Handball:"Wir sind ganz entspannt"

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„Niemand im Verein hat Angst vor dem Abstieg“, sagt Trainer Hendrik Pleines. „Wir haben alle noch Spaß an der Liga.“ (Foto: Günther Reger)

Zehn Spiele, ein Punkt, letzter Platz: Hendrik Pleines, Trainer des Handball-Zweitligisten HCD Gröbenzell, über die Probleme des Aufsteigers - und warum er sie für lösbar hält.

Interview von Ralf Tögel

SZ: Herr Pleines, am Wochenende hat ihr Team gegen Halle 27:29 verloren, Sie liegen nach zehn Spielen auf dem letzten Platz - mit einem Punkt. Glauben Sie noch an den Klassenerhalt?

Hendrik Pleines: Natürlich. Vorige Saison hatten wir zur selben Zeit vier Punkte Rückstand auf den Ersten und haben auch nicht daran gezweifelt, dass wir das aufholen können. Tabellarisch sieht es nicht schön aus, aber vier Punkte Rückstand aufzuholen, ist nicht nach den Sternen gegriffen.

Jetzt ist die Zeit, um Weichen für die nächste Saison zu stellen. Planen Sie zweigleisig?

Wir haben uns schon Ende November zusammengesetzt. In der Weihnachtspause folgen die ersten Gespräche mit den Spielerinnen, da werden sich Tendenzen herauskristallisieren. Klar ist, dass wir zweigleisig planen, wobei sich nichts ändern wird. Wir haben keine Verträge, die nur für eine Liga gelten, und der Verein streicht uns im Fall des Abstiegs auch keine Mittel.

Machen Sie weiter?

Das kann ich noch nicht sagen. Wir sind in engen Gesprächen mit der Vereinsführung und werden nach der Pause eine Entscheidung fällen, ob wir weiter zusammenarbeiten oder ob frischer Wind rein muss. Fest steht, mir macht es nach wie vor großen Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten.

Was gibt Ihnen Hoffnung, dass es weiter einen Zweitligisten zu trainieren gibt?

Wir waren in vielen Spielen nah dran, uns fehlte oft nur Erfahrung und Cleverness. Hoffnung macht mir, dass alle nach wie vor sehr engagiert trainieren und sich verbessern möchten. Dass wir alle noch Spaß an der Liga haben - und, dass wir als Gesamtverein eine richtig gute Saison haben.

Wie bitte?

Ich weiß, das ist schwer zu glauben. Aber beim letzte Heimspieltag zum Beispiel hatten wir einen kleinen Weihnachtsbasar aufgebaut, und 450 Leute waren in der Halle. Es gab nur positives Feedback: von Zuschauern, Sponsoren und Vereinsführung. Alle sind bereit, weiter dabei zu sein. Die Stimmung im Gesamtverein ist sehr gut.

Und in Amelie Bayerl wird eine Junioren-Nationalspielerin vom DHB-Lehrgang zurückkehren.

Natürlich spielt sie in der sportlichen Perspektiv eine große Rolle. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum wir noch nicht gewonnen haben. Aber klar, lieber mit ihr als ohne - das gilt aber für alle im Kader.

Was fehlt zur Konkurrenz?

Die haben mehr Durchschlagskraft, mehr Athletik, mehr Masse. Damit meine ich die Durchsetzungsfähigkeit. Und natürlich die Erfahrung auf diesem Niveau. Alle Gegner haben Spielerinnen, die das alles erlebt haben, wissen, wie man in engen Situationen handeln muss, wie man gewinnt. Da brauchst du einfach ein halbes Jahr, um da anzukommen. Wir haben niemand, der auf diesem Niveau schon gespielt hat.

Also muss nachgebessert werden?

Nein, diesen Unterschied können wir gar nicht aufholen. Halle zum Beispiel hat vor der Saison zwei Skandinavierinnen und eine Kroatin verpflichtet. Solche Möglichkeiten haben wir nicht. Wir sind stolz, mit vielen Eigengewächsen und Nachwuchsspielerinnen zweitklassig zu spielen. Den Weg werden wir nicht aufgeben.

Würde der Abstieg einen nachhaltigen Schaden bedeuten?

Kann ich mir nicht vorstellen. Der Verein steht auf sehr gesunden Füßen, die zweite Mannschaft macht in der Landesliga einen sehr guten Job, die A-Jugend spielt auch kommende Saison Qualifikation für die Bundesliga. Unsere Mannschaft ist gefestigt und wir haben einen Schatz an jungen Spielerinnen. Weder die Trainer noch die Mädels noch der Verein haben Angst vor dem Abstieg. Wir sind alle ganz entspannt.

Hand aufs Herz: Hat der HCD die nötigen Möglichkeiten für die zweite Liga?

Wir treten vom Vorstand über die Sponsorenbetreuung bis zum Hallensprecher schon mit professionellen Strukturen auf, das muss man auch sehen. Aber klar, was die finanziellen Möglichkeiten betrifft, ist die Liga schon etwas zu groß. Aber wenn wir drin bleiben, werden wir uns diesem Niveau peu à peu weiter anpassen.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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