Hockey:Gut gewürfelt

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Befristeter Glücksgriff: Lara Dodd gibt beim MSC ein Gastspiel in der Halle – gegen Nürnberg überzeugt sie vollends. (Foto: Claus Schunk)

Die neu formierten Hockey-Bundesligateams des Münchner Sportclubs starten ordentlich in die Hallensaison. Da ist gut für das übergeordnete Saisonziel: eine bessere Struktur.

Von Katrin Freiburghaus, München

Der Vorteil an der mehrfach geteilten Hockey-Saison ist, dass sich die Bundesliga-Teams dreimal pro Jahr neue Ziele stecken können: Zum Beginn der Hinrunde auf dem Feld, zur Hallenserie im Winter und zum Rückrundenauftakt auf dem Kunstrasen. Für Trainer ist das eine Steilvorlage, um aufzurütteln, neu zu motivieren und der Öffentlichkeit Aufbruchsstimmung zu vermitteln. Der Haken beim Münchner Sportclub (MSC) ist: Die Erstligateams haben in diesem Jahr gar keine Saisonziele, die sich an Tabellenplätzen ablesen ließen.

Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern geht es nach großen personellen Umbrüchen primär darum, funktionierende Strukturen zu etablieren. Das gilt für die Feldsaison genauso wie für die kurze Hallenphase, die am vergangenen Samstag mit ordentlichen Resultaten begann. Die Männer unterlagen dem Nürnberger HTC am Samstag in einem spektakulären bayerischen Derby 8:11 (4:7) und sicherten sich am Sonntag beim 5:3 (2:1) gegen Frankfurt die ersten drei Punkte, die Frauen ließen Nürnberg beim 8:3 (6:1) keine Chance.

Diese Ergebnisse waren wichtig, denn die Sache mit der Ziellosigkeit stimmt ja nur zum Teil. "Wir haben uns da noch nicht festgelegt", sagte Männertrainer Patrick Fritsche zwar, und "von Platz zwei bis fünf ist alles möglich" sein Kollege bei den Frauen, André Schriever. Doch schon anhand von Schrievers Aussage wird deutlich: Absteigen wollen sie natürlich beide nicht. Und so bringt der gelungene beziehungsweise zumindest teilweise gelungene Auftakt jene Ruhe, die sich beide zum Arbeiten für die kommenden Wochen wünschen.

"Wir mussten uns ein Erfolgserlebnis holen in dieser sehr engen Liga", sagte Fritsche, den vor allem der Lerneffekt von Samstag auf Sonntag überzeugte. Am Samstag hatte der MSC 2:0 geführt, dann aber zwischen der 12. und 25. Minute sechs Gegentore kassiert. Gegen Frankfurt lag das Team 0:1 zurück, drehte die Partie aber noch vor der Pause und gab den Vorsprung nicht mehr aus der Hand. "Wir sind ruhig geblieben, da muss ich den Jungs ein großes Kompliment machen, wie sie es geschafft haben, auf die eigene Stärke zu vertrauen", sagte Fritsche.

"Die Mannschaft stellt sich mit zehn Feldspielerinnen von allein auf", sagt MSC-Trainer Schriever

Die Frauen, die in den vergangenen Jahren mit wenigen Ausnahmen Dauergast im Hallen-Viertelfinale waren, begrüßten bereits beim Einlaufen in die Halle einen der Gründe dafür, warum das keine Selbstverständlichkeit mehr ist: Nina Hasselmann, die aus beruflichen Gründen in ihre Heimat Franken zurückgekehrt ist, trug das Trikot des Gegners. Sie war nicht die einzige Leistungsträgerin, die man in der Kaderliste des MSC vergeblich suchte. Kapitänin Hannah Krüger und Ariane Servatius pausieren in der Halle aus beruflichen Gründen, Jacqueline Dorner, Philin Bolle und Nike Beckhaus sind verletzt. In der Vorbereitung riss auch noch Mareike Konsek das Kreuzband, und Janne Wetzel soll ihre Rückenprobleme auskurieren.

"Wir sind eine komplett neu zusammengewürfelte Mannschaft. Aus dem Kader der Vorsaison sind nur noch Michelle Strobel und Anissa Korth dabei", sagte Schriever, "der Rest spielt zum ersten Mal so zusammen."

Entsprechend wichtig war die erste Standortbestimmung, zumal Schriever im Grunde keine Möglichkeiten hat, personell zu reagieren. "Die Mannschaft stellt sich mit zehn Feldspielerinnen von allein auf", sagte er. Weil im Hallenhockey permanent ein erster und ein zweiter Block ein- und ausgewechselt wird, gibt es keine Konkurrenz im Team. Schriever sieht darin aber auch Vorteile, auf diese Weise könne das Team "als eingeschworene Mannschaft in jedes Spiel gehen". Dass sich Zugang Lara Dodd, die nur für die Hallensaison ein Gastspiel gibt, als Glücksgriff erwies, kommt da sehr gelegen. Sie trug sich gleich mit drei Treffern in die Torschützenliste ein. "Offensiv kreieren wir noch nicht die Zahl an Chancen, die wir kreieren wollen", sagte Schriever zwar. Doch mit Dodd jemanden gewonnen zu haben, der ein paar der wenigen Möglichkeiten verwertet, ist eine gute Basis.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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