Handball:Kleinigkeit

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Immer mitten rein ins Geschehen: Auch Brucks Abwehrchef Korbinian Lex (li.) bekam die robuste Gäste-Deckung zu spüren. (Foto: Günther Reger)

Der TuS verliert das Spitzenspiel gegen Nußloch, gewinnt aber die Erkenntnis, dass sich Fürstenfeldbruck zu einem Standort mit Perspektive entwickelt hat

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Eine einfache Antwort war nicht zu bekommen. Frederik Hartz versuchte es so: "Dass es eng wird, war klar. Vielleicht lag es daran, dass sie doch ein paar Jahre mehr Erfahrung haben." Johannes Stumpf kamen kurz nach der Schlusssirene die vergebenen Chancen in den Sinn: "Vielleicht haben wir zu viele freie Würfe liegen lassen." Und Sebastian Meinzer fand: "Im Zweifelsfall waren sie besser." Die 29:31-Heimniederlage des gastgebenden TuS Fürstenfeldbruck gegen die SG Nußloch ist in der Tat nicht auf eine einfache Wahrheit herunterzubrechen, entsprechend waren sich die Protagonisten einig, dass es letztendlich an "ein paar Kleinigkeiten" lag, wie auch Trainer Martin Wild hernach resümierte.

Der war erst einmal untergetaucht, sank in der Kabine ermattet auf die Bank und nahm sich ein paar Minuten zum Überlegen. Es war ein aufwühlendes, intensives Spiel, das sich die beiden Mannschaften geliefert hatten. Was zu erwarten war, denn in Nußloch gastierte der Tabellenführer beim ersten Verfolger, folglich lieferten sich die beiden Mannschaften einen sehr unterhaltsamen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Es hat sich einiges getan im vergangenen Jahr, die Mannschaft hat sich in Qualität und Quantität weiterentwickelt, das Zuschauerinteresse ist enorm. Selbst die offizielle Angabe von 1000 Zuschauern scheint bescheiden, so eng wie die Anhänger auf der Tribüne zusammenrücken mussten. "Wir gehen nicht mehr als Außenseiter in solche Spiele", erklärte Wild, Bestätigung gab allein schon der frohlockende Gästetrainer Christian Job, der diesen Erfolg ganz offensichtlich nicht zwingend einkalkuliert hatte. "Hier werden nicht viele Mannschaften gewinnen", fand der frühere SG-Spielmacher. Job sah indes eine weitere Ursache für den Triumph der Seinen in einem Spiel "zweier wahnsinnig kämpferischer Mannschaften", wie er es ausdrückte: "Wir hatten das nötige Glück."

Bis 57 Sekunden vor Spielende war es tatsächlich unmöglich, den Sieger auszumachen, der TuS lag mit 28:29 im Hintertreffen, Nußlochs Trainer sortierte seine Spieler in einer Auszeit. Denn seine Mannschaft hatte sichtlich Probleme, gegen die leidenschaftlich kämpfenden Gastgeber zu einem aussichtsreichen Abschluss zu kommen. Also schnappte sich Pierre Friedl den Ball, sprang beidbeinig ab und hämmerte den Ball zum entscheidenden Zwei-Tore-Vorsprung unter die Latte. Friedl, das ist an dieser Stelle wichtig, ist einer der Nußlocher Rückraumspieler, der Zweitligaerfahrung bei Bietigheim gesammelt hat. Wie auch deren bester Torschütze Jochen Geppert, früher für Leutershausen in der zweiten Bundesliga unterwegs. Spieler, die erstens zu solchen einfachen Toren in der Lage sind, und Spieler, die in solchen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen. Die Brucker mussten mehr investieren für ihre Tore, wozu sie aber jederzeit in der Lage sind.

Egal ob der listige Tizian Maier, der mit seinen technisch feinen und überraschenden Schlagwürfen die gegnerische Abwehr siebenmal düpierte; oder Johannes Stumpf, der sich ohne Rücksicht auf sein Wohlergehen mit seinen Finten in die gegnerische Deckung wirft (6 Tore); oder der so pfeilschnelle wie sichere Linksaußen Markus Hofmann, der mit zehn Treffern bester Brucker Schütze war. Neu ist allerdings in dieser Spielzeit, wie gut die Gegner auf das schnelle Brucker Offensivspiel eingestellt sind. Mittlerweile steht der TuS auf des Gegners Rechnung, besonders Sebastian Meinzer (2), ansonsten Brucker Haupttorschütze, erfreut sich gegnerischer Aufmerksamkeit. Die Nußlocher begegneten dem Brucker Spiel mit einer robusten und defensiven 6:0-Abwehr, weil sie wussten, dass der Gegner wenig aus der zweiten Reihe wirft. Es war kraftraubend, gegen diesen wuchtigen Abwehrriegel anzurennen, kein Hinderungsgrund allerdings für das junge TuS-Ensemble. Das verstand es stets, das Spiel ausgeglichen zu gestalten, versäumte allerdings mehrmals, den Abstand zu vergrößern. Vor allem das Überzahlspiel, schon bei der Niederlage in Horkheim ein Schwachpunkt, brachte kaum Ertrag. Zudem vergaben die Brucker viele gute Möglichkeiten, hatten in der Endabrechnung auch die größere Anzahl an technischen Fehlern.

In der Summe ergab das die knappe Niederlage, die zwar arg enttäuschte Brucker hinterließ, aber kaum das Zeug zu einer beginnenden Krise hat. "Wir haben gerade eine schwierige Phase", fand Meinzer, womit er die beiden Niederlagen in Folge meinte. Bruck ist jetzt Tabellendritter, zwei Punkte beträgt der Rückstand auf die punktgleichen Nußloch und Balingen II. Auch der Trainer befürchtet keinen mentalen Schaden beim Personal: "So clever sind sie schon, um das realistisch einzuordnen." Er selbst kann das auch: "Wir haben wirklich nicht schlecht gespielt."

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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