Tennis:Gruß aus Wimbledon

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Benedikt Dorsch holte zwei Punkte für Iphitos, im Einzel schlug er Martin Wetzel, im Doppel zusammen mit Björn Krenzer das Duo Wetzel und Moritz Trüg. (Foto: Rumpf)

Weil Mona Barthel in London ausscheidet, kehrt ihr Trainer Christopher Kas früher nach München zurück - und holt für Großhesselohes Herren 30 beim 5:4-Sieg im Derby entscheidende Punkte.

Von Sebastian Leisgang, München

Die Emotionen mussten dann doch raus, der Frust, der sich bereits im zweiten Satz angestaut hatte. Während die Zuschauer Großhesselohes Thomas Schiessling mit Beifall bedachten, schleuderte Lars Uebel seinen Tennisschläger über den Platz an den Spielfeldrand. Dann trottete Uebel ans Netz, zog sich seine Mütze vom Kopf und reichte Schiessling die Hand. Eine Geste der Anerkennung, nachdem Uebel dem Österreicher nach einem 6:3, 3:6 im Match-Tiebreak mit 8:10 unterlegen war.

Später am Nachmittag musste Uebel dem Kontrahenten noch einmal demütig die Hand reichen. Gemeinsam mit dem Dänen Kristian Pless hatte er im Doppel das Nachsehen gegen Schiessling und Christopher Kas. Der erste Satz ging deutlich mit 6:1 an das Großhesseloher Doppel, im zweiten wehrten sich die Gastgeber nach Kräften, verloren dennoch mit 5:7. Es war nicht gerade Uebels bester Tag - und auch nicht der des MTTC Iphitos.

Am Sonntag verloren die Gastgeber gegen den TC Großhesselohe im Derby mit 4:5 Matches. Die Chancen, die Saison auf einem der ersten beiden Plätze zu beschließen und damit in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft einzuziehen, sind somit nur noch theoretischer Natur - selbst bei einem Sieg am Samstag beim letzten Saisonspiel gegen den Tabellenvorletzten TC Thyrnau-Kellberg. "Wir sind enttäuscht. Natürlich haben wir uns mehr erhofft", sagte MTTC-Mannschaftsführer Fabian Ziemer, "jetzt ist das Thema aber eigentlich durch."

Dank der Matchpunkte hat Großhesselohe die DM-Endrunde so gut wie sicher erreicht

Großhesselohe hingegen hat nach seinen sechs Saisonspielen nun 8:4 Punkte auf dem Konto und kann dank der 35:19 Matchpunkte fest mit der Endrunde rechnen. Ebenso wie die ST Lohfelden, die im Parallelspiel den bisherigen Primus SC SaFo Frankfurt mit 7:2 schlug und von der Spitze der Tabelle stürzte.

Im Vorfeld hätte man sich die Dramaturgie für das Münchner Bundesliga-Derby der Herren 30 kaum besser ausdenken können, denn für Großhesselohe war die Partie am Aumeisterweg eine Alles-oder-Nichts-Angelegenheit. Der TC musste gewinnen, um seine Chancen auf die Endrunde zu wahren, hatte er bis dato doch zwei Zähler weniger gesammelt als Iphitos. Nach den Einzeln hatte es noch 3:3 Unentschieden gestanden, die Doppel mussten die Entscheidung bringen - und Großhesselohe erzwang schließlich den Sieg. "Wir waren aus meiner Sicht schon die leicht bessere Mannschaft, konnten es auf dem Platz aber nicht durchgehend umsetzen", klagte Ziemer. Am Ende hatte sein MTTC zwar ein Spiel mehr gewonnen (85:84), musste die Punkte aber dem Gegner überlassen. Als fairer Verlierer freilich: "Großhesselohe hat die engen und entscheidenden Matches für sich entschieden", womit Ziemer besonders auf den Match-Tiebreak zwischen Uebel und dem Großhesseloher Österreicher Schiessling anspielte. "Das hätte in unsere Richtung kippen müssen", analysierte Ziemer im Nachhinein.

So aber gewannen die Gäste langsam die Oberhand, obwohl Iphitos für die entscheidende Partie beinahe die Bestbesetzung aufgeboten hatte. Einzig Oscar Hernandez stand nicht im Team, der ehemalige ATP-Profi aus Barcelona begleitete seinen Sohn zu einem internationalen Jugendturnier nach Paris. Uebel hingegen stand auf dem Sandplatz, was damit zusammenhing, dass Daniel Brands, dessen Trainer der Münchner ist, in Wimbledon ausgeschieden war. Was auch für Großhesselohes Christopher Kas zutraf, der die Deutsche Mona Barthel traininert, die ebenfalls vorzeitig auf dem englischen Grand-Slam-Rasen ausgeschieden war.

Während Uebel sieglos blieb, hatte Kas entscheidenden Anteil daran, dass das Pendel in Richtung der Großhesseloher Gäste ausschlug. Grämen wollte sich Ziemer jedoch nicht. "Wir können damit leben", sagte er und fügte an: "Wir können uns nichts vorwerfen, weil wir alles gegeben haben." Am Abend saßen Spielführer Ziemer und seine Teamkollegen beisammen. "Wir haben ein bisschen hin und her gerechnet", verriet er, "am Ende ist dabei herausgekommen, dass wir wahrscheinlich keine Chance mehr haben. Großhesselohe wünschen wir deswegen jetzt viel Glück in der Endrunde."

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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