Schießen:Extrem eng

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Michaela Walo vom Bund München gewann ihr Duell deutlich, es brachte aber nur einen Punkt. (Foto: Johannes Simon)

Luftgewehr-Bundesliga: Bund, HSG München und Prittlbach fast gleichauf

Von Julian Ignatowitsch, München

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Beste im Münchner Land? Gar nicht so leicht zu sagen. Denn alle drei Teams aus München und der Region liegen in der Luftgewehr-Bundesliga nach fünf Wettkampftagen mit drei Siegen und zwei Niederlagen gleichauf in der Tabelle. Wie hoch die Leistungsdichte zwischen den Teams derzeit ist, zeigte der Ausgang im Derby zwischen dem "Bund" München und Prittlbach.

Der letzte Schuss musste entscheiden - mal wieder. Im Stechen gewann Prittlbach 3:2, Yvonne Jaekel hatte an Position vier die besseren Nerven als Josefa Gistl. 10:9 Ringe: Jaekel holte damit den entscheidenden Punkt. Plötzlich steht der Bund, der als beste Münchner Mannschaft ins Wochenende gegangen war, in der internen Rangliste hinten an. "Wir hatten mit 1969 Ringen eigentlich ein ordentliches Resultat", sagte Teammanager Simon Muschiol. In der Tat war der Bund in dieser Kategorie insgesamt sogar besser als Prittlbach. Da in der Bundesliga aber im Eins-gegen-eins-Modus geschossen wird und der Direktvergleich der zehn Schützen über Sieg oder Niederlage entscheidet, ist das am Ende nicht immer ausschlaggebend. Beispielsweise war Michaela Walo (Bund) mit 394 Ringen an Position drei ganze fünf Wertungszähler besser als ihre Gegnerin Anna Lena Kinateder (Prittlbach), dafür bekam der Bund als Mannschaft aber eben genauso nur einen Punkt, wie Prittlbach für das gewonnene Stechen. "Und ein Stechen ist immer auch Glückssache", so Muschiol.

Den Modus will in der Bundesliga deshalb aber keiner zur Disposition stellen. Ganz im Gegenteil: Gerade diese Regel macht die Liga im Vergleich zu internationalen Wettbewerben so einzigartig und spannend. Der Garant schlechthin für Spannung in dieser Saison ist der Bund: Alle fünf Partien endeten mit 3:2 oder 2:3 - knapper geht es nicht. Und gleich drei Mal ging man dabei auch noch ins Stechen. "Von mir aus könnte es auch mal ein glatter Wettkampf sein", findet Muschiol, er könnte auf diese Spannung gerne verzichten: "Das würde uns auch in der Tabelle helfen." Denn dort steht der Bund nur aufgrund der schlechteren Einzelpunkte (13:12) hinter der HSG (16:9) und Prittlbach (15:10). Auch die Liga ist sehr ausgeglichen, den Dritten trennt vom Zehnten nur ein Sieg. Allein Titelverteidiger Coburg zielt als ungeschlagener Spitzenreiter der Gruppe Süd klar besser als die Konkurrenz.

Die ersten vier Teams der Tabelle erreichen die Finalrunde. Der Bund liegt aktuell auf dem undankbaren fünften Platz, allerdings ist in der Vorrunde noch nicht mal die Hälfte der elf Wettkampftage absolviert. Die Liga wurde vor der Saison auf zwölf Mannschaften vergrößert, deshalb ist die Saison länger und eine knappe Niederlage wiegt nicht so schwer wie zuvor. Zeit für Rechenspiele bleibt genug.

Die Antwort des Spiegleins lautet also vorerst: "Die HSG München ist der Beste hier." Ausgerechnet das Team, das im direkten Vergleich mit dem Bund (2:3) und Prittlbach (1:4) jeweils den Kürzeren zog, liegt intern als Tabellendritter vorne. Am Samstag zeigte die HSG beim 5:0 gegen Waldkraiburg eine starke Leistung - und machte durch das klare Ergebnis einen Sprung in der Tabelle. "Vom Papier her hat die HSG in diesem Jahr wahrscheinlich den stärksten Kader", meint Muschiol, "aber die Unterschiede sind marginal." Die Topgesetzte Nina-Laura Kreutzer verpasste mit 399 Ringen gegen Waldkraiburg nur knapp das perfekte Schussbild. Das Maximum von 400 Ringen ist bislang nur der deutschen Meisterin Isabella Straub aus Prittlbach geglückt. Barbara Engleder vom Bund steht in dieser Saison bei einem Schnitt von 397 Ringen. Es ist also in jeder Hinsicht extrem eng.

Die angesetzten Derbys sind jetzt alle absolviert. Die Münchner Teams kämpfen in den kommenden Wochen im Fernduell um die Finalqualifikation - jeder der drei Vereine hat dieses Ziel ausgegeben. Dass am Ende auch alle drei nach Rotenburg zum Finale fahren, ist durchaus vorstellbar. "Die Qualität dazu ist da", sagt Muschiol. "Ich wäre dafür."

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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