Tischtennis:Unerwarteter Rückschlag

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Die Zusage ist da, die Unterschrift noch nicht: Felix Wetzel, 15, soll ein Gesicht der Zukunft sein für die Tischtennis-Abteilung des FC Bayern München. (Foto: ITTF)

Der Abstieg aus der 3. Bundes­liga zwingt den FCB zu einem Neustart. Und ein weiterer Jugend­national­spieler kommt.

Von Andreas Liebmann, München

Es gibt, wenn man so will, gute Neuigkeiten von den Tischtennisspielern des FC Bayern München. Es sind nicht die Üblichen zu dieser Jahreszeit, denn die hätten ja gelautet: Während die Fußballer des Vereins soeben wieder vorzeitig deutsche Meister wurden, waren es die Tischtennisspieler, die sich abseits des Medienrummels das berühmte Prädikat "Dusel-Bayern" verdienten. Im Abstiegskampf der dritten Bundesliga Süd hatten sie eigentlich immer Dusel, seit die Liga vor vier Jahren gegründet wurde. Diesmal nicht. Seit einigen Tagen ist klar, dass es erstmals nicht gereicht hat für das Team: Nach einem 3:6 vor eigenem Publikum im Kellerduell gegen den TTC Wohlbach steht der Abstieg in die Regionalliga fest.

Das an sich ist natürlich nicht die gute Nachricht, im Gegenteil. Es ist ein ziemlich fieser Rückschlag für die ambitionierte Abteilung, der vor der Saison nicht zu erwarten war. Denn im ehemaligen deutschen Jugendmeister Florian Schreiner hatten die Münchner eine neue Nummer eins bekommen, einen 22-jährigen ehemaligen Profi, der seine Karriere beendet hat, um in München zu studieren. Der bisherige Spitzenspieler Michael Plattner rutschte in der Rangliste eine Position zurück - auf dem Papier war die Mannschaft also deutlich stärker geworden. Doch der Tabelle ist das einen Spieltag vor Schluss nicht anzusehen. Dort sind die Bayern Letzter.

Die gute Nachricht heißt Felix Wetzel. Der Jugend-Nationalspieler soll die Bayern zur neuen Saison verstärken. Die Unterschrift fehle noch, die Zusage habe er schon lange gegeben - damit hat der "Neuaufbau", von dem Abteilungsleiter Rudi Kahler nun spricht, einen wichtigen Baustein bekommen, noch ehe das alte Gebäude abgerissen ist. Zumindest bei Kahler hält sich der Frust in Grenzen. "Es ist halt so", kommentiert er den Abstieg. "Nachdem wir die letzten Jahre immer hinten rumgekrebst sind, ist das okay." Man müsse nun eben versuchen, schnellstmöglich wieder aufzusteigen, obgleich das schwieriger sei, als die höhere Liga zu halten.

Die Regionalliga spielt mit Sechserteams. Auch die Bayern müssen ihren Kader erweitern

Unten rumgekrebst ist fast noch untertrieben. Im ersten Drittligajahr landeten die Münchner 2015 auf Rang acht, dem letzten Nichtabstiegsplatz der Zehnerliga, zwei Punkte vor Wohlbach. 2016 war es der zehnte und letzte Rang, 2017 der neunte, jeweils hinter Wohlbach. Beide Male wäre München damit abgestiegen, beide Male war dann doch noch ein Drittligaplatz frei. Auch dieses Jahr muss der Vorletzte nicht absteigen, doch das ist entweder die DJK Effeltrich - oder mal wieder Dauerrivale Wohlbach, das wird der letzte Spieltag zeigen. Die Münchner gastieren am Sonntag beim TTC Wöschbach, an ihrem letzten Rang können sie nichts mehr ändern.

Die entscheidende Niederlage gegen Wohlbach vor Wochenfrist wäre vermeidbar gewesen. Den ärgerlichen 0:2-Rückstand nach den Doppeln glichen Schreiner und Plattner in den ersten Einzeln aus. Vor allem Plattners 3:1-Sieg gegen den 46-jährigen Tschechen Richard Vyborny, der aus Bad Königshofen gekommen war, kam unerwartet. Plattner hat in dieser Spielzeit berufsbedingt kaum trainieren können. "Bei wichtigen Punkten hat ihm dann oft die Sicherheit gefehlt", sagt Kahler, doch ausgerechnet gegen Wohlbach habe er "gelassen und entspannt" gewirkt. Für den Rest des Quartetts galt das eher nicht. Julian Diemer und Florian Kaindl gingen zweimal leer aus, Schreiner unterlag Vyborny. FCB-Youngster Daniel Rinderer, 16, der zuletzt anstelle von Kaindl gespielt hatte, war verhindert. Er musste den Bayerischen Tischtennis-Verband (BTTV) im Deutschland-Pokal vertreten, gemeinsam mit FC-Bayern-Talent Nico Longhino und seinem Standard-Doppelpartner bei nationalen und internationalen Auftritten, etwa der Jugend-EM 2017 in Portugal: Felix Wetzel.

Bald sollen beide im selben Klub spielen. Wetzel, 15, ist zurzeit noch für den Regionalligisten Rosenheim aktiv, im mittleren Paarkreuz - denn in der Regionalliga treten Sechser- statt Viererteams an. Auch die Münchner müssen ihre Mannschaft also künftig auf ein Sextett erweitern. Uwe Liebchen soll dazu aus der zweiten Mannschaft aufrücken. Wetzel ist ähnlich spielstark wie Rinderer, er werde dem Team "gut zu Gesicht stehen", glaubt Kahler.

Der Abteilungsleiter ist ganz zufrieden mit der neuen Situation. "Wir wollen keine Legionäre", betont er, keine ausländischen Profis, die sich nur an Spieltagen treffen. Künftig hat er Berufstätige, Studenten und Schüler im Kader. Rinderer trainiert intensiv am Stützpunkt in München, Wetzel wird in Bad Aibling gefördert. Ab Sommer wird er sich ganz auf seine Tischtenniskarriere konzentrieren. Mindestens einmal pro Woche sollen alle zum gemeinsamen Training zusammenkommen.

Für Florian Schreiner schließt sich ein Kreis. Er ist in seiner Internatszeit in Kolbermoor von Thomas Wetzel ausgebildet worden, einer engen Bezugsperson - bis sich der BTTV vom damaligen Landestrainer trennte. Bald wird Schreiner, sofern bis zur Unterschrift nichts mehr schief geht, also mit Wetzels Sohn zusammenspielen. Man habe fast ein familiäres Verhältnis, bestätigt Thomas Wetzel. Das sei eines der Argumente für den Wechsel seines Sohnes. Das andere: Er hofft, dass es dem FC Bayern tatsächlich gelingt, etwas Neues aufzubauen.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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