Hockey:Im vierten Versuch

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Im Endspiel gegen Hamburg ist auch Katrin Zollner (li.), die Ehefrau des Trainers, machtlos. Im Halbfinale hatte ihr Penalty den Münchner Sieg gebracht. (Foto: Getty)

Durch einen Penalty-Krimi gegen Titelverteidiger Köln erreichen Münchens Hockey-Frauen das Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Dass sie dort mit 0:4 gegen den UHC Hamburg chancenlos sind, können sie verkraften

Von Carolin Ranz, München

Im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen den Uhlenhorster HC hatten die Münchner Hockey-Frauen "eigentlich nichts zu verlieren", das sagte Torhüterin Kim Platten vor der Partie. Im ersten Endspiel der Vereinsgeschichte wollten die Münchnerinnen "so unbeschwert aufspielen, wie es in einem Finale möglich ist". Gegen die individuelle Klasse der Hamburgerinnen half das nicht viel, mit 4:0 setzte sich der Gegner vor heimischem Publikum am Rothenbaum durch. "Wir können der Mannschaft nichts vorwerfen. Das ist ein überragendes Saisonergebnis", kommentierte Münchens Sportdirektor Stefan Kermas die Niederlage. Er hofft, dass "die Mädchen das nach ein paar Tagen auch realisieren". Denn direkt nach der Niederlage war die Enttäuschung der Münchnerinnen natürlich trotzdem groß.

Einen guten Mittelweg aus Euphorie und Sachlichkeit, den hatte Trainer Florian Zollner für dieses Finale finden wollen, in dem für die Münchner schon sehr viel hätte zusammenpassen müssen, um den Titel zu erobern. Zweimal hatten sie den UHC zwar während der Saison besiegt, doch die wichtigen "Nadelstiche in der Offensive" gelangen diesmal nicht. Im Gegenteil: Ein ums andere Mal durchdrang der Angriff des UHC die sonst so starke MSC-Defensive. "Wir sind relativ früh in Rückstand geraten und treffen dann unsere Ecke nicht. Dann wird's schwer. Aber das ist alles nicht schlimm", sagte Zollner. Zu gut war die Saison gelaufen. Sein Team hatte sich so früh wie noch nie für die Endrunde qualifiziert, knackte dabei den eigenen Punkterekord, war in den vergangenen acht Spielen vor der Endrunde ungeschlagen und erzielte mit der Finalteilnahme das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte.

Das "emotionale Highlight der Saison" war für Kermas der hart umkämpfte Halbfinalsieg am Samstag gegen den Titelverteidiger und Tabellenersten Rot-Weiss Köln, den die Münchnerinnen im Penalty-Schießen eroberten. Acht Sekunden Zeit hat jede Spielerin nach Freigabe des Balls, um die Torhüterin auszuspielen und sich für den Penalty in eine geeignete Schussposition zu bringen. Ein wenig "Glückssache" sei das zwar schon, sagte Trainer Zollner, dennoch sei der spannende Sieg am Ende verdient gewesen.

Das Penalty-Schießen sei auch "deutlich fairer als das ehemalige Siebenmeterschießen", findet Münchens nationalmannschaftserfahrene Torfrau Kim Platten. Sie mag solche Situationen. "Als Keeper kannst du eigentlich nichts verlieren", weiß sie. Zollner wusste schon davor, "dass wir mit Kim eine überragende Torhüterin haben". Das bewies Platten eindrucksvoll, sie hielt alle vier Kölner Schüsse. Katrin Zollner indes war für München im vierten Anlauf die einzig erfolgreiche Penalty-Schützin. "Es war einfach mal an der Zeit, dass wir so ein Halbfinale auch gewinnen", freute sich Torhüterin Platten. Im Vergleich zu den drei Halbfinals der vergangenen Jahre sei ihr Team deutlich "ruhiger" und "weniger nervös" ins Spiel gestartet. Auch wenn Köln den Druck konstant hoch hielt, brachte Hannah Krüger den MSC mit dem Halbzeitpfiff 1:0 in Führung. Den Kölner Ausgleich erzielte Paula Velmans in der 53. Minute.

Obwohl die Saison für die Münchner Hockeyfrauen spielerisch so gut lief wie lange nicht, gab es doch einige zwischenmenschliche Differenzen. Trainer Thorben Wegener gab sein Amt Anfang Mai auf Wunsch der Mannschaft auf. Co-Trainer Zollner übernahm zunächst übergangsweise dessen Aufgaben und wurde dabei von Sportdirektor Stefan Kermas unterstützt. Das habe der Mannschaft nochmals "enorm Schwung gegeben und uns näher zusammengeschweißt", stellte Kapitänin Hannah Krüger fest. "Flo weiß auch, wie er uns motivieren muss und ist in der emotionalen Zielführung richtig gut."

Zollner wird in der kommenden Saison allerdings nicht weiter als Trainer fungieren. Ein Nachfolger steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, aber der MSC sei laut Kermas in der "Such- und Findungsphase". Die Endrunde und selbst das 0:4 motivieren den MSC-Sportdirektor für die Zukunft. "Es war toll zu sehen, dass wir gerade im vierten Viertel noch mal zulegen konnten und uns eine Vielzahl von Chancen erspielt haben, als wir 0:3 zurücklagen. Das zeigt, wie viel in dieser Mannschaft steckt." Bei der ersten Finalteilnahme sei es auch fast zu viel erwartet, direkt den Titel nach München zu holen. Sie müssten sich jetzt einfach "ein bisschen gedulden": Im nächsten Jahr wäre der MSC kein Finaldebütant mehr, ein Titelfavorit kann er mit diesem Team aber werden.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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