Hockey:Aufbruch statt Aufstieg

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Hockey Der neue Trainer von Rot-Weiß Muenchen, Carlos Escribá Liñero. (Foto: Claus Schunk)

Regionalligist Rot-Weiß München startet bescheiden in die Rückrunde

Von Katrin Freiburghaus, München

Es gab eine Zeit, zu der Hockey-Spieler mit Bundesliga-Ambitionen in München vor einer Entscheidung standen: Münchner Sportclub (MSC) oder Rot-Weiß München, lautete sie, und den Entschluss später zu revidieren kratzte an der Grenze zum Skandal. Diese Zeit liegt ein bisschen zurück, denn die Kräfteverhältnisse sind seit ein paar Jahren ziemlich klar. Der MSC spielt in der Spitzengruppe der zweiten Liga und ist in der Halle erstklassig, Rot-Weiß ist in der Halle mittlerweile in der vierten Liga angekommen und startet an diesem Samstag (16 Uhr) gegen den Kreuznacher HC in die Regionalliga-Rückrunde.

Bis vor ein paar Jahren arbeitete sich Rot-Weiß mit aller Kraft an einer möglichst schnellen Rückkehr in die Bundesliga ab, das Zweitliga-Intermezzo in der Saison 2013/14 misslang mit dem Wiederabstieg allerdings gründlich. Die Ziele klingen seitdem weniger plakativ; nach dem Abstieg in der zurückliegenden Hallen-Saison in die zweite Regionalliga hat sich das nicht geändert. "Ziel ist es, die Mannschaft zu festigen und die sportlichen Leistungen zu stabilisieren. Wir schauen noch nicht nach oben", sagt Hockey-Abteilungsleiter Philipp Crone. Es gehe um "solides Arbeiten und darum, Struktur und Konstanz in allen Bereichen reinzubringen".

Zustimmung bekommt er dafür vom Stadtrivalen: "Die haben gute Leute im Klub, aber Entwicklung geht nicht auf Knopfdruck", sagt MSC-Sportdirektor Stefan Kermas. Nach vier absolvierten Spielen ist Rot-Weiß Sechster der Achter-Liga. Abhängig von der regionalen Zuordnung der Auf- und Absteiger wäre das der erste beziehungsweise zweite Nicht-Abstiegsplatz. Crone vermeidet das Wort Abstiegskampf zwar sorgfältig, Tabellen können sie im Klub aber alle lesen. Trotzdem bleibt er hartnäckig bei einer positiven Sicht: "Wir hatten eine schwierige Hallensaison. Unser Ziel ist es deshalb, eine solide Rückrunde zu spielen."

Die Gründe für seinen öffentlichen Optimismus sind nicht nur psychologischer Natur, sondern spiegeln auch "die Aufbruchsstimmung", die intern nach wie vor vorhanden sei. Eine Rückrunde ohne Auf- und Abstiegskampf wäre dem zweimaligen Weltmeister Crone deshalb lieb. Bestes Beispiel ist Trainer Carlos Escribá Linero, seit 2014 im Klub und im Grunde die erste Dauerlösung, nachdem Markus Felheim das Amt 2010 abgegeben hatte. Der Spanier ist in der deutschen Sprache angekommen. Die Sprachbarriere war kein kleines Problem, denn speziell am Spieltag sind kurze, prägnante Anweisungen gefragt, am besten in einer Sprache, die alle verstehen.

Eine Baustelle, die sich auf Sicht wohl nicht schließen lässt, ist die personelle Fluktuation in der Mannschaft. Neben der normalen Verjüngung brachen zuletzt immer wieder Stützen weg. Erst vor sechs Wochen meldete sich Kapitän Andreas Hoffmann aus beruflichen Gründen ab, sein Nachfolger ist Innenverteidiger Tobias Schua. "Das große Ziel ist, auch da Konstanz reinzubringen und es zu schaffen, eine Kerntruppe über einige Jahre zusammenzuhalten", sagt Crone. "Das ist nicht nur technisch und taktisch was anderes, sondern auch gruppendynamisch." Die Hauptaufgabe für die Rückrunde sieht Crone allerdings darin, sich "ein Grundselbstvertrauen" zu erarbeiten. Das würde auch zum Stabilisierungskurs passen.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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