Tischtennis:Kein Lagerfeuer, keine Romantik

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Doppel-Belastung: Auch die Paarung Yang Ting/Eva-Maria Maier (v.l.) erwies sich als nicht konkurrenzfähig. (Foto: Niels P. Joergensen)

Ohne viel Aufhebens wickelt Schwabhausen die Bundesliga ab

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Am Ende eines jeden Asterix-Bandes ist es üblich, dass die Helden des Dorfes auf ein paar Wildschwein-Snacks und etwas Cervisia am Lagerfeuer zusammenkommen und ihr jüngstes Abenteuer reflektieren. Keine große Sache, heutzutage würde man das wohl ein "zwangloses Beisammensein" nennen - sofern man nicht Troubadix, der Barde, ist. Auch in Schwabhausen läuft das meist so: Auf der Empore der Heinrich-Loder-Halle sitzen dann die Aktiven mit Nachwuchsspielern, Freunden und Funktionären beisammen, es finden ein paar Ehrungen statt und viele Einzelgespräche. Nur ohne Lagerfeuer.

Es gab am Sonntag auch wenig Grund, an dieser Routine zu rütteln. Das Frauen-Bundesligateam hatte sein letztes Saisonspiel 4:6 gegen den SV Böblingen verloren. Ganze 63 Zuschauer hatten sich trotz Muttertags und Frühsommerwetter in die Halle begeben. Für einige Zeit würde es das letzte Schwabhausener Erstliga-Spiel gewesen sein, doch der Abstieg des Tabellenvorletzten in die zweite Liga stand ja schon lange fest und geschah freiwillig. Alles wenig geeignet, um an der Laute große Oden anzustimmen oder gar in Tränen auszubrechen. Auch nicht der Abschied von Chantal Mantz, die ja doch nur ein Jahr lang hier gespielt hat und den kleinen Klub nun gen Berlin verlässt. Ihr Abschiedsspiel geriet besonders unspektakulär: Wegen einer Knieverletzung stand die 19-Jährige zwar in der Aufstellung, schenkte ihre Partien aber kampflos ab. Es war ein durch und durch unaufgeregtes Saisonfinale.

Dennoch verlief es kurios, denn auch die Gäste hatten in Anja Schuh eine Akteurin nur pro forma aufgeboten, die ihre Partien dann wegen einer Verletzung nicht antrat. Insgesamt fünf Matches wurden also nicht ausgespielt, tatsächlich gewann nur Yang Ting für Schwabhausen ein Spiel (3:0 gegen Rosalia Stähr). Eva-Maria Maier (1:3 gegen Theresa Kraft) und Yang (1:3 gegen Qianhong Gotsch) waren zumindest nicht weit von einem weiteren Erfolg entfernt, der ein Unentschieden bedeutet hätte. Ob mit Mantz mehr möglich gewesen wäre? Schwer zu sagen. Die ehemalige Mädchen-Europameisterin habe während ihrer Monate in Schwabhausen "super Leistungen gebracht", lobte Trainer Alexander Yahmed, wenngleich der Teenager keineswegs Bäume ausgerissen hat - ihre Rückrunden-Einzelbilanz lautete 1:14. "Wir gehen im Guten auseinander", betonte Yahmed.

Für den Coach endete am Sonntag eine Saison im Konjunktiv. Hätte sich der Klub nicht frühzeitig wegen Differenzen von der Kroatin Andrea Bakula getrennt, "dann hätten wir einen ganz anderen Stellenwert in der Liga gehabt", ist sich Yahmed sicher. Doch dann sei vieles zusammengekommen: Die gestrichenen Zuschüsse von der Gemeinde, die vor der Saison schon zur Trennung von der ehemaligen Stammspielerin Agnes Kokai geführt hatten. Mantz' bereits im Winter feststehender Weggang nach Berlin, der ihr einige Konzentration geraubt hatte. Yang habe nebenher zu arbeiten begonnen, und für Maier und Christina Feierabend sei es irgendwann trotz spielerischer Fortschritte vom Kopf her schwierig geworden. Und bis zuletzt fand sich keine konkurrenzfähige Doppelpaarung. "Das wird die Hauptaufgabe für nächste Saison sein", sagt der Trainer: "Vom Kopf her alle wieder zu sortieren und ihnen klar zu machen, dass wir in der zweiten Liga wieder als gleichwertig oder als Favoriten antreten werden." Dann mit der Kroatin Mateja Jeger anstelle von Mantz. Die ersten Einzelgespräche hatte auch Yahmed bereits am Sonntag geführt.

In der kommenden Zweitligasaison wird es wieder ein Derby mit dem TTC Langweid geben - der ehemalige Champions-League-Sieger und achtmalige deutsche Meister ist aus der dritten Liga aufgestiegen. Mag sein, dass der Zuschauerschnitt in Schwabhausen sogar steigt. Für den zuletzt mäßigen Wert machte Yahmed nicht nur die sportliche Perspektivlosigkeit verantwortlich, es zeige sich auch der geringe Stellenwert der ersten Bundesliga. Der habe sich selbst im Terminplan ausgedrückt, der etwa für Busenbach an einem einzigen Wochenende mal drei Heimspiele vorgesehen hatte - oder sowohl für den deutschen Meister Berlin als auch für Schwabhausen eine Rückrunde fast ohne Heimspiele. "Wenn da ein vernünftiger Rhythmus drin wäre, wäre es auch für die Zuschauer leichter", glaubt Yahmed. Auch darüber wird wohl auf der Empore gesprochen worden sein: Die spinnen, die Terminplaner.

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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