aber bringen für sein großes Ziel: Vor zehn Jahren hatte er auch seinen Bruder Ramesh und seinen Kumpel Vladislav Friedmann mitgebracht. Ab der Landesliga hatten es beide schwer. "Ich musste meinen Bruder und meinen Kumpel aus der Mannschaft schmeißen", bedauert er. Mit Ramesh hat er zuletzt Starnbergs zweiter Mannschaft beim Klassenerhalt geholfen. Auch kein böses Ende.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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