Leichtathletik:Im Sinne des Namensgebers

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München: Internationaler Schüler- und Jugendwettkampf in der Werner-von-Linde-Halle Foto: Claus Schunk (Foto: Claus Schunk)

Beim 41. Werner-von-Linde-Sportfest messen sich im Olympiapark junge Leichtathleten aus ganz Europa - die LG Stadtwerke München gewinnt den Teamwettkampf vor einem italienischen Klub.

Von Marcel Bothe, München

Heide Ecker-Rosendahl atmet kurz durch. Eben noch hat sie das Training mit der 4×100-Meter-Staffel absolviert, nun hängt sie sich ihre Sporttasche über die Schulter und strebt den Weg zur Dusche an. Sie trinkt einen Schluck aus ihrer Wasserflasche - und wird dabei beinahe von einem Radfahrer erwischt. So oder so ähnlich könnte es sich 1972 bei den Olympischen Spielen in München begeben haben, bei denen die Staffel um Rosendahl letztlich Gold gewann. Am Fuße des Olympiastadions befindet sich jene Halle, die den Athleten damals zum Training diente.

Den ursprünglichen Plänen, die Halle abzureißen, widersetzte sich von Linde vehement

Damals eine Mehrzweckhalle, die so manche Kollision mit trainierenden Radfahrern nicht ausschloss, ist die Werner-von-Linde-Sporthalle heute ein reines Leichtathletikgelände. 2007 wurden die Möglichkeiten mit Hilfe von Stadt, Land und Bund um eine Sprintstrecke, einen Wurfbereich und eine Weitsprunganlage erweitert. Auch Kugelstoßen ist dort möglich. Doch dass es die Halle heute noch gibt, war nach den Spielen von München nicht abzusehen. Den ursprünglichen Plänen, die Halle abzureißen, widersetzte sich Werner von Linde vehement. Der Architekt der Leichtathletik-Abteilung des TSV 1860 München und Olympia-Unterstützer erkannte in der Halle das Potenzial zur Förderung der Leichtathletik-Jugend. Nachdem von Linde sein Anliegen durchgesetzt hatte, starb er, das kurz darauf initiierte Leichtathletik-Fest trägt seither ebenso wie die Halle seinen Namen.

Am vergangenen Wochenende fand nun die 41. Auflage des Werner-von-Linde-Sportfestes statt. Schüler und Junioren im Alter von zehn bis 20 Jahren traten in den Disziplinen Kugelstoßen, Stabhochsprung, Hochsprung, Weitsprung sowie in diversen Läufen an. "Das ist ein Erlebnis für die Jugend, sich in solch einer tollen Sporteinrichtung zu betätigen", meinte Organisator Karl Rauh, der auch die Leichtathletik-Abteilung des TSV leitet. "Leichtathletik tut sich medial schwer und taucht nur in Meisterschaften auf. Fußball findet jedes Wochenende statt." Da sei ein solches Turnier ein großer Anreiz für die Vereine, sich zu zeigen. 1 200 Teilnehmer aus Bayern, Baden-Württemberg, Italien, Tschechien und Österreich taten dies, auch Vereine aus der Schweiz seien bereits angefragt worden, verrät Rauh: "Aber die haben solche tollen Hallen selber an jeder Ecke."

Im süddeutschen Raum hingegen war die Werner-von-Linde-Halle lange die einzige dieser Größe, mittlerweile könne in Bayern noch Fürth mithalten, so Rauh. In München, weiß Rauh, könnte "von den Anlagen her eine EM oder WM stattfinden". Nur der Platz für 400 Zuschauer reiche dann eben doch nicht aus. So hat der Nachwuchs die Chance, sich im Wettkampf zu beweisen. "Sich in die Gruppe einordnen, Erfahrungen sammeln", darum gehe es, erklärt Rauh den Ursprungsgedanken des Mammut-Wettbewerbs. Im selben Atemzug zitiert er das Ansinnen Werner von Lindes: "Jedes Kind, das wir durch Sport von der Straße wegholen, ist ein Kind im positiven Sinne."

Besonders erfreulich verlief der Teamwettbewerb für die LG Stadtwerke München. Mit 247 Punkten in der Gesamtwertung wurden die zweitplatzierten Italiener vom SSV Bruneck deutlich distanziert (105 Punkte). Dabei erhielt der Erstplatzierte eines jeden Wettbewerbs acht Punkte, der Achte bekam einen Punkt. Die LG profitierte in dieser Hinsicht davon, dass sie insgesamt rund 300 Leichtathleten aufbot.

Das Wochenende der erfreulichen Ergebnisse für die LG Stadtwerke rundete Jonas Bonewit ab, der beim U23-Winterwurf-Europacup in Las Palmas eine persönliche Bestleistung schaffte. Der Speerwerfer übertraf seine bisherige Marke mit 78,13 Metern um fast zwei Meter. In der Einzelwertung belegte Bonewit damit den dritten Rang.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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