Hockey:Zwei Trikots im Schrank

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Draußen für Mannheim, drinnen für München: Hockeyspielerin Lara Dodd pendelt zwischen zwei Erstliga-Rivalen - und würde gerne beim MSC bleiben.

Von Katrin Freiburghaus, München

Man stelle sich Folgendes vor, rein hypothetisch: Franck Ribéry fliegt in der Winterpause mit Borussia Dortmunds Fußballern ins Trainingslager, verbringt dort ein paar lauschige Teamabende voller Interna, absolviert ein paar Spiele in Schwarz-Gelb und ist dann pünktlich zur Rückrunde wieder beim FC Bayern.

Was komplett absurd anmutet, ist für Hockeyspielerin Lara Dodd derzeit Alltag. Die 23-Jährige spielt für die Bundesliga-Frauen des Münchner Sportclubs in der Hallen-Bundesliga, obwohl sie in der Feldhinrunde noch das Trikot des Liga-Konkurrenten TSV Mannheim trug und dies in der Rückrunde auch erneut tun wird - weil sie für den MSC ausschließlich in der Halle spielberechtigt ist. Am Sonntag spielt sie in Allach in der letzten Partie der Hallenrunde gegen den TSV Mannheim (14 Uhr), also quasi gegen ihren eigenen Verein.

Dass eine Spielerin für eine halbe Saison bei der Konkurrenz anheuert, klingt "für andere Sportarten ein bisschen verrückt", räumt ihr derzeitiger Trainer André Schriever ein, es komme im Hockey aber immer wieder vor. Manche Spielerinnen, die irgendwann in die erste Liga gewechselt seien, würden die Hallenrunde beispielsweise grundsätzlich für ihre Heimatvereine absolvieren. Regelkonform ist diese Besonderheit, weil Hallen- und Feldsaison als komplett unabhängige Wettbewerbe betrachtet werden.

Anders verhält es sich mit der Rückrunde im Feld, die Dodd nicht für den MSC spielen darf, obwohl sie derzeit ein Praktikum in München absolviert und anschließend gerne bleiben würde. "Es zieht mich schon nach München", räumt sie ein, sollte sich etwas finden, werde sie deshalb lediglich für die Spieltage zum TSV Mannheim reisen. "Sie kann in der Rückrunde gerne bei uns mittrainieren, sie ist eine sehr gute Spielerin, die die Einheiten bereichert", sagt Schriever. Neu wäre das in München für niemanden mehr: Die Spieltagskonkurrentin Dodd war bereits im vergangenen Herbst Trainingskollegin.

Was sehr nach Interessenkollision klingt, findet Schriever nicht weiter dramatisch. "Beim Standardtraining haben wir sie natürlich rausgelassen", sagt er, und auch für die Trainingswoche vor dem direkten Duell mit dem TSV Mannheim habe man sie freundlich ausgeladen. Auch für Dodd sind Duelle mit ihren langjährigen Mitspielerinnen keine normalen Spiele. "Ich kenne viele einfach sehr, sehr gut, da ist der Ehrgeiz dann schon noch mal größer", sagt sie. Darüber hinaus birgt das Spiel gegen den TSV am Sonntag indes nur noch wenig sportliche Brisanz. Es geht um Platz drei, den ersten Rang also, der nicht zur Teilnahme am Viertelfinale berechtigt.

"Wir wollen trotzdem einen versöhnlichen Abschluss. Als Dritter wäre es insgesamt eine solide Hallensaison gewesen", sagt Schriever, der keinen Hehl daraus macht, dass er Dodd nach der Feld-Rückrunde gerne auch an Spieltagen in seinem Kader hätte. Er beschreibt die bislang drittbeste MSC-Torschützin in der Halle als "Leader-Typ auf dem Platz" und "absolute Team-Spielerin neben dem Platz", sie habe "gleich einen Mannschaftsabend organisiert". Wenn der Münchner Arbeitsmarkt mitspielt, war es wohl nicht der letzte.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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