Leichtathletik:Gegenwind in Eskilstuna

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Erster Frust: Um drei Hundertstelsekunden verpasst Lisa Marie Petkov in Schweden den Finallauf. (Foto: oh)

U-20-EM: Hürdensprinterinnen Jacoby und Petkov enttäuscht

Von Andreas Liebmann, Eskilstuna/München

Es war schon einiges schief gegangen in Eskilstuna, diesem nasskalt-verregneten Ort im schwedischen Södermanland. Für Lisa Marie Petkov, 400-Meter-Hürdenläuferin von der LG Stadtwerke München, war die U-20-Europameisterschaft der erste große internationale Auftritt, der Finallauf war ihr Ziel, ein bisschen hatte sie freilich auch auf die Medaillen geschielt. Doch dann klappte wenig. Petkov, 18, schied im Halbfinale aus. Was blieb, war die Hoffnung auf den Sonntagabend, die 4×400-Meter-Staffel. Dachte sie. Am Montag saß sie dann bedröppelt am Stockholmer Flughafen und sagte: "Es ist schon ein Unterschied, ob du mit oder ohne einen guten Lauf heimreist."

Petkov musste in den Flieger steigen, ohne einen guten Lauf geschafft zu haben, so sah sie das. Ihr Trainer Christian Walter war etwas anderer Auffassung, das erste internationale Turnier sei nicht einfach, die Hürden-Zeit (59,07 Sekunden) sei in Ordnung gewesen. Nur die Sache mit der Staffel habe er nicht verstanden, "ich war entsetzt": Der Bundestrainer hatte Petkov, die Zweitschnellste ihres Teams, nicht für die Staffel nominiert. Ihr habe die Frische gefehlt, gab Walter die Begründung weiter. Lisa-Marie Jacoby, ebenfalls von der LG München, war als Ersatzfrau mitgereist und durfte in der Staffel ran, ihre Zeit (55,21) blieb jedoch ähnlich unter den Erwartungen wie das gesamte Team, das Fünfter wurde. Jacoby, 2013 Dritte der U-18-WM über 400 Meter Hürden, war wegen eines Knochenödems spät in die Saison gestartet, sie hatte nur eine einzige Chance gehabt, sich für Eskilstuna zu qualifizieren, und die hatte sie in Mannheim über die Flachstrecke genutzt. Petkov indes war gut drauf. Als zweitbeste Europäerin war sie angereist. Den Vorlauf überstand sie, obwohl sie in Führung liegend an der letzten Hürde strauchelte. Im Halbfinale fehlten dann drei Hundertstelsekunden. Starker Wind hatte ihr schon im Vorlauf zu schaffen gemacht, Walter änderte die Taktik, ließ sie das Halbfinale mit einem Schritt mehr zwischen den Hürden beginnen. Leichter wurde es nicht. "Bis 120 Meter vor dem Ziel lief es gut", sagte Petkov, dann verlor sie den Rhythmus und musste improvisieren. Mitten hinein in die erste Enttäuschung kam die zweite, die Nichtberücksichtigung für die Staffel. Sie hatte fest mit ihrem Start gerechnet. Was dann gegangen wäre, weiß sie nun natürlich nicht.

Für die nächste Staffel ist Petkov gesetzt: Am kommenden Wochenende wird sie mit den Münchnerinnen Jacoby, Louisa Rieger und Sina Heubel um den deutschen U-20-Titel laufen, und auch eine Woche später bei den deutschen Jugendmeisterschaften wollen sie den Titel anpeilen, verspricht Walter.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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