Schwimmen:Ratlos unter Königen

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„Marius hat der Mut gefehlt“: SG-Schwimmer Kusch ist bei seiner ersten Weltmeisterschaft nicht zufrieden mit seinen Leistungen. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Marius Kusch von der SG Stadtwerke München kann sein Schwimmtalent bei der WM in Budapest nicht wirklich zeigen.

Von Sebastian Winter, München

Marius Kusch, Katie Meili, Kathleen Baker und Michael Chadwick haben einige Gemeinsamkeiten, nicht nur das riesengroße Schwimmtalent: Sie sind alle Teil der "Royals", jener Schwimmgruppe, die an der Queens-Universität in Charlotte, North Carolina, trainiert. In den Becken dort gedeihen reihenweise Spitzenschwimmer, der zigfache Weltmeister und Olympiasieger Ryan Lochte ist dort bis vor einem Jahr auch durchs Wasser gepflügt. Kuschs aktuelle Trainingspartner haben bei der gerade zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Budapest mit ihren Erfolgen dazu beigetragen, dass die Vereinigten Staaten den Medaillenspiegel dominieren. Chadwick gewann Gold mit der 4×100-Meter-Freistil-Staffel, Olympiasiegerin Baker Silber über 100 Meter Rücken, Olympiasiegerin Meili gleich einen kompletten Medaillensatz. Kusch hingegen, einziger Beckenschwimmer der SG Stadtwerke München in Ungarn, konnte die schlechte deutsche Bilanz - nur eine Silbermedaille durch Franziska Hentke - auch nicht aufwerten. 9, 13, 22, das ist nicht der Auftakt zum Lotto am Samstag, sondern Kuschs eher ernüchternde Platzierungsfolge aus drei Rennen bei seiner WM-Premiere. "Ich habe mir natürlich mehr erhofft", sagte Kusch.

Die Mixed-Staffel lief noch am erfreulichsten für den 24-Jährigen, der vor eineinhalb Jahren wegen der besseren Trainings- und Studienbedingungen nach Charlotte gezogen ist. Der Schmetterlings-Experte Kusch schwamm die für ihn eher ungewohnten 100 Meter Kraul in neuer persönlicher Bestzeit. Die Staffel wurde Vorlauf-Neunter, schob sich aber wegen der Disqualifikation Ungarns ins Finale. Dort schwamm der stärkere Kraulexperte Damian Wierling dann für Kusch, das Quartett landete auf Platz sieben. Über seine Paradedisziplin 100 Meter Schmetterling wurde Kusch dann in 52,22 Sekunden nur 22. und verpasste das Halbfinale klar. Auch seine beim DM-Sieg in Berlin vor sechs Wochen aufgestellte Bestzeit (51,83) hatte er deutlich verfehlt. "Ein bisschen ratlos bin ich schon, ich bin weit unter meinen persönlichen Ansprüchen geblieben", sagte Kusch, während Bundestrainer Henning Lambertz analysierte: "Marius hat der Mut im Angang gefehlt, das ist ein bisschen schade." In der von Marco Koch angeführten Lagenstaffel verfehlten Kusch und seine Kollegen auf Platz 13 die Erwartungen: "Das Projekt war richtig, leider haben wir nicht die Zeiten der deutschen Meisterschaften erreicht", fand Lambertz.

Auffallend ist, dass Kusch wie einige andere deutsche Schwimmer bei der DM in Berlin in Topform war, seine Leistungskurve nun aber deutlich abfiel. "Das ist kein Versagen, kein Totalausfall bei Mario. Die Qualität bei der WM war trotz des nacholympischen Jahres sehr hoch", sagte Kuschs Münchner Heimtrainer Olaf Bünde, der den Schritt seines Athleten, in die USA zu gehen, nach wie vor gut und richtig findet: "Seine Entwicklung dort ist sehr, sehr positiv." Immerhin waren der DM-Titel und nun die WM-Teilnahme jeweils Premieren in Kuschs Schwimmkarriere.

Dennoch machte sich Marius Kusch nachdenklich auf den Rückweg. Er müsse nun "mit meinen Trainern analysieren, warum ich von der DM bis jetzt meine Form nicht halten oder noch einmal steigern konnte". Sein Ziel sind weiterhin die Spiele in Tokio - auf die er nun noch eifriger hinwirken dürfte in seiner königlichen Trainingsgruppe.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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