Handball: Tus Fürstenfeldbruck:Abenteuer dritte Liga

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Der Sieg im bayerischen Supercup ist für die Fürstenfeldbrucker Handballer ein schönes Erfolgserlebnis. Er liefert jedoch keine Erkenntnis, wo sie wirklich stehen.

Ralf Tögel

Als Martin Wild am Spielfeldrand über die Leistung seiner Mannschaft parlierte, dürfte ihn Sehnsucht ergriffen haben. Im Hintergrund machten sich die Akteure des THW Kiel und HSV Hamburg bereit, mächtige Rückraumwerfer donnerten gelbe Bälle in Richtung Tor. Die Struktur seines Rückraums ist in Sachen Gardemaß eher bescheiden, dem Trainer des TuS Fürstenfeldbruck fehlen die Shooter.

Technisch versiert, wendig und vor allem schnell: Mit modernem Tempohandball will der TuS Fürstenfeldbruck in der dritten Liga bestehen. Den Supercup haben Manuel Hattenberger und Kollegen schon einmal gewonnen. (Foto: lok)

Dass es dennoch locker zum dritten Sieg im bayerischen Supercup reichte, lag in erster Linie am Gegner. Der Turnerbund aus Roding, immerhin ambitionierter Bayernligist, war beim 31:25 (13:8)-Erfolg des TuS nicht in der Lage, den Drittligisten ernsthaft zu fordern. Ein Spiegelbild der vergangenen Saison, mit großer Überlegenheit waren die Brucker durch die Bayernliga marschiert, der Titel stand drei Spieltage vor Saisonende fest. Der Aufstieg hatte uneingeschränkte Priorität, was auch das ungewöhnlich frühe Aus der Brucker im bayerischen Pokal erklärt. Roding hatte diesen etwas überraschend gewonnen, in der Liga hatte der TB eine Nebenrolle gespielt.

Das neuerliche Kräftemessen mit dem Meister war aus Sicht der Oberpfälzer ein unschönes Déjà-vu, der TuS war in nahezu allen Belangen überlegen. Nur körperlich waren im Rodinger Team Vorteile auszumachen, besonders was die Durchschlagskraft aus der zweiten Reihe betraf. Diese zeichnete für das Gros der Treffer verantwortlich, Brucks Halblinker Hendrik Pleines erzielte sein erstes Tor aus dem Rückraum nach knapp 40 Minuten. Die Qualitäten des Aufsteigers liegen nicht im brachialen Bereich, der TuS spielt technisch versiert und schnell: modernen Tempohandball.

Herzstück des Spiels ist die Abwehr, die sich nun in neuer Ausrichtung präsentiert. Wild hat seiner Defensive die offensivste Ausrichtung verpasst, ein 3:2:1- System soll Ballgewinne bringen. Was im ersten Spiel mit ernstem Wettbewerbscharakter, so bezeichnete Wild den Supercup, schon mal ordentlich funktionierte - nach schwachem Beginn, der für den Trainer nicht verwunderlich war. Standen die Akteure doch auf dem Parkett einer Halle, die sie sonst nur auf den Rängen betreten. Der TuS-Trainer hatte dies als Aktiver selbst zweimal miterlebt, dem unrunden Spiel in den ersten Minuten wollte er daher keine Bedeutung beimessen.

Schott tritt kürzer

Nach vielen Fehlpässen und sechs Minuten ohne Tor - im Handball eine kleine Ewigkeit - griff das Brucker Tempospiel. Schnelle Balleroberungen führten noch schneller zu Toren, auf 9:3 zog der TuS davon. Als auch noch Steve Müller - der Beste auf Rodinger Seite und einer von wenigen, die aufgrund ihrer Statur im Hauptspiel nicht aufgefallen wären -, gegen Tobias Prestele bei einem Gegenstoß die Notbremse zog und mit roter Karte vom Feld musste, nahm das Spiel eine überraschende Wendung: Roding kam auf. "Wir haben sofort 20 Prozent zurückgeschraubt", analysierte Wild später, was die Begegnung aber nicht wirklich spannender machte.

Ein einziges Mal im gesamten Spielverlauf kam der Pokalsieger bis auf drei Tore an den Meister heran, der aber war jederzeit in der Lage zuzulegen. Immer wieder garnierte der TuS sein Spiel mit Kabinettstückchen, so als Pleines zweimal Linksaußen Sebastian Huhn zum Kempatrick bediente. Letztlich brachten die Brucker den nie gefährdeten Sieg mit 31:25 ins Ziel. "Es hätte höher ausfallen können, war aber standesgemäß", urteilte der Trainer nüchtern.

Natürlich weiß der ehemalige Junioren-Nationalspieler um die Schwere der Aufgabe in der dritten Liga, die mit dem Heimspiel gegen die SG Pforzheim-Eutingen am 11. September beginnt. Vor einer Woche kam Wild sein einziger Werfer abhanden, Heiko Sasgen erklärte etwas überraschend aus beruflichen Gründen seinen Rücktritt. Sasgen war im rechten Rückraum der Mann für einfache Tore, folglich war das Angriffsspiel zu einem nicht unerheblichen Teil auf ihn zugeschnitten. Es kam aber noch schlimmer:

Der zweite torgefährliche Linkshänder, Christian Schott, eröffnete dem Trainer fast zeitgleich, dass er aus zeitlichen Gründen kürzer treten muss. "Er wird nur aushelfen", sagt Wild, der seine Not zur Tugend machen will. "Wir haben an Torgefahr aus dem Rückraum abgenommen, aber an Qualität in der Abwehr zugelegt." Für den Sieg im Supercup hat das gereicht, die kommenden Gegner aber werden eine andere Qualität haben. Die dritte Liga versteht TuS-Trainer Wild daher als "ein Abenteuer", ganz pragmatisch.

© SZ vom 26.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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