SG Stadtwerke München:Eitel Sonnenschein

Lesezeit: 3 min

Vor der deutschen Meisterschaft in Berlin wechseln die Hohenbrunner Spitzenschwimmerinnen Antonia und Teresa Baerens zum Konkurrenzklub SG Stadtwerke München. Für die Gruppe um Alexandra Wenk und Florian Vogel ist das gut - beim TSV sind sie wenig begeistert.

Von Sebastian Winter, München/Hohenbrunn

Wenn man dem sozialen Netzwerk Facebook und den dort veröffentlichten Beiträgen ein wenig folgt, glaubt man, in einer rosaroten Welt zu leben. Nur schöne Dinge werden dort gepostet, Smileys, Partys, Sonne und Meer. Bei Alexandra Wenk und Florian Vogel, den Vorzeigeschwimmern der SG Stadtwerke München, verhält sich das ähnlich, doch sie befinden sich gerade in der Tat auf Wolke sieben. Die Sommer-Vorbereitung läuft ziemlich gut für sie - und das vor der ersten großen Standortbestimmung, der deutschen Langbahn-Meisterschaft in Berlin, die an diesem Donnerstag beginnt.

Vogel, der vergangenes Jahr groß in Form gekommen war und an der Kurzbahn-WM in Doha teilnehmen durfte, hat kürzlich bei der bayerischen Meisterschaft die WM-Norm über 400 Meter Freistil geknackt. Sportler des Jahres in seiner Heimatstadt Bayreuth ist der Wahlmünchner auch noch geworden, Interview jagt Interview, der 20-Jährige ist eines der größten Talente des deutschen Schwimmsports. In den vergangenen Wochen hat er zusammen mit Paul Biedermann auf Teneriffa trainiert, "sie haben es sich ganz schön gegeben", sagt Münchens Stützpunkttrainer Olaf Bünde. In Berlin wird Vogel über 200, 400 und 800 Meter Freistil starten.

"Im Sinne des Sports": Der Wechsel von Antonia (li.) und Teresa Baerens. (Foto: oh)

Auch Alexandra Wenk sei gut in Form, "sie hat viele positive Ansätze, man merkt, dass sie nach ihrem Abitur befreit ist", sagt Bünde. Wenk hat für fünf Strecken bei der DM gemeldet, allerdings ist noch nicht sicher, ob sie alle schwimmt. Aber auch die 20-Jährige fühlt sich gut vorbereitet für den Wettkampf, bei dem sie wie Vogel gute Medaillenchancen hat - und die Norm für die WM in Kasan knacken will. Jedenfalls zeugen ihre Facebook-Bilder davon, Fotos von Teneriffa, Sonne, Schwimmbad, gute Laune, wo sie sich, wie sie schrieb, "den letzten Feinschliff" holen wollte.

Mit fast 30 Schwimmern reiste die SG-Delegation am Mittwoch nach Berlin, vier Trainer sind dabei, ein Physiotherapeut. Und zwei Neulinge, um die es in den vergangenen Wochen einige Irritationen gegeben hat: Teresa und Antonia Baerens.

Die beiden Schwestern starteten lange Jahre für ihren Heimatklub Hohenbrunn-Riemerling, sie zählten zu dessen besten Schwimmerinnen, mit der Freistil-Staffel des TSV wurden sie 2013 deutsche Meister. Zwischen Hohenbrunn und der SG Stadtwerke herrschte lange Jahre ein großer Konkurrenzkampf um die besten Talente, Hohenbrunn ist schließlich der zweitstärkste Klub der Region im Leistungsschwimmen. Doch mit der SG, die von den Münchner Stadtwerken mit einem kleinen sechsstelligen Betrag unterstützt wird, kann er schon finanziell gesehen nicht mithalten. Das früher recht kühle Verhältnis hat sich mittlerweile entspannt, auch weil Olaf Bünde bei der SG gute Arbeit macht und auch TSV-Talente ins Kadertraining einbindet. Doch der Wechsel der Baerens-Schwestern schlug nun Wellen - auch wenn beide Seiten das Thema nicht ins Schaufenster hängen wollen. "Es war ihre Entscheidung, sie kam relativ plötzlich", sagt Hohenbrunn-Riemerlings Leistungssportwartin Claudia Breunig: "Wir haben uns im Guten getrennt, aber das ist schon eine traurige Sache." Begeistert ist man jedenfalls nicht beim TSV über diesen Verlust zweier Spitzenschwimmerinnen an den Wettbewerber.

Antonia Baerens wohnt noch bei ihren Eltern und einen Kilometer entfernt vom Riemerlinger Bad, sie geht im Münchner Süden zur Schule. Ihre ältere Schwester Teresa lebt und studiert zurzeit in den USA, Anfang März hat sie an den nationalen College-Meisterschaften der Schwimmer teilgenommen - mit Superstars wie Missy Franklin. Die Gründe ihres Wechsels zur SG kenne sie nicht, sagt Breunig, eigentlich können nur die besseren Trainingsbedingungen im 50-Meter-Becken des Olympiabades ausschlaggebend sein und die stärkere Trainingsgruppe der SG. Das Bad in Riemerling ist marode, auch wenn der Übungsbetrieb für die nächsten Jahre gesichert ist, außerdem hat es nur ein 25-Meter-Becken. Antonia Baerens war schon einmal zur SG gewechselt, doch sie kam zurück - und ging nun wieder. "Ich wünsche den beiden alles Gute", sagt Hohenbrunns Trainer Jan Wolfgarten recht einsilbig. Immerhin fährt er noch mit anderen chancenreichen Kandidaten zur DM, wie den Siebrecht-Schwestern, Ramona Sulzmann und Helen Scholtissek.

Münchens Stützpunkttrainer möchte nicht viel Wind um diese Geschichte machen, verständlicherweise. "Das ist im Sinne des Sports und eine ganz normale Geschichte. Sie haben das jetzt im Frühjahr entschieden, ich habe mich nicht eingemischt. Es ging ihnen auch um die besseren Trainingsmöglichkeiten", sagt Olaf Bünde, der nun noch mehr Argumente hat, beim Verband für einen künftigen DSV-Stützpunkt zu werben.

Teresa Baerens ist vergangene Woche übrigens aus den USA zurückgekehrt, am Flughafen in San Francisco postete sie ein Foto von sich über die Plattform Instagram. Sie schrieb dazu: "Nice to be home soon", schön, bald wieder zu Hause zu sein. Es klang nach rosaroter Welt. Wobei nicht ganz klar war, welches Zuhause sie tatsächlich gemeint hat.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: