Ringen:Abschiedsgala mit Goldglanz

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Schweres Los: Im Playoff-Achtelfinale erwartet der SV Hallbergmoos die Red Devils Heilbronn um Weltmeister Frank Stäbler.

Von Andreas Liebmann, Hallbergmoos

Man könnte annehmen, Frank Stäbler hätte vielleicht anderes zu tun. Der Ringer-Weltmeister von 2015 und 2017 ist ja gelegentlich auf ungewohnten Pfaden unterwegs, wie 2016, als er bei "Promi Big Brother" Schlagzeilen machte. Gerade erst hat er eine bakterielle Infektion hinter sich. Und vor zwei Wochen verkündete er, dass er bald Vater wird. Auch sein verspäteter Einstand in die Bundesliga, in der er für die Heilbronn Red Devils antritt, war nicht wirklich prickelnd: Statt auf Junioren-Europameister Zoltan Levai traf er vor drei Wochen gegen Nackenheim im griechisch-römischen Stil nur auf einen überforderten 17-Jährigen. Ob Stäbler also tatsächlich in Hallbergmoos erscheint, zum Playoff-Start an diesem Samstag (19.30 Uhr)?

"Er kommt auf alle Fälle", versichert Michael Prill, der Vorsitzende des SV Siegfried Hallbergmoos. Stäbler selbst sagte schon vor Wochenfrist, nach einem 57-Sekunden-Sieg gegen Freiburg: "Das ist Weltklasse in Heilbronn! Jetzt kann ich es kaum erwarten, dass die Playoffs losgehen." Und Prill? Kann damit leben. Gut sogar. Der erste Playoff-Kampf des SV Siegfried seit der Rückkehr in die erste Liga werde zwar "voraussichtlich unser letzter Saisonkampf" sein, schätzt Prill, "aber dafür haben wir absolute Weltklasse in der Halle." Neben Stäbler bieten die Gäste auch den WM-Dritten Pascal Eisele auf. Prill hofft auf viele Zuschauer, vielleicht auch auf einige, die sonst nicht da sind.

Zunächst hatte er von Pech bei der Auslosung geredet: Neben sechs potenziell übermächtigen Konkurrenten hätte es im Topf auch neun gleichwertige gegeben. "Natürlich hatten wir aus sportlicher Sicht mit einem schlagbaren Gegner geliebäugelt", sagt Prill. Es wurde ein übermächtiger. Doch das hätte schließlich auch Burghausen sein können, der Dominator der Südost-Gruppe, den die Fans bereits kennen. Da ist Prill Heilbronn lieber. "Wir werden in Hin- und Rückkampf die bestmögliche Mannschaft aufbieten", verspricht er. Langzeitverletzte wie der Ungar Richard Csercsics fehlen natürlich, aber sogar der Litauer Justas Petravicius (-61 kg), der verletzungsbedingt vor einer Woche noch die U-23-WM sausen ließ, will antreten. "Das freut mich ganz besonders", sagt Prill.

Mit Rang drei nach der Hauptrunde in der Gruppe Südost sind die Hallbergmooser "überglücklich", ebenso mit der Ligareform, dank der sie im Sommer von der aufgelösten zweiten in die neue erste Liga aufgerückt waren - ohne fünf Abtrünnige, die in einer Profiliga ihr eigenes Ding drehen. Weil hier (anders als zurzeit in der Oberliga) niemand mehr einen kostspieligen Pflicht-Aufstieg zu befürchten hatte, habe jeder wirklich immer sein Bestes gegeben, und bis auf Burghausen seien alle auf Augenhöhe gewesen. Das wird nun in den Playoffs zwar anders - aber ein Weltmeister zu Besuch ist ja auch eine schöne Entschädigung.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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