Tennis:Tag der Heldinnen

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Eva-Maria Hoch spielte stark und ließ sich "ausschupfen". Im Doppel aber war sie wieder mit einem Sieg da. (Foto: Claus Schunk)

Grün-Weiss Luitpoldpark München gewinnt das erste Zweitliga-Heimspiel gegen Würzburg dank einer herausragenden Teamleistung und starken Doppeln

Von David Weber, München

Man ist ja geneigt, das spielentscheidende Moment von knappen Spielen ganz am Ende zu suchen, also beim letzten, beim vorletzten oder beim vorvorletzten Punkt. An diesen drei letzten Punkten waren alle Spielerinnen von Grün-Weiss Luitpoldpark München beteiligt. Das waren nämlich die Doppel. Zwei Punkte hätten angesichts des Spielstands von 3:3 nach den Einzeln gereicht, um die Partie gegen den TC Weiss-Blau Würzburg zu entscheiden. Es wurden drei, es wurde ein 6:3-Sieg. Der Versuch, eine Spielerin als die spielentscheidende, als die Matchwinnerin, als die Heldin des Tages zu finden: aussichtslos.

Es hätte Daniela Kix sein können, ganz am Anfang. Den ersten Satz gegen Ellen Allgurin (Schweden) mit 1:6 verloren, den zweiten 6:1 gewonnen, im Entscheidungsdurchgang mit 10:5 erfolgreich; Kix als Kämpferin, die das unmöglich scheinende Comeback schafft ("weiß selbst nicht genau, wie"), ihrem Team das Selbstbewusstsein gibt, das heute alles geht, dass kein Rückstand uneinholbar ist, kein gegnerischer Ball zu fest, zu schnell, zu platziert: Das wäre doch eine Geschichte gewesen. Aber dann bezwang Julia Thiem auf dem Nebenplatz die Italienerin Maria-Fernanda Alves mit Tempotennis, 6:3 und 6:3, immer mutig und meistens konzentriert bei den knappen Spielständen. Und schon war die nächste Heldin da, "die unglaubliche Kämpferin", so Mannschaftsführer Jochen Laaß. Gleich im Anschluss dann der Auftritt der tragischen Heldin, Eva-Marie Hoch, die ihre in der Rangliste deutlich niedriger eingeschätzte Gegnerin Sofia Raevskaia dominierte, den ersten Satz mit 6:1 gewann, und sich dann, so sah Laaß das genauso wie alle Zuschauer, "ausschupfen ließ". Raevskaia verbrachte ihren Aufenthalt in München zwei Meter hinter der Grundlinie, kratzte und lupfte die Bälle von Hoch, der die Härte fehlten, aus den Ecken, gewann den zweiten Satz (6:2) und den Match-Ttiebreak (10:8).

2:1 also nach den ersten Einzeln, 2:2 nach dem nächsten. Und zwar ganz zügig. Dia Evtimova, die Münchner Spitzenspielerin, in der vorigen Saison noch beim Nachbar Iphitos unter Vertrag, hatte kaum eine Handvoll Punkte gemacht, als ihre Gegnerin schon 6:0, 3:0 führte. Ekaterina Alexandrova, die Nummer 250 der Welt aus Russland, gab erst ein Spiel ab, als sie selbst zwei Doppelfehler hintereinander machte. Es blieb bei einem weiteren Punktgewinn für Evtimova (0:6, 2:6). Als nächste kämpfte sich Julia Grabher für die Grün-Weissen in den Match-Tie-Break, musste sich Tena Lukas da allerdings recht deutlich (4:10) geschlagen geben. Umso wichtiger, dass Ana Jovanovic einen sicheren 6:1, 6:4-Sieg gegen Aline Staudt feierte. "Ana ist nicht so hoch eingeschätzt", erklärt Laaß, und das ist gut für Luitpoldpark, weil sie deswegen Punkte auf den hinteren Positionen sammeln kann.

Zwei davon brauchte es gegen Würzburg noch. Zwei Doppel. Die Überlegung: Ein sicheres Duo mit Jovanovic auf drei, und zwei Paarungen, stark genug, um das Doppel zu schlagen, in dem Alexandrova, die Würzburger Nummer eins, nicht auflaufen würde. Es lief dann also darauf hinaus, dass die Paarung Thiem/Grabher das "entscheidende" Match gegen Allgurin und Lukas austragen würde. Es konnte ja keiner wissen, dass auch Evtimova/Kix gewinnen würden, obwohl auf der anderen Seite Alexandrova stand. Nach dem ersten, überragenden Satz, den Thiem/Grabher mit 6:2 gewannen, verriet Laaß, dass die beiden stark bezweifelt hatten, zusammen zu passen. "Wir spielen beide lieber Vorhand und beide lieber an der Grundlinie", erklärte Thiem später. Passte trotzdem wunderbar. "Wir wollten bisserl mehr als die anderen", sagte Thiem. Sie wollten und wollten, bis es auch im zweiten Satz 5:2 stand. Zwei Aufschläge der wie entfesselt aufspielenden Grabher, zwei Returnfehler. Ein Volleywinner von Thiem. Und dann, sechs Stunden nach dem ersten Aufschlag des Tages, ein Longlineschuss von Grabher. Die Entscheidung.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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