Segeln:Mit Starnberger Wassern gewaschen

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Champions-League-Sieger Deutscher Touring Yacht-Club verteidigt den deutschen Meistertitel und holt das Double. Aufsteiger Bayerischer Yacht-Club ist als Dritter gut wie nie, der Münchner Yacht-Club schafft als Siebter souverän den Klassenerhalt

Von Ralf Tögel, München

Ilja Wolf war schon wieder auf dem Wasser. Für den Klubmanager eines Segelvereins eigentlich keine große Überraschung, angesichts der derzeitigen Wetterlage und der Tatsache, dass die Segel-Bundesliga am vergangenen Wochenende ihr viel beachtetes Saisonfinale gefunden hat, dann doch ein bisschen ungewöhnlich. Aber in Bayern sind gerade Herbstferien, die Wolf und der Nachwuchs des Bayerischen Yacht-Clubs (BYC) zum Training am Gardasee nutzen. Vor der Saison ist bekanntlich nach der Saison, und diese war "überaus erfolgreich", wie Wolf aus Sicht des Starnberger Segelvereins findet. Denn der BYC hat die erste Bundesliga auf dem dritten Platz abgeschlossen, als Aufsteiger, was Wolf "sehr zufrieden" macht. Und das darf auch für die Kollegen vom Starnberger See gelten.

Der Deutsche Touring Yacht-Club (DTYC) hat aus Sicht von Teammanager Michael Tarabochia sogar "ein ganz kleines bisschen Segelgeschichte geschrieben - zumindest auf Klubbasis". Das ist ein ganz kleines bisschen untertrieben, denn der DTYC hat im Saisonfinale auf der Hamburger Außenalster seinen Vorsprung ins Ziel gebracht und den deutschen Meistertitel verteidigt. Nach dem Champions-League-Sieg vor fünf Wochen haben die Tutzinger damit das Double geholt, eine außergewöhnliche Leistung, wie auch die Konkurrenz vom Starnberger See gerne zugibt. "Das war verdient", konstatierte Kollege Wolf, sie haben über die gesamte Saison die Bestleistung gezeigt." Michael Liebl, der als Bundesliga-Sportwart des Münchner Yacht-Clubs (MYC) für den dritten Vertreter vom Starnberger See verantwortlich zeichnet, betont dies ebenfalls: "Dieses Double nach Bayern zu holen, macht uns alle stolz". Der MYC kann indes ebenfalls mit einigem Stolz auf die abgelaufene Saison zurückblicken: "Wir sind sehr zufrieden", sagt Liebl, "wir wollten uns im Mittelfeld der Liga festigen, das ist uns mit dem siebten Gesamtrang auch gelungen."

Es war ein äußerst spannendes Finale in Hamburg, woran die Vertreter aus der Münchner Region großen Anteil hatten. Die Bundesliga hat bekanntlich sechs Spieltage, sprich Regatten, der Beste eines jeden Spieltages bekommt einen Punkt auf sein Konto. Der Letztplatzierte in der 18-köpfigen Liga entsprechend deren 18. Die Mannschaft also, die in der Endabrechnung am wenigsten Punkte auf dem Konto hat, ist Meister. Der DTYC war mit elf Zählern Vorsprung in die Hansestadt gereist, angesichts des so souveränen Abschneidens bis dahin waren die Zweifel an der Titelverteidigung als eher gering zu bezeichnen. Doch es wurde noch einmal richtig eng, wie der Tutzinger erste Vorsitzende einräumte: "Da sind den Jungs schon ein wenig die Nerven durchgegangen", gab Wolfgang Stückl zu.

Was wiederum für die Konkurrenz und auch für das Format ein willkommenes Zeichen war. Denn nach den ersten beiden Tagen lagen die Tutzinger auf Platz 14, alle Überlegenheit sowie der Titel waren zwischenzeitlich perdu. Das Team bekam die Angst vor der Blamage angesichts des vermeintlich uneinholbaren Vorsprungs in den Griff, steigerte sich und belegte letztlich den zehnten Platz. Julian Stückl, Patrick Follmann, Jonas Vogt und Luis Tarabochia brachten somit zwei Punkte Vorsprung vor dem Verein Seglerhaus am Wannsee ins Ziel. Der Bayerische Yacht-Club, der mit der Formation Philipp Hibler, Andreas Plettner, Andreas Achterberg und Maximilian Hibler angetreten war, wies sieben Punkte Rückstand auf.

Auch nach hinten war es extrem spannend, was vor allem MYC-Manager Michael Liebl interessiert hatte: "Es gab neun Mannschaften, die noch in die Relegation hätten rutschen können", zu denen auch seine Crew zählte. Doch Philipp Ocker, Florian Grosser, Marc Anschütz und Fabian Eisenlohr entledigten sich mit dem sechsten Platz in Hamburg schnell aller Sorgen. "Wir waren von den neun Abstiegskandidaten immer vorne mit dabei", so Liebl, was den Druck auf die Konkurrenz erhöhte: "Die mussten erst mal liefern." Ein weiterer Punkt, der Einigkeit bei allen Klubverantwortlichen fand: Alle hatten ein extrem hohes Niveau beobachtet. "Man hat gesehen, dass jeder jeden schlagen kann", fand Ilja Wolf, der Sportliche Leiter des BYC, "das war eine wahre Nervenschlacht."

Kollege Liebl hatte "Sport auf höchstem Niveau" gesehen, die Unterschiede hätten sich letztendlich "im Kopf" abgespielt. Womit die Marschrichtung für die nächste Saison vorgegeben ist, auch hier herrscht Konsens. "Wir werden uns vor allem auf das Mentaltraining konzentrieren", kündigt der Vorsitzende des Meisters an, aber erst einmal gebe es eine "verdiente Pause" für die Athleten, so Stückl. Auch der Münchner Yacht-Club will "Abläufe optimieren", wie Liebl ankündigte, er werde zukünftig die Bootsbesatzung früher festlegen, damit sich das Team auf das jeweilige Event besser vorbereiten kann.

Und der Meisterschaftsdritte? Ist ja bereits am Üben, um Talente für die Zukunft zu entwickeln. "Wir wollen natürlich, dass es so weitergeht", sagte Ilja Wolf, der einen weiteren Titel an den Starnberger See geholt hat: Der Bayerische Yacht-Club hat die Junioren-Bundesliga gewonnen.

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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