MTTC Iphitos:Gegen den Strom

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Seit Juniorenzeiten auf der heimischen Anlage: Lukas Ollert, eines von mehreren Eigengewächsen, die Iphitos bald in der zweiten Liga vertreten. (Foto: Claus Schunk)

Mit vielen eigenen Talenten wie Tobias Simon oder Alexander Braun startet der MTTC Iphitos in die Saison. Der Philosophie des Traditionsvereins folgen in der zweiten Liga nicht viele.

Von Matthias Schmid, München

Im Königreich Bahrain war es vergangene Woche erst zu einer Partie gekommen, die auch bei den Klubmeisterschaften des MTTC Iphitos denkbar gewesen wäre. Tobias Simon und Alexander Braun standen sich bei dem mit 10 000 Dollar dotierten Weltranglistenturnier des Internationalen Tennisverbandes ITF im Achtelfinale gegenüber. Die beiden werden in der im Juli beginnenden Sommerrunde gemeinsam in der Zweitligamannschaft des Münchner Tennis- und Turnierclubs antreten. "Das ist eine tolle Sache, dass sie sich bei einem internationalen Wettbewerb begegnet sind", sagt der Iphitos-Cheftrainer Uli Sprenglewski.

Die deutschen Jungprofis Simon und Braun verkörpern die Philosophie des Klubs, die sich in der zweithöchsten deutschen Klasse vom Rest der Konkurrenten abhebt, sie ist sogar ein krasser Gegenentwurf. "Wir treten mit einem Kern von deutschen Spielern an, die schon viele Jahre bei uns spielen", sagt Sprenglewski, während bei den meisten anderen Klubs ausländische Akteure in der Überzahl seien.

Der 23-jährige Simon setzte sich am Persischen Golf gegen Braun in zwei Sätzen durch - und sicherte sich nach dem Finalsieg gegen den 500 Ränge vor ihm platzierten Niederländer Scott Griekspoor seinen ersten Profititel. Simon und Braun werden sich schon bald wieder auf dem Trainingsplatz in München begegnen, sie treffen dann auch auf ihre Kollegen Lukas Ollert, Stefan Hoiss und Richard Malobicky. Sie alle trainieren seit Juniorenzeiten auf der heimischen MTTC-Anlage, nehmen am Klubleben teil, sind greifbar für die Mitglieder. Sie sind keine Fremden, die nur für die Zweitligamatches einfliegen. "Uns ist es wichtig, dass sich die Spieler mit dem Klub identifizieren können und die Mitglieder mit den Spielern", sagt Sprenglewski.

Vor sieben Jahren hatte er die Trainingsarbeit am Aumeisterweg im Münchner Norden übernommen. Er hat die Männermannschaft seitdem ohne große Geldzuwendungen von der Bayernliga in die zweite Liga geführt. "Bei uns hat es keine Überlegung gegeben, den Aufstieg nicht wahrzunehmen", sagt Sprenglewski, nachdem festgestanden hat, dass der Regionalligameister Landshut auf die Bundesliga verzichtet und Iphitos als Zweiter nachrückt. "Die Spieler und der ganze Klub sind heiß und freuen sich auf die Begegnungen", bekennt der Tennislehrer.

Mit einem Heimspiel am 12. Juli gegen den Stadtrivalen TC Großhesselohe, der sich unter anderem mit dem Schweizer Davis-Cup-Sieger Marco Chiudinelli und dem ehemaligen deutschen Davis-Cup-Spieler Christopher Kas verstärkt hat, beginnt das Zweitligaabenteuer, das aber keine Episode bleiben soll. Das Niveau der Spieler hält Sprenglewski für ausreichend, damit der Klassenverbleib gelingen kann. Er sieht seine langjährige mühevolle Aufbauarbeit mit jungen Spielern noch lange nicht am Ende, im Gegenteil. Braun zum Beispiel ist gerade 20 Jahre alt geworden, sein Spiel ist noch lange nicht ausgereift. Auch Simon traut er zu, sich in der Weltrangliste weiter nach oben zu katapultieren. "Meine Spieler entwickeln sich von Jahr zu Jahr weiter und werden immer besser", sagt Sprenglewski.

Helfen sollen ihnen dabei Fachkräfte aus dem Ausland. Ohne spielstarke Spitzenspieler können ihre Ziele nicht verwirklicht werden in einer Liga, der sich immer häufiger auch prominente Profis aus den Top 100 wie der Luxemburger Gilles Muller (TC Bruckmühl-Feldkichen) anschließen. So werden bei Iphitos der Kroate Franko Skugor und der Bosnier Aldin Setic aufschlagen, der Inder Sriram Balaji hat den Klub dagegen verlassen. Der 25-Jährige spielt künftig für einen unterklassigen Verein in Berlin und widmet sich sonst seinem Ziel, in der Weltrangliste bester Inder zu werden. Skugor lief schon in der vergangenen Saison für Iphitos auf und gewann all seine vier Einzel. "Von ihm erhoffen wir uns eine gute Runde", sagt Sprenglewski.

Kontinuität ist eines seiner Lieblingsworte, Sprenglewski verweist in diesem Zusammenhang daher auch gerne auf den neuen Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann und dessen früheren Doppelpartner Alexander Waske, die nicht weggingen, nachdem sie ihre sportlichen Karrieren beendet hatten. Wenn es ihre Zeit zulässt, schlagen sie noch immer bei den Herren 30 des MTTC in der Bundesliga auf.

Ob es Tobias Simon und Alexander Braun wie Kohlmann und Waske mal unter die besten 100 Spieler schaffen, kann Uli Sprenglewski natürlich nicht seriös beantworten. Eine Profikarriere ist voller Unwägbarkeiten. Er will aber dafür sorgen, dass sie beim MTTC Iphitos die besten Voraussetzungen finden - und interne Klubduelle auch weiter in Bahrain oder sonst wo auf dem Planeten ausgetragen können.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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