Ringen:Nie mehr zweite Liga

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Nach dem Rückzug aus dem Unterhaus ist in Unterföhring eine neue Bescheidenheit eingekehrt. Es kommen sogar mehr Zuschauer zu den Kämpfen. Meister geworden sind sie trotzdem

Von Stefan Galler, Unterföhring

Im März 2013 machte Georg Daimer den Weg frei. Er wolle rechtzeitig die Weichen stellen, damit die nächste Generation in die Verantwortung hineinwachsen könne, sagte er damals. Daimer, der den Sportclub Isaria Unterföhring als stärkster unter vielen starken Männern im Klub entscheidend vorangebracht hatte, wollte mit seinem Rücktritt dafür sorgen, dass der SC auch in Zukunft eine Rolle würde spielen können in der bayerischen Ringerszene. So ganz war Daimer im Grunde nie weg, aber mittlerweile ist er wie früher in alle Entscheidungsprozesse involviert, die den Verein betreffen. "Ja, ich bin wieder mithaftendes Vorstandsmitglied ", bestätigt er. Um sogleich seine Marschroute für die nächsten Jahre vorzugeben: "So lange ich in diesem Verein etwas zu sagen habe, werden wir nicht mehr in der zweiten Bundesliga antreten."

Vor etwa einem Jahr - die erste Mannschaft hatte gerade den Klassenerhalt in der zweithöchsten deutschen Liga geschafft - zog sich der Klub zurück in die fünftklassige Landesliga; dorthin, wo bislang die Reserve startete. Eine Entscheidung, die auch von Daimer ausging, obwohl jener zu diesem Zeitpunkt nur noch in der Öffentlichkeitsarbeit und Sponsorenbetreuung tätig war. "Jedes Jahr in der zweiten Liga kostet mindestens 100 000 Euro, sonst hat man keine konkurrenzfähige Truppe." Nicht alle im Verein folgten dem früheren Chef. "Einige haben es lange nicht kapiert, aber nach und nach konnte ich alle davon überzeugen."

Die abgelaufene Saison in der Landesliga gibt dem umtriebigen Funktionär recht: Der SC Isaria wurde souverän Meister, schaffte den Aufstieg in die Bayernliga. Und musste sich keineswegs über mangelnden Zuspruch beklagen. Im Schnitt waren 200 Leute in der erst 2012 eingeweihten 17-Millionen-Arena an der Jahnstraße, sogar etwas mehr als zu Zweitligazeiten. Die Stimmung war bei jedem Kampf am Siedepunkt, was auch mit den sportlichen Erfolgen zu tun hatte. "Viele haben es genossen, dass unsere Jungs jetzt die Gegner wieder ordentlich umeinander gehauen haben", sagt Daimer. Mancher Fan habe gar verzückt geseufzt: "Jetzt ist es wieder schön."

"Er kam als Fünfjähriger in den Verein und jetzt führt er die Truppe zum Meistertitel", sagt Vorstandsmitglied Georg Daimer über Fabio Aiello. (Foto: Claus Schunk)

Dabei profitierten die Isaria-Athleten auch davon, dass der Kern des Teams um Christian Axenbeck und Michel Riesterer zusammengeblieben ist. Lediglich Weltklasse-Mann Adam Varga aus Ungarn, die griechischen Brüder Manrikos und Marcos Theodoridis und der Sohn des früheren Cheftrainers, Andreas Walter junior, verließen den Verein. Walter senior räumte seinen Posten als Coach der ersten Mannschaft und wechselte zurück in die Nachwuchsabteilung. "Es freut mich sehr, dass Andi sich wieder um die Talente kümmert, er sorgt gemeinsam mit Stefan Hofstetter dafür, dass die Basis stimmt", sagt Daimer. Die größte Freude aber sei für ihn die Tatsache, dass in Fabio Aiello seit der vergangenen Saison ein Isaria-Eigengewächs für die erste Mannschaft verantwortlich ist. "Fabio kam als Fünfjähriger in den Verein und jetzt hat er die Trainer-B-Lizenz und führt die Truppe zum Meistertitel." Dabei überlässt der 27-Jährige nichts dem Zufall. Er kennt die Landesligateams in- und auswendig und baute sein Team je nachdem, wie der Gegner aufgestellt war, Woche für Woche um.

Gut möglich, dass die völlig überraschende Niederlage im ersten Liga-Wettkampf beim TSV Berchtesgaden (14:16) für den weiteren Saisonverlauf Gold wert war. Somit wussten die vormaligen Zweitliga-Kämpfer gleich mal, dass ihnen auch in der Landesliga nichts geschenkt wird. Anschließend spazierten die Unterföhringer durch die weiteren Begegnungen, warfen ihre Gegner "von einem Eck ins andere" (Daimer), schlugen nach Siegen Flic-Flacs und standen schon am drittletzten Kampftag als Meister fest. "Und jetzt kommen wir in unsere Traumliga", sagt Daimer. "Alleine schon wegen des Namens Bayernliga. Und weil man von dort maximal in die Oberliga aufsteigen kann."

Die nächste Stufe darüber wäre dann schon wieder die zweite Bundesliga. Und da will der Sportclub Isaria Unterföhring bekanntlich so schnell nicht mehr hin. Zumindest, solange es nach Georg Daimer geht.

© SZ vom 15.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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