Ringen:Die Tränen sind getrocknet

Lesezeit: 2 min

"Wichtig ist, dass wir den Kern der Mannschaft erhalten", sagt der Vorsitzende Michael Prill. Dazu gehört auch Ergün Aydin, der in den Gewichtsklassen bis 80 und bis 86 Kilogramm im Freistil antreten wird. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim SV Siegfried Hallbergmoos herrscht Vorfreude auf den Start in die neue erste Bundesliga. Der Vorsitzende Michael Prill stellt dafür gerade einen konkurrenzfähigen Kader zusammen.

Von Marcel Bothe, Hallbergmoos

Es hatte schon etwas Rührendes, im vergangenen Dezember in der Hallberghalle. Soeben hatten die Ringer des SV Siegfried Hallbergmoos ihren letzten Saisonkampf verloren, im Duell mit Wacker Burghausen um die Meisterschaft der zweiten Bundesliga Süd. Und Michael Prill hatte Tränen in den Augen. Sei es aus Enttäuschung ob der verpassten Meisterschaft, aus Freude über die gezeigte Leistung, oder aus Stolz über die Arbeit der vergangenen Jahre - wahrscheinlich von allem ein bisschen. 2013 hatte der damals 21-jährige Prill den Vorsitz des Klubs übernommen, unter ihm zog sich der Verein freiwillig in die vierte Liga zurück, um jüngere Ringer nicht zu verheizen. Es folgten zwei Aufstiege - und schließlich der Kampf gegen Burghausen.

Fünf Monate später sind die Tränen getrocknet. Denn trotz der Niederlage ist Hallbergmoos nun Erstligist, das allerdings hatten sie damals schon gewusst. Grund ist eine Reform, in deren Zug alle bisherigen Erst- und Zweitligisten in einer gemeinsamen Bundesliga zusammengefasst wurden, aufgeteilt in drei regionalen Gruppen. Alle bis auf jene fünf Traditionsklubs, die daraufhin eine eigene Profiliga gegründet haben und seitdem mit dem Deutschen Ringer-Bund streiten. Hallbergmoos jedenfalls startet im Herbst in der Gruppe Südost. "Das Niveau ist ähnlich wie in der zweiten Liga", sagt Prill, "das war unser Wunsch." Die Saison beginnt zwar erst im September, und doch erkennt Prill schon jetzt, dass "der Name erste Bundesliga zieht", viele Vereine hätten "einiges an Sponsorenangeboten" bekommen. Bei Hallbergmoos sieht Prill die Sponsorenlage aber unverändert, "vielleicht ein bisschen besser".

Mit dem Neuanfang geht auch eine Veränderung des Kaders einher. Laimutis Adomaitis beendet seine Karriere, er war einer der Leistungsträger der vergangenen Jahre, auch mit Timofei Xenidis plant Prill nicht mehr, er wechselt wohl in die Oberliga. "Ein Verein aus der Oberliga hat mehr Möglichkeiten als wir als Bundesligist", stellt Prill verwundert fest. Bei seinem Antritt hatte der Verein noch Schulden von 17 000 Euro, "den Rest zurückzuzahlen, war eine meiner ersten Amtshandlungen", betont Prill. Für Xenidis kommt Ahmet Bilici, der bereits von 2012 bis 2014 für Hallbergmoos aktiv war. Auch Edgaras Venckaitis verlässt den Verein, er schafft seine Gewichtsklasse (bis 66 Kilogramm) nicht mehr. Ersetzt wird er durch den Schweden Hussam Omar, "die größte Wundertüte", wie Prill sagt, "bei ihm ist einiges möglich." Zuletzt wurde er schwedischer Meister, bei einem Turnier in Dänemark zeigte er sein Potenzial - und schlug Vorgänger Venckaitis knapp.

Ebenfalls neu ist Florian Lederer, der vom SV Mietraching kommt und in zwei Gewichtsklassen ( bis 98 und bis 130 kg) einsetzbar ist. "Das macht uns in den Aufstellungen variabler", sagt Prill, der noch einen weiteren Vorteil erkennt: Lederer wohne in München, so könne er nicht nur zu den Kämpfen kommen, sondern auch "im Training helfen". Der vierte Neuzugang ist Vilius Laurinaitis, der den Ungarn Zsolt Török ersetzt. Török hatte in der vergangenen Saison einige Kämpfe gefehlt, weil er für seine Nationalmannschaft aktiv war, "da waren uns die Hände gebunden als Verein", sagt Prill, der sich vom Litauer Laurinaitis "mehr Verfügbarkeit" erhofft. Ein bis zwei Verstärkungen würden noch kommen, bei einem fehle nur noch die Unterschrift. Die Planung für die erste Liga läuft, wichtig ist Prill aber auch, "dass wir den Kern der Mannschaft erhalten", Ergün Aydin etwa, 2014 Mannschaftsmeister mit dem ASV Nendingen.

Mit diesem Kader sieht Prill die Hallbergmooser Ringer gut aufgestellt, die Liga sei relativ ausgeglichen: "An einem guten Tag kann jeder jeden schlagen", meint er, die Erwartung: "immer hohes Niveau". Eine Mannschaft gebe es dann aber doch, die unbedingt Meister werden wolle, sagt Prill, an der kein Weg vorbeiführe: Wacker Burghausen. Tränen nach dem letzten Kampf wird es in Hallbergmoos dann nicht geben, zumindest nicht wegen Burghausen. Dieses Duell steigt am ersten Spieltag.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: