Ein Münchner Trio im Finale? Da lacht Sven Körper erst einmal. "Absteigen können wir in jedem Fall nicht", sagt der Teammanager von Germania Prittlbach. In der Luftgewehr-Bundesliga bleiben nach dieser Saison alle erstklassig, weil von acht auf zwölf Mannschaften aufgestockt wird. Aber Körper weiß, worauf die Frage abzielt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir es in diesem Jahr mal wieder in die Finalrunde schaffen", sagt er.
Das war seiner Germania zuletzt nicht geglückt - als einzigem Münchner Schützenverein. Während sich die lokale Konkurrenz von der Hauptschützengesellschaft (HSG) und der Feuerschützengesellschaft (FSG "Der Bund") in schöner Regelmäßigkeit um die Meisterschaft duellierte, musste Prittlbach meist vorher den Schießstand räumen. 2011 war die Germania das letzte Mal bei der Endrunde der besten Acht dabei, scheiterte aber gleich im Viertelfinale. Seitdem kämpfte das Team mal mehr und mal weniger um den Klassenerhalt.
Germania Prittlbach ist so etwas wie der Außenseiter in Münchens Schützenszene. HSG und Bund haben seit Beginn der Bundesliga 1997 je dreimal den Titel geholt und teilen sich vier der letzten fünf Meisterschaften. Prittlbach steht da außen vor. Das soll sich ändern. "Wir gehen verbessert in die neue Saison", sagt Körper. "Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung und konnten unsere Mannschaft verstärken."
Ausgerechnet vom Titelverteidiger HSG erhält die Germania Verstärkung. "Wir mussten keinen abwerben, die sind ganz freiwillig zu uns gekommen", sagt Körper über die Zugänge Isabella Straub und Maximilian Wolf. Ein wenig sei er selbst darüber erstaunt. Gerade Straub ist als Junioren-Europameisterin von 2010 ein echter Zugewinn und bei Prittlbach an Position drei gesetzt. Dazu kommt in der 18-jährigen Anna-Lena Kinateder ein hoffnungsvolles Talent. "Damit sind wir viel breiter aufgestellt und erwarten uns auch auf den hinteren Positionen mehr Konstanz", sagt Körper. "Außerdem haben wir richtig Frauenpower im Team." Augenzwinkernd fügt er an: "Wenn es gut läuft stehen bei uns fünf Blondinen am Schießstand." In der topgesetzten Österreicherin Lisa Ungerank und der erfahrenen Claudia Keck hat Prittlbach vorne weiter zwei international erprobte Schützinnen und kann zum Saisonauftakt aus dem Vollen schöpfen: "Wir gehen in Topbesetzung an den Start." Es kommt gleich zum Stadtderby gegen den Bund. "Die haben wir in der Vorbereitung geschlagen", sagt der Teamchef. In der SG Coburg wartet noch ein zweiter ambitionierter Gegner. "Zumindest ein Sieg sollte an diesem Wochenende drin sein", gibt sich Körper kämpferisch. Für den Finaleinzug wäre das wohl auch nötig. Die Favoritenrolle behält im stadtinternen Duell aber Der Bund, der in der tschechischen Olympiasiegerin Katerina Emmons einen Hochkaräter verpflichtet hat.
Auch bei der HSG München ist vieles neu. Ob das durchweg so gewollt ist, sei dahingestellt. Trotz Titelverteidigung 2014 ist der Kader aus der Vorsaison auseinandergebrochen. Neben Straub und Wolf (Prittlbach) verließen auch Julia Simon (Petersaurach) und Alexander Schmirl den Verein. "Da sind wohl Dinge hochgekommen, die noch mit den Ereignissen aus der letzten Saison zu tun hatten", erklärt Trainer Theo Gschwandtner. Der plötzliche Rücktritt von Sonja Pfeilschifter und Trainer Hubert Bichler wirkt anscheinend noch nach. Gschwandtner plant nun den Neuanfang und rechnet dafür ein "Interimsjahr" ein. Nur seine an eins gesetzte Tochter Selina Gschwandtner und Tino Mohaupt sind vom Meisterteam übrig. In Jasmine Ser Xiang aus Singapur, der Serbin Andrea Arsovic und der Norwegerin Sina Oleane Busk setzt man in Zukunft auf WM-erprobte Größen. Die Youngster Nicole Lainer und Justin Giesbrecht ergänzen die Aufstellung. "Die Chancen auf das Finale oder gar die Titelverteidigung sind aber sehr gering", räumt Gschwandtner wegen der dünnen Personaldecke ein. Immerhin absteigen könne man nicht, sagt er. Es klingt ernster als bei seinem Kollegen aus Prittlbach.