Leichtathletik:Rekorde im Familienkreis

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Beim Münchner Weihnachtskugelstoßen überraschen einige Werfer mit Bestleistungen

Von Andreas Liebmann, München

Die Familie traf sich schon einen Tag vor Heiligabend. Alle saßen beisammen, tauschten sich aus, bisweilen standen einige auf, klatschten rhythmisch und johlten. Zum Beispiel, als die Weite von Dominik Idzan durchgesagt wurde.

Diesmal war es eine Großfamilie. Kleine und große Athleten aus dem Wurfteam des TSV München-Ost, der zur LG Stadtwerke gehört, sowie Gäste aus dem Umland und sogar einer, der aus Magdeburg angereist war, trafen sich am Abend zum Weihnachtskugelstoßen. 37 Athleten, 55 Starts. Im fünften Jahr fand dieser Wettkampf statt, seit eine Trainingsgruppe die Idee eines gemeinsamen Jahresausklangs hatte. Doch so viele Teilnehmer gab es hier noch nie. "Das stellt uns vor ganz neue organisatorische Probleme", sagte Gerhard Neubauer, einer der Trainer. Damit konnte er wohl ganz gut leben. 2008 habe man hier fast bei null angefangen, nun hat allein der TSV knapp 20 aktive Werfer. Einer davon, Dominik Idzan eben, hatte am Freitag einen echten Lauf. In seinem letzten Wettkampf mit der Drei-Kilo-Kugel gelangen dem 13-Jährigen 18,53 Meter, eine neue persönliche und zugleich eine bayerische Bestleistung. Nach 20 Metern hätte die Hallenwand den Flug der Kugel aufgehalten. "Das war eine Riesenleistung", schwärmte Trainer Andreas Bücheler. Im Anschluss zeigte Dominik Idzan, dass er auch vor dem Wechsel auf die Vier-Kilo-Kugel keine Angst haben muss. Diese stieß er, begleitet von den Anfeuerungen der anderen, auf beachtliche 16,03 Meter. Dazu muss man wissen: Eigentlich stecken die Kugelstoßer gerade im Aufbautraining für die Hallensaison, sie sind gar nicht in wirklicher Wettkampfverfassung. "Es ist eher eine Art Tapetenwechsel nach dem ganzen Aufbautraining", erläuterte Bücheler.

Selina Dantzler beim Weihnachtskugelstoßen des TSV München-Ost. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Umso erstaunlicher gerieten manche Auftritte, selbst für die Trainer. Etwa die neue Bestleistung von 14,58 Meter, die Cassandra Bailey mit der Drei-Kilo-Kugel erreichte. Im vergangenen Sommer hatte sie die deutschen Meisterschaften wegen starker Hüftprobleme verpasst, stattdessen durchlebte sie einen zehnwöchigen Ärzte-Marathon und begann erst im September sachte wieder Sport zu treiben. Dass sie ihre Leistung auch so zu steigern vermochte, brachte ihr ebenfalls großen Applaus der anderen Athleten ein. "Jetzt heißt es gesund bleiben", sagte Bücheler - nächsten Sommer stünden die deutschen Meisterschaften der Altersklasse 15 in Bremen an.

Wirkliche Wettkampfform ist zurzeit gar nicht vorgesehen, doch das hat Dominik Idzan und seine Kollegin nicht von neuen Bestleistungen abgehalten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Höhepunkt des Abends war das Dauerduell der Vorzeigewerferinnen Amelie Döbler, 17, und Selina Dantzler, 16. Beide hatten im Sommer die Qualifikationsnorm zur U-18-Europameisterschaft in Tiflis geschafft, nur Döbler wurde nominiert - und gewann mit dem Diskus Silber. "Der Wettkampf könnte für sie etwas früh kommen", schätzte Trainer Neubauer, "aber sie hat schon super Kraftwerte." Amelie Döbler peilt für 2017 die U-20-EM in Grosseto an, Selina Dantzler die U-18-WM in Nairobi. "Das fände ich ziemlich aufregend", sagte sie. Tiflis verpasst zu haben, sei doch sehr ärgerlich gewesen. Dantzler hatte tags zuvor in Leipzig im Rahmen einer Leistungsdiagnostik 16,68 Meter gestoßen, schon das lag über der WM-Qualifikationsnorm.

Ihr Kugelstoß-Weihnachtsduell mit der einen Kopf größeren Diskusspezialistin Döbler gewann sie. Mit 17,40 Meter, einem neuen bayerischen U-18-Hallenrekord, übertraf sie ihre bisherige Bestleistung um 90 Zentimeter. Bis dahin hatten sich beide Wurf um Wurf überboten. Döbler, die mit 17,11 Meter ihre Leistung aus dem Sommer einstellte, schlug jedoch zurück: Mit der Vier-Kilo-Kugel erreichte sie 14,73 Meter, Dantzler kam damit auf 14,31. Noch einmal gab es Applaus von der ganzen Werferfamilie.

© SZ vom 27.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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