Hockey:Aufwendiger Trick mit drei Buchstaben

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Der MSC hätte sie gerne behalten, der SCM kommt für sie zu spät: Svea Hinnüber wird in der kommenden Saison für den TuS Obermenzing spielen. (Foto: Claus Schunk)

MSC gründet SCM: Hockeyklub will einen Regionalliga-Ableger

Von Fabian Swidrak, München

Drei Abstiege waren für die Hockeyspielerin Svea Hinnüber einer zu viel. Im Erstligateam des Münchner Sportclubs zählte sie in der abgelaufenen Saison nicht immer zur ersten Wahl, daher wollte sie kürzer treten, mit weniger Aufwand in einer etwas niedrigeren Liga spielen. Die Oberliga Bayern, die Spielklasse der zweiten Mannschaft des MSC, war der 23-jährigen Abwehrspielerin dann aber doch zu niedrig. Also verließ sie ihren Verein, obwohl der sie gerne behalten hätte, und wechselte zum TuS Obermenzing. Dort läuft sie künftig in der Regionalliga auf, einer Spielklasse, die ihr der MSC nicht bieten kann. Noch nicht.

Denn die MSC-Verantwortlichen haben einen Weg entdeckt, dieses Problem für die Zukunft zu beheben. Dazu haben sie einen neuen Hockey-Verein gegründet, den Sportclub München 2016, kurz: SCM. "Wir wollen sicherstellen, dass nicht alle jungen Spielerinnen den Klub verlassen, wenn sie sich nicht direkt in der Bundesliga durchsetzen", erläutert Frank Ommert, Abteilungsleiter beim MSC und nun auch erster Vorsitzender des SCM. In der kommenden Saison wird der neue Verein mit einer Frauenmannschaft in der ersten Verbandsliga Südbayern starten. In drei bis vier Jahren soll das Team in der Regionalliga Süd spielen - und damit nicht nur der ersten Mannschaft des MSC als Unterbau dienen, sondern eine Regelung des Süddeutschen Hockey-Verbands (SHV) umgehen.

Seit längerer Zeit wünschen sich die Verantwortlichen des MSC, die sportliche Lücke zwischen erster und zweiter Mannschaft zu verkleinern. Erst vor einem Jahr wurde das Oberliga-Team letztmals Meister und schaffte damit die Qualifikation für die Regionalliga. Ein Aufstieg war jedoch nicht möglich, weil zweite Mannschaften im Einflussgebiet des SHV maximal in der Oberliga antreten dürfen. Die Regel soll kleinen Vereinen die Chance geben, in höheren Spielklassen anzutreten. Zahlreichen Bundesliga-Teams ist das jedoch ein Dorn im Auge, weil die Kluft zwischen den Teams dadurch arg groß ist. In den drei übrigen Regionalverbänden existiert eine solche Regel nicht.

"Vom Verband haben wir keinen Kommentar erhalten. Rein rechtlich kann man dagegen aber auch nichts machen", sagt Ommert über sein neues Farmteam, das mittelfristig zwischen der ersten und zweiten Mannschaft des MSC angesiedelt werden soll. "Es handelt sich ja um zwei unterschiedliche Vereine." Auch Ligakonkurrent Mannheim gründete vor einigen Jahren einen zweiten Verein, den Feudenheimer HC, um junge Spielerinnen zu halten und an die erste Mannschaft heranzuführen. Die drei bestehenden Frauen-Mannschaften des MSC nehmen in der kommenden Saison unverändert am Spielbetrieb teil.

Für die Verantwortlichen beider Münchner Klubs wird es nicht leicht, die insgesamt vier Teams zu koordinieren. Wer für die erste Mannschaft des MSC spielt, kann auch für die zweite oder dritte Mannschaft des MSC, aber nicht für die des SCM spielen und umgekehrt. "Die Spielerinnen der neuen Mannschaft müssen natürlich auch dem neuen Verein angehören und dort ihren Pass haben", sagt Ommert. Schon vor der Saison muss also festgelegt werden, welche Spielerin für welchen Verein aufläuft. "Diesen Nachteil nehmen wir in Kauf", sagt Ommert. Auch auf der Anlage des MSC wird es künftig eng, weil der SCM dort ebenfalls seine Heimspiele austrägt.

Noch ist vieles offen beim SCM, auch ein Trainer steht offiziell noch nicht fest. Klar ist dagegen: In der Verbandsliga wird das SCM-Team künftig auch gegen die dritte Mannschaft des MSC spielen. Gelingt wie geplant direkt der Aufstieg in die Oberliga, wird das Team dort ein Jahr später auf die zweite Mannschaft des MSC treffen. Bis zu einem Wiedersehen mit Svea Hinnüber wird es also selbst im günstigsten Fall noch zwei Jahre dauern.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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