Tennis:"München ist meine Heimat"

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Boris Becker verkündet auf der Anlage des MTTC Iphitos, dass er weiter als Experte für Eurosport arbeiten wird. Trainer will er vorerst nicht mehr sein. Beim Münchner ATP-Turnier wird er aber einen Nachwuchslehrgang leiten.

Von Ralf Tögel, München

Das Ehrenmitglied gab sich wieder einmal die Ehre, Boris Becker schaute auf einen Sprung beim MTTC Iphitos vorbei. Der Münchner Tennisverein ist einer der traditionsreichsten der gesamten Republik, das war allerdings nicht der Grund, warum ihm die Lichtgestalt des deutschen Tennissports einen Besuch abstattete. Vielmehr ging es darum, an diesem historischen Ort eine Partnerschaft zu verlängern, beziehungsweise die Nachricht davon unters interessierte Tennisvolk zu streuen: Boris Becker wird weiterhin für den Spartensender Eurosport als Experte und Co-Kommentator die Grand-Slam-Turniere von Melbourne, Paris und New York kommentieren.

Blühende Landschaften: Das Münchner Tennis – im Bild das Klubhaus des MTTC Iphitos – soll einen neuen Aufschwung erfahren. (Foto: imago)

Anfang 2017 feierte der 50-Jährige bei den Australian Open sein Debüt für den Sportsender, an der Seite von Eurosport-Kommentator Matthias Stach gewann Becker sogar den Deutschen Fernsehpreis 2018 in der Kategorie "Beste Sportsendung". Nun gaben beide bekannt, dass die Zusammenarbeit bis 2020 verlängert wurde. Das Ambiente hätte nicht passender sein können, wie Becker höchstselbst unterstrich, denn er kennt "kaum eine schönere Tennisanlage als diese in Deutschland". Und überhaupt, so erklärte der sechsmalige Grand-Slam-Turniersieger gleich noch bei dieser Gelegenheit, sei München "meine deutsche Heimat". Auch wenn er in Leimen geboren sei, und der ein oder andere dort diese Aussage nicht so gern hören möge. Doch nicht nur bei den großen Turnieren von Australien, Frankreich und den USA wird Becker zu sehen sein, er wird sich schon demnächst wieder in der bayerischen Landeshauptstadt zurückmelden: Wenn am 28. April die BMW-Open auf der Anlage des Münchner Tennis- und Turnierclubs Iphitos beginnen, ist Becker dabei. "Nicht auf dem Platz", wie er in der launigen Gesprächsrunde klar stellte, aber schon allein wegen seiner Funktion als "Head of Men's Tennis", des Deutschen Tennis Bundes (DTB).

Der Altmeister spricht: Nein, bis auf Weiteres wird Boris Becker für keinen Spieler der Welt den „Full-Time-Trainer“ geben. (Foto: Hannes Magerstaedt/Getty Images)

Denn nicht zuletzt sein Name scheint bei der neuen Generation an Spitzenspielern ein Umdenken in Gang gebracht zu haben: "Wir sind früher mit dreieinhalb Spielern zum Davis Cup gefahren, heute haben wir sechs. Alle wollen Davis Cup spielen." Allen voran natürlich Alexander Zverev, der deutsche Hoffnungsträger und Titelverteidiger in München. Der hatte passenderweise am Freitag seinen 21. Geburtstag, als besonderen Gruß prophezeite ihm Boris Becker eine ganz große Karriere. "Er hat die Qualität, die Klasse und das Niveau für den Sprung nach ganz oben", findet Becker, der einst selbst zweimal als der beste Tennisprofi der Welt gelistet war. Noch aber müsse man etwas Geduld aufbringen, so Becker weiter, er hatte Zverev am Tag vor seinem Trip nach München noch in Monaco beim ATP-Turnier getroffen und beraten. Becker trat noch einem immer wieder gern bemühten Gerücht entgegen: Nein, er werde bis auf Weiteres nicht der Trainer von Sascha Zverev. Und auch der Annahme, dass er sich erneut für den wieder auf die ATP-Tour zurückgekehrten Novak Djokovic engagieren werde, erteilte er eine Absage: "Ich kann mir momentan nicht vorstellen, als Full-Time-Trainer eines Spielers zu arbeiten." Beratend aber stehe er dem Serben immer zur Stelle, denn die beiden verbinde eine tiefe Freundschaft: "Novak wird immer Teil meines Sportlerlebens sein", so Becker. Mehr gebe es aber derzeit nicht zu sagen, "ich konzentriere mich auf das "Hier und Jetzt".

Und dazu zählt auch die Nachwuchsarbeit, der Becker in seiner DTB-Funktion einen hohen Stellenwert zuordnet. Im Zuge der BMW Open "werde ich einen Nachwuchslehrgang für die besten Spieler durchführen". Momentan sehe es ganz gut aus für den DTB, so Becker, sieben Deutsche spielen in den Top 100 der Welt. Aber: "Ich wünsche mir ein paar Spieler mehr als Sascha unter den ersten 20."

Den Mannschaftssport im deutschen Tennis verfolge er nicht so sehr, gab der DTB-Sportchef noch zu, Iphitos spielt derzeit in der Regionalliga. Becker weiß um die Tradition des ehemaligen deutschen Meisters, doch er ist nicht der Meinung, dass dies der optimale Weg für aufstrebende Talente sei. Becker kennt auch die Bemühungen des Zweitligisten und Nachbarklubs TC Großhesselohe, in die Beletage des deutschen Tennis aufzusteigen, was unter anderem mit Topspieler Florian Mayer gelingen soll, doch auch beim Thema erste Tennis-Bundesliga habe er ein "gespaltenes Herz". Natürlich sehe er die Notwendigkeit dieser "finanziellen Basis" für Talente, doch er sehe "die Nachwuchsspieler lieber international spielen".

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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