Handball:Pionierin im Haferflocken-Land

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Ismanings Handballerin Maja Storn kommt eigentlich aus Berkeley, USA. Ihren Sport kennt dort kaum jemand - was die 18-Jährige gerne ändern würde

Von Florence Niemann, Ismaning

Sehr motiviert und trotzdem ziemlich lässig, so lautet die simple Erfolgsformel der Ismaninger Handballerin Maja Storn, die seit zwei Jahren Teil der US-amerikanischen Jugendnationalmannschaft ist. Mit einem One-Way-Ticket in die USA auswandern, zurück nach Berkeley, in die kleine Küstenstadt nahe San Francisco, in der sie geboren ist: An eine solche Zukunft denkt Maja Storn fast jeden Tag. Sie träume davon, den US-Handball voranzubringen, erzählt sie, und über eine große Portion gequollene Quaker-Oats-Haferflocken mit frischen Früchten würde sie sich auch mal wieder freuen.

Normalerweise läuft die 18-Jährige für die Mädchen des TSV Ismaning in der Bayernliga auf. Für einen festen Platz in der Bundesliga-Jugend der Talentschmiede reichte es in dieser Saison nicht aus, die Anforderungen seien hoch und die Konkurrenz extrem stark, sagt Storn. Nur bei Bedarf hilft sie manchmal dort aus. Vor vier Jahren wechselte die flinke Flügelspielerin, die meist als Linksaußen eingesetzt wird, in den Münchner Norden. Trainerin Renate Nagel, Mutter der deutschen Handball-Nationalspielerin Isabell Klein, habe ihr Potenzial gesehen, erinnert sich Storn, und überzeugte sie von einem Wechsel. "Die Freude war riesig. Für Handball nehme ich viel auf mich", sagt Storn.

Die Tochter eines deutschen Ehepaars, die neben der deutschen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, erzählt dann von ihren Erlebnissen in Übersee mit dem Juniorteam des US-Handball-Verbandes. Im Oktober 2012 flatterte Storn eine erste Einladung für einen Lehrgang in Los Angeles ins Haus - mit anschließender Teilnahme am renommierten Qualifikationsturnier der IHF-Trophy in Mexiko-Stadt. Auf Empfehlung ihrer damaligen Ismaninger Mitspielerin Sophie Fasold, ebenfalls eine amerikanische Handballerin, nominierte US-Coach Julio Sanchez die Münchnerin.

Handballer aus Europa mit amerikanischer Staatsbürgerschaft werden in den USA mit Kusshand empfangen. Im Gegensatz zum American Football, Basketball oder Eishockey gehört Handball zu den Sportarten, von denen viele Amerikaner nicht einmal wissen, dass sie existieren. Entsprechend bescheiden ist auch der Leistungsgrad des US-Handballs im internationalen Vergleich. Um zu den besten Mannschaften der USA zu gehören, braucht es keine jahrelange Erfahrung oder herausragende Qualität. Im Hause Storn war die Begeisterung für das Projekt "Handball in Amerika", wie Storn es gerne nennt, trotzdem sofort da. Ihre Mutter Marion buchte zwei Flüge nach Los Angeles und flog mit ihr über den Großen Teich.

Erfolg in Mexiko: Beim Qualifikationsturnier der IHF-Trophy wurde Maja Storn 2012 mit den USA Dritter. (Foto: oh)

Nach einer herzlichen Begrüßung lernte sich das neu formierte Team während einer gemeinsamen Stadtrundfahrt besser kennen. Im anschließenden Training "waren wir sofort alle auf einer Wellenlänge", beschreibt Maja Storn den angenehmen Umgangston mit ihren Mitspielerinnen. Der Teamgeist sei von Beginn an viel intensiver gewesen als in Ismaning, Storn erinnert sich gerne an die warmherzige Mentalität ihrer Mitspielerinnen. "In den USA", sagt sie, "sind die Menschen viel offener und entspannter. Aber trotzdem entwickeln viele einen wahnsinnigen Ehrgeiz, um ihre Ziele zu erreichen."

Ziel der US-Handballerinnen ist vor allem mehr Aufmerksamkeit und eine bessere Förderung, man denke dort aber in kleinen Schritten, erklärt Storn. Umso erstaunlicher war für sie deshalb der Gewinn der Bronzemedaille beim Qualifikationsturnier der IHF-Trophy in Mexiko 2012. Nach zwei Niederlagen gegen Kanada und den Gastgeber sicherte sich Sanchez' Mannschaft nach einem Sieg über Puerto Rico den dritten Platz, für die nächste Runde konnte sie sich aber nicht qualifizieren.

Vor vier Wochen reiste Storn nach Puerto Rico zu einem weiteren Nationen-Turnier, altersbedingt war das ihr letzter Auftritt im Trikot der US-amerikanischen Jugendnationalmannschaft. Maja Storm will sich für das Senior Team empfehlen, Coach Sanchez hat daher Videos mit Wettkampfszenen von ihr zusammengeschnitten und sie an den US-Nationaltrainer Christian Latulippe weitergeschickt.

Eine vollständige Rückkehr nach Berkeley schließt Storn, die parallel in München ihr BWL-Studium aufgenommen hat, also nicht aus. Sie träumt vom lässigen Leben an der Westküste, mit schönem Wetter und natürlich dem täglichen Haferflocken-Frühstück mit frischen Früchten, das es in Deutschland so nicht gibt, jedenfalls nicht mit ihrer Lieblingsmarke. Maja Storn sprüht vor Begeisterung für ihre Heimat. "Und ich würde mich für Handball in den USA stark machen", sagt sie lachend. Auch in Berkeley. Dort gibt es noch keinen guten Handballklub.

© SZ vom 04.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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