Judo:Alle gegen Abensberg

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Großhadern setzt kommende Saison nicht nur auf eigene Talente, sondern auch auf deutsche Spitzenkämpfer - wie Karl-Richard Frey. (Foto: Claus Schunk)

Der Erstligist Großhadern startet in die neue Saison - die Frauen auswärts als Titelverteidiger, die Männer daheim als starker Außenseiter.

Von Julian Ignatowitsch, München

Ralf Matusche hat ein straffes Programm verordnet: fünf Sätze Klimmzüge, vier Sätze Sit-ups, drei Sätze Kniebeugen und noch vieles mehr - so schwitzen die Judo-Männer des TSV Großhadern im Fitnessstudio der Siegi-Sterr-Halle. Vor dem Bundesliga-Auftakt gegen den JC Rüsselsheim (Sa. 17 Uhr) sind sie doppelt motiviert. Das interne Duell mit den Frauen, die in Wiesbaden parallel als Titelverteidiger starten, haben sie im vergangenen Jahr verloren. Im Gegensatz zu 2015, als Großhaderns Männer Dauermeister Abensberg ablösten. Was ist diesmal drin für Haderns Herrenwelt?

Der Kader

Wie im vergangenen Jahr setzt Großhadern auf eine Mischung aus deutschen Spitzenkämpfern wie Karl-Richard Frey und Talenten aus der eigenen Jugend wie Hugo Murphy oder Mario Güther. Nach dem Karriereende von Tobias Englmaier klafft im Superleichtgewicht eine Lücke, Talent Maximilian Heyder soll eine Chance bekommen. In den mittleren Gewichtsklassen ist inzwischen die junge Generation des Jahrgangs 1995 tonangebend. Athleten wie der 22-jährige Lukas Blöchl oder die 21-jährigen Lukas Vennekold und David Karle kämpfen bereits im fünften Jahr Bundesliga, haben sich gut entwickelt und mehr Erfahrung als mancher Mittzwanziger. "Sie sind dieses Jahr noch mehr in der Verantwortung", sagt Matusche. Dazu hat Großhadern den Kreis an abrufbaren internationalen Kämpfern aufgestockt. Erste Wahl sind nach wie vor zuverlässige Punktesammler wie Europameister Aleksandar Kukolj, Marcus Nyman oder Roy Meyer, die den Verein schon lange auf der Problemposition im Schwergewicht unterstützen.

Die Neuen

Zwei Namen sollte man sich für diese Saison merken: Marcel Bizon kommt aus dem Ruhrgebiet und wird zum neuen Stammkämpfer bis 66 Kilogramm. Der 21-Jährige ist seit dem vergangenen Herbst in Topform, holte drei Medaillen bei internationalen Turnieren und Platz drei bei der U-23-EM. Dazu ist ein zweiter Frey im Münchner Team. Johannes Valentin Frey ist so etwas wie die fünf Jahre jüngere Version seines älteren Bruders Karl-Richard: gleiche Gewichtsklasse, gleiche Statur, ähnliches Aussehen, ähnliche (frühe) Erfolge. Mit ihm ist Großhadern im Schwergewicht flexibler.

Die Trainer

Ralf Matusche will sich künftig in Sachen Bundesliga etwas zurückhalten. Sein Amt als bayerischer Landestrainer verpflichtet ihn zu einer gewissen Neutralität. Emotional ist er aber eng mit Großhadern verbunden, das merkt man bei jedem Heimkampf. Die Zurückhaltung fällt ihm schwer. Noch mehr Verantwortung soll Teammanager Gerhard Dempf tragen, dazu kommt Ex-Kämpfer Tobias Englmaier neu ins Trainerteam. "Auf seine Expertise zu verzichten, wäre fahrlässig", meint Matusche. Gut möglich, dass Englmaier schnell eine größere Rolle spielen wird.

Der Modus

Vieles wird neu - aber erst nächstes Jahr. Ligaverband und Vereine haben eine Vergrößerung der Bundesliga auf 18 Teams beschlossen (je neun in Gruppe Süd und Nord). Die Hauptrunde soll damit aufgewertet werden und der Wettbewerb steigen. Eine sinnvolle Maßnahme, denn so schafft man endlich eine konkurrenzfähige Liga. Landestrainer Matusche sieht die Veränderungen eher negativ, "weil die Belastung zu groß wird". Noch ist alles beim Alten: Sechs Teams je Staffel, die besten Acht erreichen die Playoffs. Bis dahin werden manche Vereine taktieren und ihre Topkämpfer schonen. Genau das soll in Zukunft eben nicht mehr passieren.

Die Konkurrenten

Erzrivale Abensberg ist nach zweijähriger Pause zurück in der Bundesliga. Auch wenn Matusche scheinbar unbeteiligt meint: "Das interessiert mich gar nicht" - die schier endlose Durststrecke gegen den Dauermeister aus Niederbayern wurmt in Großhadern jeden Beteiligten. Seit 2001 haben die Münchner das Prestigeduell nicht mehr gewonnen. Auch jetzt ist Abensberg wieder Favorit auf Sieg und Meisterschaft. Allerdings ist Titelverteidiger Hamburg, mit den drei Ex-Großhadernern Aaron Hildebrand, Igor Wandtke und Alexander Wieczerzak, auf Augenhöhe. Dahinter kommen Teams wie Großhadern, Esslingen und Potsdam. Das Ziel der Münchner: ein Platz unter den besten Vier.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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