Segeln:Kleiner Schreck am großen See

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Bloß nicht durchhängen: Der achte Platz war das bislang schlechteste Ergebnis für die DTYC-Crew, ändert aber nichts an der Favoritenrolle. (Foto: DSB/oh)

Der Deutsche Touring Yacht-Club hat mit dem achten Platz in Überlingen Vorsprung in der Bundesliga eingebüßt. Dennoch reisen die Tutzinger als klarer Favorit zum Saisonfinale Ende Oktober nach Hamburg

Von Ralf Tögel, Tutzing

Hydrologisch gesehen handelt es sich beim Bodensee um zwei Seen und einen sie verbindenden Fluss. Segeltechnisch gesehen handelt es sich beim Schwäbischen Meer um das Gewässer, an dem die Segler des Deutschen Touring Yacht-Clubs (DTYC) ihren ersten richtigen Dämpfer einstecken mussten, einen Schuss vor den Bug, um in der Seglersprache zu bleiben. Die Entscheidung um die deutsche Meisterschaft ist nun auf die letzte Regatta am 29. Oktober auf der Außenalster in Hamburg vertagt, freilich hat sich nicht viel am Favoritenstatus der Tutzinger geändert, die mit einem komfortablen Vorsprung zum Saisonfinale reisen werden.

Mit dem achten Platz in Überlingen haben die Tutzinger nicht nur ihr bisher schlechtestes Saisonergebnis eingefahren, sie haben auch etwas von ihrem so komfortablen 15-Punkte-Vorsprung eingebüßt. Allerdings sollte die Reduzierung auf elf Zähler niemandem im Klub den Schlaf rauben. Dennoch ist an den zurückhaltenden Aussagen der Crew-Mitglieder wohl nicht nur die gute Segler-Stube verantwortlich. "Es waren schwierige Bedingungen", erklärte Maximilian Weiss, der in Überlingen als Taktiker im Team stand. Zwar habe man die Vorentscheidung verpasst, aber "wir sind sicher unter den ersten Drei". Bitte? Der zehnte Rang in Hamburg dürfte reichen, rechnet Wolfgang Stückl vor. Dann erinnert der DTYC-Vorstand noch daran, dass sein Team bisher in dieser Bundesliga-Saison stets besser war. Stückl weiß aber auch, dass das Überlinger Resultat die Seinen schon ein bisschen erschreckt hat: "Die haben gerade ordentlich einen auf die Nase bekommen", so Stückl, da würden die Aussagen schnell demütiger. Nichtsdestotrotz sind die Tutzinger das dominierende Team der Saison, auf welchem Niveau sie derzeit unterwegs sind, war schon vor ein paar Tagen in der Champions League zu beobachten.

Der DTYC hatte sich mit dem zweiten Platz in der Bundesliga qualifiziert und seine Klasse an der Costa Smeralda bewiesen. Gleich im ersten Rennen brachten sich die jungen Tutzinger mit einem Sieg ins Bewusstsein der Konkurrenten und segelten bei enormen Windstärken von mehr als 30 Knoten munter in der Spitzengruppe mit. Es zeigte sich, dass sich die deutschen Teams auf dem J/70-Kielboot ausgezeichnet auf den Bundesliga-Titelkampf vorbereitet hatten, es zeigte sich aber auch, dass die internationale Konkurrenz, in deren Booten überwiegend Profis segelten, in der Lage ist, sich schnell anzupassen. Nach dem ersten Tag gingen die Tutzinger Crewmitglieder noch als Dritte ins Bett und durften von einem überragenden Triumph träumen. Zwar fielen sie im letzten Rennen noch auf den fünften Platz zurück, doch recht ärgern wollte sich niemand. Zumal die Tutzinger allein aufgrund ihres jungen Alters auf eine große Zukunft hoffen dürfen. Champions-League-Sieger wurde der norwegische Segelclub vor den Lokalmatadoren vom Yacht Club Costa Smeralda und dem russischen Yacht Club Navigator. Zum Vergleich: Vor dem DTYC platzierte sich der schweizer Vizemeister Genf - mit einer America's-Cup-erfahrenen Crew.

In der heimischen Liga bleibt der DTYC das Maß der Dinge. "Es waren schwierige Verhältnisse mit drehenden Winden", so Weiss, "uns haben halt immer in paar Meter gefehlt." Auch die Erwartungshaltung sei unheimlich hoch, "aber wir können noch mit einem guten Gewissen in Hamburg antreten". Das können sie in der Tat, Vorstand Wolfgang Stückl klingt schon offensiver: "Das klappt schon." Dann sollte es auch für den Münchner Yacht-Club mit dem endgültigen Klassenerhalt klappen, die Starnberger machten in der Tabelle mit dem zweiten Platz in Überlingen einen Satz auf Rang acht in der Gesamttabelle.

In der kommenden Saison dürften dann wieder drei Vereine aus der Region erstklassig sein, denn der Bayerische Yacht-Club hat mit dem zweiten Platz in Überlingen die Saison als Zweiter der zweiten Liga abgeschlossen und ist damit aufgestiegen.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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