Ringen:Perspektiv-Wechsel

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Mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2020": Andreas Walter, 21, rechts, gehört zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. (Foto: Claus Schunk)

Freistil-Spezialist Andreas Walter, in Unterföhring ausgebildet, verstärkt den SV Hallbergmoos

Von Stefan Galler, Hallbergmoos/Unterföhring

Er weiß genau, wohin er will. Und deshalb nimmt Andreas Walter junior kein Blatt vor den Mund: "Mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2020", sagt der junge Ringer selbstbewusst. Das Potenzial für große internationale Erfolge hat er, das konnte er bei der Junioren-EM 2014 beweisen, als er Rang fünf belegte. Mittlerweile ist er von der Junioren-Nationalmannschaft zu den Männern gewechselt: "Ich bin noch nicht fester Bestandteil, aber vereinzelt werde ich schon zu Lehrgängen eingeladen."

Nicht nur in Bezug auf internationale Meriten tut sich viel in der Karriere von Andreas Walter. Gerade hat er sich einem neuen Verein angeschlossen, obwohl die neue Saison erst im Herbst beginnt. Doch beim SV Siegfried Hallbergmoos laufen die Planungen für die zweite Bundesliga bereits. Und so konnte Präsident Michael Prill bereits in der vergangenen Woche melden, dass sich die starken Männer aus dem Landkreis Freising Walters Dienste gesichert haben. Er wechselt vom Ligakonkurrenten SV Johannis Nürnberg in den Münchner Norden - und kehrt damit in heimische Gefilde zurück, schließlich erlernte der 21-Jährige seine Sportart beim SC Isaria Unterföhring. "Mit Andi konnten wir einen jungen und ehrgeizigen Sportler aus der Region verpflichten, der über großes Potenzial verfügt", gab Prill auf der Hallbergmooser Internetseite bekannt. Der SVS-Vorstand hofft, dass Walter "mit seiner attraktiven Ringweise möglichst viele Kämpfe für sich entscheiden kann".

Der Freistilist, der in der Klasse bis 75 Kilogramm antritt, hat ebenfalls hohe Erwartungen: "Hallbergmoos gehört zu den besten Zweitligamannschaften. Ich hoffe, wir können nach Platz vier in der Vorsaison diesmal die Top drei angreifen", sagt er und nennt die Gründe für seinen Wechsel: "In Nürnberg war es sportlich auch perfekt, aber die Fahrerei erforderte einen großen zeitlichen Aufwand. Hallbergmoos ist dagegen nur zehn Minuten von meinem Heimatort entfernt." Sportliche Gründe hat sein Wechsel nicht: Beim SV Johannis Nürnberg war er zwar nicht in jedem Kampf in der ersten Mannschaft gesetzt. Dennoch sammelte er viel Wettkampfpraxis, weil die zweite Garnitur der Nürnberger nur eine Klasse unterhalb der zweiten Bundesliga beheimatet ist, in der Oberliga. "Die Mischung hat gestimmt", sagt Walter und spielt auf seine Gegner an: bärenstarke Zweitliga-Athleten und dann eben auch immer wieder etwas schwächere Oberliga-Ringer.

Während Andreas Walter zuletzt fast ausschließlich in Unterföhring trainiert hatte und nur noch zu den Wettkämpfen nach Mittelfranken gefahren war, wird er sein Training künftig zu je 50 Prozent in Föhring und Hallbergmoos bestreiten. "Ich kenne die Hallberger alle sehr gut, bei Isaria ringen dagegen meine langjährigen Trainingspartner." Bei Meisterschaften kann er dank seines Zweitkampfrechts für seinen Heimatklub Unterföhring antreten, nur im Ligabetrieb geht er für den SV Siegfried auf die Matte.

Auch Vater Andreas Walter senior, einst selbst für Hallbergmoos aktiv und heute Nachwuchstrainer beim SC Isaria Unterföhring, begrüßt die Entscheidung: "Andi ist aus sportlichen Gründen zu Nürnberg gegangen, als wir uns mit Unterföhring aus der zweiten Liga zurückgezogen haben. Jetzt hat er in Hallbergmoos ebenso gute Perspektiven, da ist der Wechsel logisch." Sein Sohn hätte auch nach Burghausen gehen können, verrät er: "Aber der Anfahrtsweg dorthin dauert länger als nach Nürnberg."

Beim SV Siegfried wird Andreas Walter auf den neuen Cheftrainer Jawad Mohammad treffen. Spitzenringer Ergün Aydin hat diesen Posten geräumt und konzentriert sich wieder mehr auf seine aktive Rolle. Doch der Freistil-Spezialist dürfte dem ambitionierten Zugang wertvolle Ratschläge geben. Der verfolgt seinen Traum von der Olympiateilnahme 2020 mit Nachdruck: "Auch wenn ich weiß, dass Olympia ein sehr großes Ding ist und man dazu sein Leben völlig verändern muss", sagt Walter junior. Er meint damit die absolute Konzentration auf den Sport: "Da bleibt einem kaum mehr Freizeit."

Auch beruflich stellt er in diesen Tagen die Weichen für eine glorreiche sportliche Zukunft: Er wird seine Ausbildung zum Versicherungskaufmann abbrechen und in die Sportfördergruppe der Polizei eintreten. "Da kann man alles viel besser unter einen Hut bringen", sagt Andreas Walter.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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