Handball:Warten auf Freitag

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Geschafft: Die Mannschaft von Trainer Hendrik Pleines hat den zweiten Tabellenplatz sicher. (Foto: Günther Reger)

Wochenlang hat der HCD Gröbenzell auf eine Relegationsrunde gehofft. Nun steigt das Team von Hendrik Pleines womöglich sogar direkt in die zweite Liga auf.

Von Fabian Swidrak, Gröbenzell

Vollständig widerhergestellt wirkte Hendrik Pleines nicht, als er am Sonntagmittag um kurz nach 13 Uhr am Frühstückstisch sitzend in sein Telefon sprach. Nicht, dass der Trainer von Handball-Drittligist HCD Gröbenzell den jüngsten Sieg seiner Mannschaft etwas zu ausgelassen gefeiert hatte. Im Gegenteil: Pleines hatte am Steuer gesessen, während sich seine Spielerinnen auf der Rückbank selbst feierten. 21:19 (12:9) hatte die Mannschaft in Lörrach beim TV Brombach gewonnen, bevor sie zu ihrer rund 400 Kilometer langen Rückreise nach München aufbrach. "Dummerweise habe ich mich als Fahrer gemeldet", sagte Pleines. Um halb vier Uhr in der Nacht sei er schließlich "völlig hinüber" ins Bett gefallen.

Schon das Spiel habe ihn viel Kraft gekostet, sagte Pleines. Nervenaufreibend sei es gewesen, weil es seiner Mannschaft bis zum Schluss nicht gelang, sich entscheidend vom Gegner abzusetzen. "Werbung haben wir heute keine für uns gemacht. Das war sicher eine unserer schlechtesten Saisonleistungen", fand Pleines. Positiv hervorheben wollte er jedoch die erfahrene Svenja Jänicke, die in den entscheidenden Situationen der Schlussphase Verantwortung übernommen habe. Auch Kirsten Walter habe in der Deckung einen riesen Job gemacht. Was die übrigen Spielerinnen gehemmt hatte, konnte Pleines nicht genau sagen. "Vielleicht die Angst, sechs Stunden zurückzufahren und darüber nachzudenken, gegen Waiblingen gewinnen zu müssen, um Zweiter zu werden. Das auszublenden ist fast unmöglich." Im Grunde war es Pleines aber auch egal, warum seine Mannschaft nicht gut gespielt hatte. Er versicherte, die Partie in der Trainingswoche "gar nicht mehr groß analysieren" zu wollen. Die Mannschaft habe gewonnen und ihr Ziel damit bereits einen Spieltag vor dem Saisonende erreicht: Gröbenzell ist vom zweiten Tabellenplatz nicht mehr zu verdrängen.

Aus der Nord- und West-Staffel der dritten Liga will offenbar kein Verein aufsteigen

Rechnerisch ist es sogar möglich, Spitzenreiter SC Korb am letzten Spieltag noch abzulösen. Weil sie daran in Gröbenzell aber schon lange nicht mehr glauben, hat das Heimspiel am Samstag (17 Uhr) gegen den VfL Waiblingen keine größere sportliche Bedeutung mehr. "Wir wollen Spaß haben und einen gelungenen Jahresabschluss feiern", sagt Pleines. Zuletzt hatten sie beim HCD gehofft, die Partie gegen Waiblingen würde zur Generalprobe für die Teilnahme an einer möglichen Aufstiegsrelegation werden. Nun aber könnte es für Gröbenzell noch besser kommen: Eventuell berechtigt der zweite Tabellenplatz am Saisonende sogar direkt zum Aufstieg in die zweite Liga.

"Es läuft darauf hinaus, dass keine der Mannschaften aus der West- und Nord-Staffel für die zweite Liga meldet", sagt Pleines. Der Tabellenzweite der Ost-Staffel, die SG 09 Kirchhof, wäre dann ebenso aufstiegsberechtigt wie der HCD Gröbenzell als Zweiter der Süd-Staffel. Noch seien das keine gesicherten Informationen, sagt Pleines. Er habe jedoch aus verlässlicher Quelle erfahren, dass sich bei bereits abgelaufener Frist zumindest keine der Mannschaften aus dem Norden und Westen um eine Teilnahme an möglichen Relegationsspielen beworben hat. Meldeschluss für die zweite Liga ist am Freitag. "Wir haben in den letzten Wochen so viele unterschiedliche Informationen bekommen. Und noch klingt es ein bisschen unglaublich", sagt Pleines. "Aber wir haben für Samstag bereits eine Feier geplant. Im besten Fall wird es eine direkte Aufstiegsfeier."

Darf sich die Mannschaft am Wochenende tatsächlich über den Verzicht der anderen Klubs freuen, gilt es vor dem Aufstieg in die zweite Bundesliga nur noch eine Hürde zu überwinden: Der Deutsche Handballbund (DHB) muss dem Lizenzantrag des HCD Gröbenzell zustimmen. Pleines sagt: "Finanziell sind wir sicher nicht der erste Verein, der in Frage kommt, um im Unterhaus mitzuspielen. Aber ich bin da verhalten optimistisch." Noch haben die Verantwortlichen des HCD ihren Lizenzantrag nicht beim DHB eingereicht. Pleines geht aber davon aus, dass dies in den kommenden Tagen geschieht.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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