Tischtennis:Fehlstart in die Abschiedstour

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Schwabhausens Frauen kündigen ihren Ausstieg aus der ersten Liga an

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Es werden ganz sicher keine ausverkauften Hallen sein, in denen die Girlgroup des TSV Schwabhausen demnächst ihre Abschiedstournee vorträgt. Der eigenwillige Spielplan der ersten Tischtennis-Bundesliga sieht für den Vorletzten nun fünf Gastspiele nacheinander vor, in Hövelhof, Bingen, Berlin, Kolbermoor, Busenbach. Erst dann werden die heimischen Fans Gelegenheit bekommen, Abschied zu nehmen - nicht von ihren Spielerinnen, wohl aber von der ersten Liga. Denn das Heimspiel gegen Böblingen am 8. Mai soll das vorerst letzte im Oberhaus sein. So hat sich das Team am vergangenen Freitag entschieden, wenngleich zur endgültigen Ligenmeldung noch zwei Tage Zeit bleiben.

Will wieder in der zweiten Liga aufschlagen: Yang Ting. (Foto: Niels P. Joergensen)

Am Samstag sahen in der Heinrich-Loder-Halle in Schwabhausen etwa 70 Menschen zu, wie sich ihr Noch-Erstligist gegen Bad Driburg "deppert" anstellte - so wertete es zumindest Erich Dengler, der die sportliche Entwicklung des Klubs vier Jahrzehnte lang mitverantwortete. "In allererster Linie haben das die Mädels entschieden", erläutert er den bevorstehenden Rückzug. "Wir sind trotzdem bester Dinge, dass es hier vernünftig weitergeht."

Dieser Schritt hatte sich angedeutet, gerade weil selbst der zementierte vorletzte Tabellenplatz des TSV mal wieder nicht den Abstieg bedeutet hätte. "Wir hätten in der Liga bleiben können", sagt Dengler, "es will ums Verrecken niemand aus der zweiten Liga rauf." Was eben ein Problem verdeutlicht, an dem auch Schwabhausen leidet: Allenfalls mit drei Konkurrenten kann das Team von Trainer Alexander Yahmed einigermaßen mithalten, gegen den Rest sind die Erfolgsaussichten trüb. Und nun, da die ehemalige Mädchen-Europameisterin Chantal Mantz ihren Weggang nach Berlin zum Saisonende verkündet hat, ist es Zeit zu gehen. "Wir hätten wieder nachladen müssen", erläutert Dengler, ein adäquater Ersatz für Mantz aber koste viel Geld - und er hätte sich gefragt: "Wofür?" Die wenigen Zuschauer, die am Samstag das 3:6 gegen Driburg sahen, wären wohl auch in der zweiten Liga gekommen. Der Drang, ein Aushängeschild für die Gemeinde zu sein, hält sich ebenfalls in Grenzen, seit sich der Klub um kommunale Zuschüsse gebracht sieht, mit denen er fest gerechnet hatte. Als dann auch die verbliebenen Spielerinnen die zweite Liga präferierten, war die Sache klar. "Wir hätten sogar die Mittel, um in der ersten Liga zu bestehen", sagt Dengler, doch der TSV Schwabhausen habe noch nie allein auf das Pferd erste Mannschaft gesetzt wie viele andere Bundesligisten, die teils gar keine zweiten Mannschaften haben. Der TSV investiert schon immer viel in die Basis, in die Ausbildung. Bei den Frauen etwa tritt Schwabhausen IV zurzeit in der fünften Liga an.

Zwei der drei Punkte gegen Bad Driburg gewann das Erstliga-Quartett am Samstag kampflos, weil der Gegner mit der verletzten Katharina Michajlova antrat. Ansonsten stach Mantz hervor, die gegen Shi Qi in vier höchst umkämpften Sätzen unterlag und dabei einige Satzbälle vergab. Zuvor allerdings hatte sie einen 3:0-Prestigesieg gegen die Nationalspielerin Nina Mittelham gefeiert. Mittelham, ebenfalls erst 19, war gerade bei der Team-WM in Malaysia für Deutschland aufgeboten worden. "Chantal war sehr gut", lobte Trainer Yahmed. Doch Schwabhausens Nummer eins, die chinesische Abwehrspielerin Yang Ting, blieb überraschend gleich zweimal ohne Satzgewinn. "Die Chance auf ein Unentschieden war riesig", ärgerte sich Yahmed.

Wäre Mantz geblieben, glaubt Dengler, hätte auch Schwabhausen weiter in der ersten Liga gespielt. So sieht er sich gezwungen, schon mal vor der zweiten Liga zu warnen. Die sei stärker als beim Aufstieg vor zwei Jahren, als sie noch zweigleisig war - man dürfe die Aufgabe dort nicht unterschätzen. Eine neue Nummer zwei müsse trotz allem geholt werden, und keinesfalls dürfe man gleich ein weiteres Mal - dann unfreiwillig - absteigen, weil die Sponsorenverträge nur für die ersten beiden Ligen gelten. Auch Yahmed warnt und sucht trotz aller Erfolge als Ausbildungsverein (die junge zweite Mannschaft ist Drittligist) eine ausländische Verstärkung. Und hofft, dass auch diese die Idee mit der zweiten Liga gut findet.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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