Ringen:Erdrückende Faktenlage

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Hallbergmoos dominiert das Derby gegen Freising ebenso wie die gesamte Oberliga

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Vor fünf Wochen, als sich die Ringer der SpVgg Freising und des Landkreisrivalen SV Siegfried Hallbergmoos zum ersten Oberliga-Derby der Saison trafen, waren alle Beteiligten von der Höhe des Ergebnisses noch einigermaßen überrascht: Der Aufsteiger aus Hallbergmoos, schon damals Tabellenführer, setzte sich deutlich mit 24:10 durch. Beim Wiedersehen am vergangenen Samstag war das ein bisschen anders. Zwar hatte sich Freisings Trainer Erkan Karahan nach der Hinkampfpleite noch optimistisch gezeigt: "Es geht mal rauf, mal runter, irgendwann läuft's wieder anders rum." Aber dass dieses Irgendwann eher nicht in dieser Saison sein würde, war wohl auch ihm klar. Jedenfalls präsentierte sich der SV Siegfried beim Rückkampf in eigener Halle unverändert dominant und gewann - dieses Mal nicht unerwartet - erneut klar mit 23:8 Punkten.

Während sich die Freisinger mit jetzt 7:11 Zählern in der unteren Tabellenhälfte eingerichtet haben, führt Hallbergmoos das Klassement mit 18:0 Punkten an. Nach dem Hinkampf hatte SVS-Coach Ergün Aydin sich betont bodenständig gegeben und weiterhin nur einen Platz im oberen Tabellendrittel als Saisonziel deklariert. Inzwischen reden sie beim SV Siegfried ob der erdrückenden Faktenlage ganz offen vom Aufstieg. Ob die Hallbergmooser als Meister der bayerischen Oberliga direkt den Sprung in die zweite Bundesliga schaffen können oder sich in Aufstiegskämpfen gegen die Vertreter anderer Landesverbände behaupten müssen, steht noch nicht fest und hängt davon ab, wie viele Plätze am Ende frei sind. Aber unabhängig davon "stehen die Chancen mit unserer Mannschaft nicht schlecht", sagt der Vereinsvorsitzende Michael Prill, der selbst zu den Stammringern des früheren Erstligisten zählt.

Dass der Aufsteiger die Oberliga so eindeutig dominiert, kommt auch für Prill überraschend. Um Hexenwerk handelt es sich in seinen Augen jedoch nicht, der SVS-Vorsitzende hat für den Höhenflug durchaus eine Erklärung: "Einige Leute haben seit der vergangenen Saison einen großen Sprung gemacht und sind viel besser geworden." Er denkt da an Athleten wie den Freistilspezialisten Thomas Kopp (61/66 Kilogramm), der "eine super Saison ringt". 61-Kilo-Mann Dominic Kurz, 22, habe eine "ganz starke Hinrunde" hingelegt und der erst 17-jährige Manuel Striedl "war letzte Saison schon super" und überzeuge nun auch in der Oberliga, obwohl er eine Gewichtsklasse nach oben gerückt sei. Kopp zählte auch am Samstag zu den Siegern (2:0 gegen René Winter), während Striedl beim 0:4 gegen Stephan Schöpperle wegen eines Regelverstoßes disqualifiziert wurde. "Ansonsten ist der Kampf gegen Freising für uns reibungslos gelaufen", stellte der Vereinsboss zufrieden fest.

Nach dem deutlichen Erfolg gegen Freising reden die Hallbergmooser Ringer vom Zweitliga-Aufstieg. (Foto: Marco Einfeldt)

Besonders freut ihn, wie sich die Jungen reinbeißen. Gegen Freising waren etwa der 16-jährige Matthias Wimmer (0:4 gegen den starken Ungarn Peter Kalman) und Marcel Berger mit dabei. Letzterer überzeugte trotz seiner erst 15 Jahre mit einem 1:0 gegen den favorisierten Steve Brylla. Auch Prill (2:0 gegen Patrick Kratzer), Zoheir El Ouarraqe (4:0 gegen Christian Zacherl), Mathias Fritsch (4:0 gegen Christopher Mayer), Markus Niedermair (2:0 gegen Leonard Weßalowski), Ergün Aydin (kampflos) und Ahmet Bilici (4:0 gegen Richard Krimmer) verließen auf Hallbergmooser Seite als Sieger die Matte.

Sollte der SVS aufsteigen, ist dem Vorsitzen auch vor der zweiten Liga nicht bange, auch wenn das "noch mal ein großer Sprung" ist. Zwar müsse man sich dann vor allem auf der 57-Kilo-Position und in den beiden oberen Gewichtsklassen nach Verstärkung umsehen, "aber ein Mittelfeldplatz könnte schon drin sein". Finanzielle Wagnisse werde man jedoch in keinem Fall eingehen und weiterhin überwiegend auf die Ringer aus dem eigenen Verein bauen. Das Team sei "gut zusammengewachsen" und vor allem noch sehr jung, sagt Prill: "Es kann noch lange beisammen bleiben." Auch was den Verbleib von Trainer Ergün Aydin, dem "Eckpfeiler und Aushängeschild" des SVS angeht, ist er "sehr optimistisch".

© SZ vom 10.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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