Handball:Zurück in der Realität

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Handballer sind hart im Nehmen, Tizian Maier muss aber wohl länger passen - sollte sich der Verdacht auf eine Schultereckgelenksprengung bestätigen. (Foto: Günther Reger)

Drittliga-Handballer des TuS erwarten das nächste Topteam

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Man schrieb den 26. September 2015, als sich gegen 21.15 Uhr ein Häuflein ganz in schwarz gewandeter Handballer in der Großsporthalle im Wesner zu Groß-Bieberau zu einem Freudentänzchen formierte. Während die Spieler im Kreis in der Hallenmitte herumhüpften, stand Martin Wild etwas abseits und beobachtete die Szenerie. Ein bisschen wird er sich wie in einem wunderbaren Traum gefühlt haben, denn gerade hatte seine Mannschaft den fünften Sieg im fünften Spiel eingefahren. 10:0 Punkte in der dritten Handball-Bundesliga Gruppe Ost, mit etwas Pathos darf man festhalten: ein kleiner Augenblick für die Ewigkeit.

Vor allem wenn man sich an die Vorsaison erinnert: Der TuS Fürstenfeldbruck hatte den Klassenerhalt über den Umweg einer Relegation geschafft, die nur zustande gekommen war, weil gleich beide Vertreter aus Niedersachsen, Nienburg und Vorsfelde, auf einen Aufstieg verzichtet hatten.

Und plötzlich musste Wild nun die Ambitionen des Umfeldes im Zaum zu halten. 1993 hatte der TuS schon einmal den Sprung in die Zweitklassigkeit geschafft, es blieb ein einjähriger Ausflug. Wild jedoch, der diese Zeit nur aus Erzählungen kennt, da er seinerzeit seine Fähigkeiten noch in der C-Jugend des TSV München-Ost entwickelte, hat stets betont, dass er wie die Spieler sehr wohl das bis dahin Geleistete einordnen könne. Mittlerweile stehen die Brucker auf dem sechsten Platz, ein nach wie vor beachtliches Ergebnis. Zumal der Tabellenzweite HSG Rodgau Nieder-Roden nur zwei Pünktchen besser ist.

Am vergangenen Samstag indes haben die Brucker eine neue Erfahrung gemacht, die Partie beim Tabellenführer Hüttenberg war ein Ausflug in eine "andere Handballwelt", wie Wild es ausdrückt. Die Hessen sind nicht nur Bundesliga-Gründungsmitglied mit langjähriger Erstliga-Tradition, sie sind auch Zweitliga-Absteiger und haben die sofortige Rückkehr nach oben zur Maxime erklärt. Nach Lage der Dinge, Hüttenberg ist mit 20:0 Zählern überragender Primus, dürfte dies zu erreichen sein.

Wild war beeindruckt vom Apparat der Gastgeber, nicht nur weil sie im Isländer Adalsteinn Eyjolfsson einen professionellen Trainer nebst einer ganzen Reihe an Assistenten haben: "Eine reine Handballhalle mit zwei Tribünen", sah Wild, "viel Security, alles top organisiert." Und eine tief und qualitativ hochwertig besetzte Mannschaft, in deren Reihen in dem Isländer Ragnar Johansson und dem bosnischen Nationalspieler Damir Doborac zwei Profis spielen. Neunmal trainieren die Hüttenberger Spieler pro Woche, erfuhr Wild von seinem Kollegen, dennoch konnte seine Mannschaft, nachdem sie den Respekt abgelegt hatte, ordentlich dagegenhalten. Aus einem 2:9 machte der TuS ein 10:11, da kam die hochgelobte Auswahl der Hessen "ins Wackeln", so Wild. Die 18:31-Niederlage wurmte den TuS-Trainer denn auch nur wegen der Höhe, die den wahren Abstand nicht richtig widergegeben habe.

"Wir konnten immer einschätzen, wo wir stehen", sagt Wild nun, "wir hatten kein Verletzungspech und einen günstigen Spielplan, die Stimmung war gut und wir kamen in einen Lauf." Das hat sich geändert, die Gegner werden schwerer, am Samstag (19.30 Uhr) gastiert der Zweite Nieder-Roden. Auch muss der TuS nach Frederik Hartz (Daumenbruch) wohl länger auf Tizian Maier verzichten, der das Montagstraining mit Verdacht auf Schultereckgelenksprengung abrechen musste. Am Sonntag folgt eine Kernspinuntersuchung nebst genauer Diagnose, Wild fallen damit zwei Schlüsselspieler der vergangenen Wochen aus. Jammern mag er aber nicht: "Nieder-Roden ist Favorit, wir spielen vor heimischen Fans, solche Spiele mögen wir." Er hofft auf eine Überraschung ("Wir sind deutlich näher an Nieder-Roden als an Hüttenberg") und auf zwei weitere Punkte für den Klassenerhalt.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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