Tennis:Provisorischer Abstieg

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Hoffen auf die zweite Bundesliga: Lena Hofmann tat ihr Möglichstes, sie gewann im Einzel und im Doppel. (Foto: Claus Schunk)

Großhesselohes Zweitligafrauen bangen um den Klassenerhalt in der 2. Liga. Über den Protest des Klubs richtet nun der DTB.

Von Matthias Schmid, München

Auf dem größten Platz der mondänen Tennisanlage des MTTC Iphitos wächst Unkraut zwischen den Sitzschalen hervor. In grün, weiß und violett schießen die Pflanzen in die Höhe. Dort, wo im Mai - ohne Wildwuchs auf der Tribüne - die großen Spiele bei den Internationalen Bayerischen Meisterschaften ausgetragen werden, spielten am Sonntag vier ältere Herrschaften ein gepflegtes Doppel, ein sogenanntes Mixed, das Tempo war kontrolliert und eine der Damen trug den legendären Ballhalter hinten an ihrem Röckchen, dem einst Arantxa Sanchez Vicario zu weltweiter Bekanntheit verhalf.

Die Partien zwischen der ersten Damen-Mannschaft des Münchner Traditionsklubs und dem TC Großhesselohe in der zweiten Tennis-Bundesliga wurden auf den drei Plätzen direkt vor dem MTTC-Klubhaus ausgetragen. Auch Bernard Eßmann hatte auf einer Holzbank Platz genommen, der TCG-Präsident saß neben seinen tschechischen Fachkräften Jesika Maleckova und Pernilla Mendesova. Ihm gefiel zum Beispiel, was seine Spielerin Isabella Pfennig vor ihm darbot, die 16-Jährige spielte stark, variantenreich und gestattete ihrer Gegnerin Luisa Marie Huber nur ein Spiel in zwei Sätzen. "Wir haben noch mal unsere bestmögliche Mannschaft aufgeboten", erzählte Eßmann.

Es ging ja noch um viel an diesem letzten Spieltag. Während der MTTC Iphitos als Aufsteiger schon vor der Begegnung mit drei Siegen eine weitere Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse planen und das Derby entsprechend entspannt angehen konnte, mussten die Gäste aus dem Süden der Stadt unbedingt gewinnen, um den Abstieg zu verhindern. Der zweite Saisonsieg des TCG (8:1) war bereits nach den Einzeln unverrückbar, Großhesselohe entschied fünf der sechs Einzel für sich, weil Iphitos kostengünstig aufgestellt und auf den Einsatz einer ausländischen Profispielerin verzichtet hatte. "Wir wollen unsere einheimischen, jungen Spielerinnen an das höherklassige Tennis heranführen", erklärte MTTC-Trainer Uli Sprenglewski. Am schnellsten setzte Anja Wildgruber den Lernstoff um, die 16-Jährige ist eine hochbegabte Spielerin, die unerschrocken auftritt und sich auch gegen Mendesova, immerhin mal die Nummer 287 der Welt, nach verlorenem ersten Satz nicht irritieren ließ, am Ende nervenstark mit 10:5 im Match-Tiebreak gewann und das Ergebnis aus Iphitos-Sicht nicht ganz so traurig aussehen ließ.

Mit einem Sieg in einem möglichen Wiederholungsspiel wäre der TCG sogar Zweiter

Eßmann schaute nicht nur seinen Spielerinnen mit großem Interesse zu, er kramte hin und wieder auch sein Mobiltelefon hervor, um gespannt die Partie zu verfolgen, die sich nur wenige Kilometer entfernt vom Aumeisterweg in Schwabing zutrug. Dort beim TC Grün-Weiß Luitpoldpark trat der TSC Mainz an, Großhesselohes direkter Konkurrent um den Klassenverbleib. 3:3 lautete der Spielstand nach den sechs Einzeln, die von Eßmann erhoffte Nachbarschaftshilfe blieb allerdings aus. Nach den drei Doppeln siegten die Mainzer mit 5:4 und feierten ihren dritten Saisonsieg, auf genauso viele kommt der TC Luitpoldpark, der in der Tabelle vor den Gästen bleibt - weil sie zwei Matches mehr gewonnen haben.

Die Frage, ob der TC Großhesselohe auch im nächsten Jahr in der zweiten Liga mitwirken kann, wird nun beim Deutschen Tennis-Bund in Hamburg entschieden. Dort muss noch über den Protest des TCG beraten werden, den der Klub nach der 0:9-Niederlage beim Tabellenführer TC Bad Vilbel eingereicht hat. Der Oberschiedsrichter hatte auf einen Aufstellungsfehler des Großhesseloher Trainers Pete Basic - nach der Einschätzung des TCG - mit weiteren Fehlern reagiert und so das Spiel fälschlicherweise kampflos für die Hessen gewertet. "Wir haben noch keine Antwort vom DTB erhalten", sagte Eßmann am Sonntag.

Er war verwundert, weil der Verband mit der verspäteten Antwort ein mögliches Wiederholungsspiel noch während der laufenden Runde ohne Not verstreichen ließ. Für Bad Vilbel ist der Ausgang nicht mehr entscheidend, der Klub aus Hessen steht als Erstligaaufsteiger fest. Großhesselohe dagegen könnte sich mit einem Sieg noch an Mainz vorbeischlängeln und so den direkten Klassenverbleib sichern. Mehr noch: mit einem Erfolg könnte der TCG sogar auf den zweiten Platz vorrücken, weil dann fünf Teams 6:6 Punkte aufweisen. Der DTB will sein Urteil Anfang der Woche verkünden. Je nach Ausgang könnte ein juristisches Nachspiel folgen, TCG-Präsident Bernard Eßmann schließt auch eine Berufung nicht aus.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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